"Messer, Gabel, Schere, Licht"

Datum: Freitag, 22. März 2013 09:07


.. und was es beim Spielen sonst noch zu beachten gibt.

Spielen ist elementar. Auch wenn einige Erwachsene den Reiz dessen vielleicht nicht mehr ganz nachvollziehen können, hat doch jeder eine Vorstellung davon, was man unter „spielen“ versteht. Um eine allgemeine Verständnisgrundlage neben all diesen Vorstellungen zu schaffen, hilft ein Blick ins Lexikon. So paradox es klingen mag, eine theoretische Beschreibung von Spiel ins Feld zu führen, versteht man unter dem Begriff „Spiel“ per Definition im weiteren Sinne:
Spielen dient also zunächst schlicht und ergreifend der Freude. Spielen soll Spaß machen, ohne Zwang und ohne Sorgen. Doch es gibt bei diesem Thema noch mehr Aspekte: Kommunikation, soziale Kompetenz, Konzentration, Motorik, etc. sind nur einige Stichworte in diesem Zusammenhang.
Es gibt einen eigenen Wissenschaftszweig für dieses Thema: Die Spielwissenschaft. In dieser wird noch einmal gesondert zwischen zweckgerichteten und zweckfreien Spielarten unterschieden. Doch genug der Theorie – Spielen ist etwas Praktisches.


Gut gespielt, ist halb gewonnen

Von klein an ist Spielen für die Entwicklung von Kindern von elementarer Bedeutung. Zunächst genügen sich Babys selbst zum Spielen. Da bergen Finger und Füße eine riesige Faszination. Was auch immer gerade ins Blickfeld kommt, wird bestaunt und ergriffen. Erst etwas später begreifen Babys, dass das „Spielzeug“ ja zum eigenen Körper gehört. Dieser Erkenntnis folgt die Fähigkeit, die Bewegungen so zu koordinieren, dass der Zeh gezielt zum und in den Mund geführt werden kann. Am großen Onkel zu lutschen ist das erste Ergebnis der kindlichen Spielanfänge. Die Kleinen sind zu Beginn der Mund-Zeh-Begegnung in der Regel drei Monate alt. Das ist natürlich nur ein Richtwert, der im Einzelfall abweichen kann.
Dieser motorischen Entwicklung folgt das Spiel mit körperfremden Spielzeug. Zu diesem Zeitpunkt ist das Kind durchschnittlich vier Monate alt. Mit sogenannten „Probehandlungen“ fängt das Kind schon in diesem jungen Alter an, die erwachsenen Bezugspersonen, im Regelfall die Eltern, nachzuahmen. So bekommen Kuscheltiere die gesamte Palette der Töne und Laute zu hören. Manchmal sprudeln die Geräusche wie ein Wasserfall aus den kleinen Plappermäulern. Damit wird die Kommunikation spielerisch angestoßen. Da die Babys dieses Verhalten immer wieder wiederholen, verfestigen sie automatisch die ersten Kommunikationsversuche mit dem Teddy und den Eltern. Die Motorik wird natürlich weiterhin im Spiel trainiert. Alles, was potenziell eine Faszination ausüben kann, wird begierig angenommen. Viele Eltern kennen endloses lautstarkes Rasseln aus dem Babybett. Noch kein halbes Jahr alt und schon sind Motorik, Kommunikation und Konzentration ein Kinderspiel. Diese Vorgänge werden im Laufe der Zeit natürlich verfeinert. Kurz vor dem ersten Geburtstag, durchschnittlich mit zehn Monaten, werden die Dinge interessant, die sich bewegen. Das lässt sich gut am Beispiel eines Balles nachvollziehen. Mit einfach beweglichen Dingen, wie eben Bällen, beginnen Kinder Zusammenhänge im Kopf herzustellen: Ich schubse den Ball an, er rollt weg. Gleiches gilt für weniger angenehme Spiele, zumindest für Eltern. Krachmachen ist nämlich auch ein tolles Beispiel für den Zusammenhang von Ursache und Folge: Ich haue beispielsweise einen Holzlöffel auf einen Topf und es macht laute, neue Geräusche. Mache ich das nochmal, kommt wieder das Geräusch. Schlage ich auf einen anderen Topf, kommt auch ein Geräusch, aber das klingt etwas anders. Das ist spannend und kann, zum Nachteil für die elterlichen Nerven, zu weniger wohlklingenden Konzerten in der heimischen Küche führen. Bei Bällen und Töpfen deutet sich schon an, dass Spielen auch für das (kindliche) Lernen eine wichtige Rolle spielt. Viele dieser frühkindlichen Spielereien sind auch für Motorik und Koordination entscheidend. Indem ein Kind einen Turm baut, lernt es Augen und Hände miteinander in Einklang arbeiten zu lassen. Wenn der Turm zusammenbricht und neu aufgebaut werden muss, wird die Ausdauer und Konzentration geschult. Es regt zum Denken an und hilft dabei, Strategien zu entwickeln. Gleichgültig, wie viele Versuche es benötigt – irgendwann wird der Knoten platzen, dass unten die großen Steine vielleicht mehr Sinn ergeben, als die kleinen. Heißt: Das logische Denken wird gefördert und gefordert.
Spätestens mit dem Eintreten in den Kindergarten ist das Spiel auch hilfreich dabei, den Umgang mit anderen Menschen zu erlernen. Das gilt schon vorher im familiären Rahmen. Gemeinsames Spielen schweißt zusammen, das kann kein ganzer Nachmittag vor dem Fernseher ersetzen. Spielt man zusammen mit seinen Kindern, lernt man die Welt zusammen kennen. Erwachsene können dadurch durch Kinderaugen sehen. Auch das Lernen von Gewinnen und Verlieren bietet sich nirgends mehr an, als beim Spielen. Das stärkt zusätzlich das Selbstbewusstsein.
Man kann die Wichtigkeit von Spielen für die Entwicklung eines Kindes gar nicht genug betonen. Meist ist gemeinsames Spielen wesentlich sinnvoller als die Anmeldung im x-ten Verein.