Kolumne :: Seite 54
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
willig bei der Einnahme der acht Kapseln, allerdings
Stück für Stück. Ich bastelte mir mit einem Stück Pap-
pe noch ein Schildchen für meinen Gürtel auf dem
stand „8 auf einen Streich“. Besser als das märchen-
hafte tapfere Schneiderlein.
Meine bessere Hälfte meinte, ich soll nicht so einen
Zirkus machen und mir lieber noch den Beipack-
zettel durchlesen. Da stand drauf, was man alles
während der knapp vier Wochen andauernden
Kapseleinnahme samt Sanierung nicht essen soll-
te. Ich überflog das und tönte noch einmal laut vor
den Kids, dass Proktus Maximus die Schrecken der
Darmsanierung nicht fürchtet und selbst Metall die-
sen Körper durchfließt wie Quark mit Leinöl.
Leider scheiterte der aber schon am übernächsten
Tag an einem leckeren Mittagessen, bei dem ich zu
meinem Schnitzel nicht auf meine geliebten Bohnen
verzichten wollte. Nachmittags gings mit den Kindern
ins Planetarium, die Vorstellung hieß „Mit Professor
Photon durchs Weltall“. Es war mucksmäuschenstill,
als gerade etwas zum Urknall erklärt wurde. In die-
sem Moment löste sich bei Proktus Maximus tatsäch-
lich ein Urknall im Darm. Mit einem lauten PRAAAT
verdampfte die erste Portion Bohnen. Sie kennen ja
den Spruch „Jedes Böhnchen macht ein Tönchen“.
Die Darmsanierung verlieh dem Blähgemüse eine
ungeahnte Schubkraft und Lautstärke. Im Planeta-
rium sahen sich die anwesenden Familien irritiert
um. Offensichtlich wusste keiner so richtig, ob das
jetzt zum Programm gehörte oder nicht, zu sehr war
die Kuppel vom Donnergrollen erfüllt worden. Mei-
ne Kids, die ja neben mir saßen, hatten es natürlich
mitbekommen und sahen mich wirklich beeindruckt
an. Ich gab meiner besseren Hälfte dann aber zu ver-
stehen, dass ich lieber draußen im Park warte, wo
ich mit meinem Bohnenterror dann noch eine halbe
Stunde bis zum Ende der Vorstellung alle Vögel im
Umkreis verscheuchte. Hätte ich dem Beipackzettel
doch nur etwas Beachtung geschenkt. Meiner besse-
ren Hälfte war das natürlich oberpeinlich, aber mei-
ne Kids sahen das ganz anders. Sie feierten mich als
„Furzus Maximus – der mit demUrknall imDarm“. Es
ist schon beachtlich, auf welchen Wegen eine Darm-
sanierung einen Vater, der wirklich alles gibt, zum
Helden seiner Kinder macht.
Euer lausitzDADDY
Wussten Sie schon, dass man seinen Darm
sanieren kann? Ich war auch verstört, als mir
meine bessere Hälfte ihr neuestes Familien-
Gesundheitsprojekt vorstellte: „Kinder, Papa – wir
machen eine Darmsanierung.“
Kinder fragen ja nicht, Kinder machen einfach nur
mit. Frei nach demMotto: Mama weiß schon, was gut
ist. Ich wollte meinen Darm aber nicht sanieren, ich
war eigentlich zufriedenmit seinem aktuellen Output.
Jeden Morgen konnte ich mich darauf verlassen, dass
ich nach dem ersten Bürokäffchen samt Tageszeitung
das Räumchen ohne Sonnenlicht besuchen durfte.
Gemütlich. BeimBegriff Sanierung hingegen hatte ich
gleich Bilder von entkernten Gebäuden vor mir, deren
Wände neu verputzt und gemalert werden mussten.
Ich wollte nicht, dass bei mir da hinten entkernt, ver-
putzt und gemalert wird. Meine bessere Hälfte sah
mir den Mangel an Begeisterung natürlich sofort an.
„Papa macht als starker Mann natürlich gleich vor,
wie das funktioniert. Nicht wahr Papa?“ und legte
mir einen Stapel Kapseln vor die Nase. Den Unterton
einer Grundschullehrerin bei einer hypothetischen
Frage an den immer untermotivierten Klassendepp
können Sie sich bestimmt vorstellen. Die Kinder sa-
hen ihren Helden aber erwartungsvoll an. Verdammt,
wie macht sie das nur immer. Ich schaltete natürlich
sofort auf das unerschrockene Vorbild-Superhelden-
Programm um. Dunkel erinerte ich mich, das Prok-
tologie irgendetwas mit dem Darm zu tun hat. Das
verkündete ich meinen Kindern und sagte, dass nun
„Proktus Maximus“ die handvoll Kapseln in einem
Zug herunterschluckt. Meine bessere Hälfte verdrehte
die Augen. Die Kinder staunten dafür wie bei einem
Schwertschlucker und folgten dann ihrerseits bereit-
Noch nicht genug gelacht?
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