Jetzt wird es heiß!

Datum: Donnerstag, 30. Juni 2011 11:15


Interview mit Jeanette lößner (Hautärztin)

Bei ihren Kindern werden Eltern noch keine Anzeichen von Hautkrebs feststellen. Damit das auch so bleibt, ist es wichtig, bereits im Kindesalter ein Bewusstsein für den richtigen Umgang mit der Sonne zu schaffen.

Mit welchen typischen Sonnen- und Sommerschäden kommen „kleine“ Patienten in Ihre Praxis?
Gott sei dank kommen Kinder mit akuten Sonnenschäden eher selten in die Hautarztpraxis. Es sind eher sogenannte phototoxische Reaktionen – also Reaktionen der Haut nach Kontakt mit bestimmten Pflanzen und nachfolgender Sonneneinstrahlung (z.B. Wiesengräserdermatitis). Auch eine vorbestehende Neurodermitis kann sich durch Sonne und Schwitzen verstärken.

Haben sich die Krankheitsbilder in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten gewandelt?
Nein, sie haben sich nicht wesentlich gewandelt. Glücklicherweise sind die Patientenzahlen unter den Kindern mit Sonnenbränden durch die umfassende Aufklärung der Eltern durch die Medien oder Arztbesuche zurückgegangen. Der Hautarzt wird sehr häufig zur Abklärung von Leberflecken der Haut aufgesucht. Leberflecken treten etwa ab dem 3.
oder 4. Lebensjahr auf und nehmen dann zu. Sie sind jedoch eine völlig normale Veränderung der Haut. Hautkrebs ist im Kindesalter extrem selten.

Gibt es so etwas wie „typische“ Fehler, die Eltern im Sommer oft unterlaufen?
Der häufigste Fehler der Eltern im Sommer ist die fehlende Vorbildwirkung in Bezug auf einen vernünftigen Umgang mit der Sonne. Eltern sollten mit gutem Beispiel vorangehen und gebräunte Haut nicht idealisieren. Kinder lernen durch Nachahmung, durch positive wie negative Vorbilder. Auch beim Baden muss Kinderhaut mit einem T-Shirt geschützt werden. Babyöl fördert die Lichtempfindlichkeit der Haut – also darauf verzichten. Nach dem Baden muss Sonnenschutzcreme erneut aufgetragen werden,  auch wenn sie als wasserfest deklariert ist. Babys und Kleinkinder gehören nicht in die direkte Sonne. Ideal sind luftige T-Shirts mit langen Ärmeln, lange luftige Hosen und Schuhe, die die Fußrücken bedecken.

Was ist Ihres Erachtens der größte Irrglaube, nach dem viele Eltern im Sommer handeln?
Der größte Irrglaube ist wohl, dass wir die direkte Sonneneinstrahlung auf die Haut zur Vorbeugung eines Vitamin D-Mangels benötigen. Auch in unseren Breitengraden reichen 10 bis 15 Min. indirekte Sonneneinstrahlung völlig aus – z.B. ein kurzer Spaziergang am frühen Morgen. Wiederholtes Auftragen des Lichtschutzmittels erhöht nicht den Lichtschutzfaktor, kann ihn aber gleichwohl erhalten.

Wovor muss Kinderhaut geschützt werden – gibt es neben UV-Strahlen weitere Gefahren?
Die lichtempfindliche Kinderhaut ist in besonderem Maße schützenswert. Einerseits sind die natürlichen Schutzmechanismen noch nicht vollständig ausgebildet, andererseits kann eine akute oder wiederholte Lichtschädigung der Kinder tödliche Folgen im Erwachsenenalter zeigen. Studien zeigen, dass wiederholte und häufige Sonnenbrände während der ersten 2 Lebensjahrzehnte das Risiko für die Entstehung des Schwarzen Hautkrebses im Erwachsenenalter drastisch erhöhen.

Welche Kleidung ist im Sommer besser – dunkle oder helle?
Kleidung stellt eine gute Barriere für die UV-Strahlung dar. Je nach Art des Stoffes gelangt dennoch mehr oder weniger der Strahlung an die Haut und kann zu Hautschäden führen. Im Allgemeinen ist dicht gewebter, dunkler Stoff am wenigsten durchlässig für UV-Strahlen.