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Aktuelles :: Seite 22

hat seine Gründe: Zum einen sind die Krankheits-

bilder, gegen die geimpft wird, gerade aufgrund der

Impfprogramme im Alltag als spürbare Gefahr kaum

noch präsent. Zum anderen sind Impfungen die ein-

zigen Maßnahmen, in denen fürsorgliche Eltern ihre

Kinder bewusst mit einer Krankheit – wenn auch nur

einem abgetöteten Krankheitserreger – in Berührung

bringen. Durch diese Konstellation fällt Medienbe-

richten über nachhaltige Impfschäden bei Kindern

viel Gewicht zu, denn Eltern leben heute nicht mehr

in einem Bedrohungsszenario mit tausenden an Ma-

sern oder Tetanus sterbenden Kindern in ihrer Um-

gebung. Zudem gibt es gesellschaftliche Trends zur

Homöopathie oder Anthroposophie, in denen man

dem Impfen skeptisch und teils klar ablehnend ge-

genüber steht. So sind homöopathisch ausgebildete

Ärzte dem Impfen gegenüber viel aufgeschlossener

eingestellt, als Homöopathen mit anderer Ausbil-

dung. Unter Waldorf-Eltern sind auch heute Masern-

Partys keine Seltenheit, bei denen gesunde Kinder

sich bei einem an Masern erkrankten Kind anstecken

und so den Immunschutz auf natürlichemWeg erlan-

gen sollen – dies unter dem deutlich höheren Risiko

eines Krankheitsverlaufes mit Komplikationen. Erst

im vergangenen Jahr ist in Berlin ein Kleinkind an

Masern gestorben. Denn selbst in industrialisierten

Ländern stirbt ein von zehntausend an Masern er-

kranktes Kind. Die Komplikationsrate der Impfung

ist hingegen wesentlich niedriger, die nur möglicher-

weise durch die Impfung ausgelöste Hirnhautent-

zündung wird bei weniger als einer Impfung je einer

Millionen Impfungen beobachtet, Todesfälle gar

nicht. Damit ist aber auch klar, dass bei Impfstoffen

wie bei jedem anderen Arzneimittel auch Komplikati-

Frau Staacke, Sie

sind selbst Mutter,

lassen Sie Ihr Kind

impfen?

Ja.

Denn

das

Grundprinzip einer Impfung ist

ein genialer Kniff, der perfekt auf

die natürlichen Fähigkeiten des

Körpers abgestimmt ist. Bei einer

Impfung werden Körper und Im-

munsystem mit einem Krankheits-

erreger konfrontiert. Das Immun-

system aktiviert daraufhin seinen

Schutzschild und bildet die pas-

senden Antikörper. Sie bekämp-

fen die krank machenden Erreger,

wenn der Körper später mit ihnen

in Kontakt kommt, und verhindern

den Ausbruch der Krankheit. Für

meinen Sohn ist es nur ein kleiner

unangenehmer Pikser, der vor vie-

len schweren Erkrankungen schüt-

zen kann.

Können Sie den Vorteil einer Imp-

fung auf den Punkt bringen?

Der Vorteil ist, dass das Immun-

system im Ernstfall vorbereitet ist

und die Bakterien- und Virenpo-

lizei sofort arbeiten kann. Ein un-

vorbereitetes Immunsystem ohne

Impfung muss im Fall einer Anste-

ckung nicht nur Antikörper bilden,

sondern auch mit den Symptomen

der Krankheit kämpfen.

Birgt die Impfung nicht gerade für

Babys und Kleinkinder Risiken?

Ganz im Gegenteil, denn die mög-

lichen gefährlichen Komplikatio-

nen im Krankheitsfall werden oft

unterschätzt. So können Erkran-

kungen zu bleibenden Behinde-

rungen führen oder sogar tödlich

enden. Impfen rettet dagegen Le-

ben. Es ist längst bewiesen, dass

das Risiko eines Impfschadens

stets geringer als das einer Erkran-

kung ist. In der Regel sind die heu-

tigen Impfstoffe gut verträglich und

können auch als Mehrfachimpfun-

gen verabreicht werden. Ein Pik-

ser verhindert somit gleich mehre-

re Krankheiten. Eine Impfung kann

auch Nebenwirkungen haben. Die-

se sind jedoch meist harmlos und

beschränken sich auf Schmerzen

oder Brennen an der Einstichstelle,

Unwohlsein, leichtes Fieber oder

grippeartige Beschwerden, die bald

wieder verschwinden. Kleine Strei-

cheleinheiten und Zuwendung hel-

fen Kindern in diesem Moment am

besten, das weiß ich auch aus eige-

ner Erfahrung.

Informieren Sie bei der AOK zu Imp-

fungen?

Für alle Impfungen gilt,

diese am besten mit dem Haus-

arzt zu besprechen. Als Gesund-

heitskasse unterstützen wir von

der AOK aber alle Impfungen, die

von der Impfkommission empfoh-

len werden und informieren in un-

serer Niederlassung auch ausführ-

lich dazu.

Ein Pikser verhindert Krankheiten

Interview mit Stefanie Staacke, Niederlassungsleiterin AOK Nordost/Spree-Neiße