Schlechte Ernährung von Kindern heute
Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen ist weltweit im Ansteigen und laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist Übergewicht ein rasant wachsendes Gesundheitsproblem. Die Gefahr für immer dicker werdende Kinder, an Herz-Kreislauf-Störungen, Typ-2-Diabetes und Fettleber zu erkranken, wird oft unterschätzt. Mit den richtigen Strategien lassen sich Ernährungsfehler in den Griff kriegen, Bewegungsmangel ausgleichen und Verhaltensweisen schulen.
In einer Publikation zur Bekämpfung von Übergewicht seitens der Weltgesundheitsorganisation werden vor allem auch Jugendliche als gefährdet eingestuft, sich schlecht zu ernähren. Denn diese sind noch weniger bereit, sich irgendwelchen fremdauferlegten Ernährungsregeln unterzuordnen, als kleinere Kinder. Dennoch sieht die WHO auch die Motivation der Eltern als zentralen Faktor für eine gesunde Ernährung bei Kindern und Jugendlichen.
Wann ist man dick?
Ein Richtwert des BMI (Body Mass Index) von über 25 kann bereits Übergewicht anzeigen. Bei einem BMI von mehr als 30 spricht man von Fettsucht (Adipositas). Grundsätzlich lässt sich der BMI durch folgende Formel errechnen: Körpergewicht (kg) dividiert durch die Körpergröße (Meter) dividiert durch die Körpergröße (Meter). Bei Kindern wird in sogenannten Perzentilen gerechnet, das heißt, geringfügig weicht der Wert ab, da Kriterien wie Alter und Geschlecht eine Rolle spielen und Wachstumsfaktoren berücksichtigt werden müssen. Der BMI stellt einen groben Richtwert dar. Das Verhältnis von Fettverteilung und Muskelmasse, Art der Ernährung und körperlicher Aktivität sind letztlich Faktoren, die Aufschluss über eine gesunde oder gefährdende Lebensweise geben.
Schlechte Ernährung
Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (KiGGS - Kinder- und Jugendgesundheitssurvey) ist Übergewicht bei Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren seit den Neunziger-Jahren um 50% gestiegen. Diese Entwicklung sollte alarmierend sein in Bezug auf Ernährungsgewohnheiten im Kindesalter. Einziger Profittragender dieser Entwicklung ist die Nahrungsmittelindustrie.
Die Auswahl an Nahrungsmitteln und Fertigprodukten in den Supermärkten wird immer größer, die Werbung ausgefallener und der Verlockung wird schneller nachgegeben. In einer Gesellschaftsentwicklung, in der Schnelllebigkeit und Doppelbelastung alltägliche Bestandteile sind, wird gesunde Ernährung vehement vernachlässigt. Fertiggericht-Sortimente suggerieren eine schnelle und unkomplizierte Zubereitung des Essens. Fertiggerichte haben eine weitgehend hohe Energiedichte, aber geringen Nährwert, es werden also "leere Kalorien" zugeführt.
Der Blutzuckerspiegel steigt schnell in die Höhe, so sinkt infolge der vermehrten Insulinproduktion wieder rasch ab; der Heißhunger kehrt umso schneller wieder, der Körper verlangt nach mehr. Beigefügte Aromen, die den Appetit steigern, Industrie-Zucker und Fette "schulen" zudem ein falsches Geschmacksempfinden. Der Gaumen gewöhnt sich an die Zusatzstoffe je öfter sie konsumiert werden und empfindet naturbelassende Nahrungsmittel als schal und langweilig. Dieses antrainierte Geschmacksempfinden führt langfristig zu einem Kreislauf schlechter Ernährung und zu einem Gewichtsanstieg. Und der beginnt bereits im frühen Kindesalter.
Entwicklung zum Passivkonsum
Neben diesen Faktoren der Ernährung spielen Verhaltensmuster und die gelernte Einstellung zum Essen eine große Rolle. Eltern, die keine Zeit haben, sind oft froh, wenn ihre Kinder vor dem Fernseher eine Zeitlang beschäftigt sind. Ist das eher die Regel als Ausnahme, wird der Passivkonsum gefördert anstatt körperliche Bewegung. Mit dem Passivkonsum geht meistens ein unbewusstes Essverhalten einher: Kartoffelchips, Pizza, Süßigkeiten. Nahrungsaufnahme erfolgt nicht mehr bewusst, sondern nebenbei, auch dann, wenn sie vom Körper gar nicht mehr benötigt wird.
Dabei geht es nicht darum, nicht hin und wieder ein Stück Schokolade oder eine Pizza essen zu dürfen. Das Verhältnis von Nahrungszufuhr und körperlicher Aktivität sowie der Aufnahme von nährstoffreichen Lebensmitteln muss im Gleichgewicht bleiben. Auch der alleinige Kaloriengehalt von Nahrungsmitteln ist nicht entscheidend, sondern die Zusammensetzung und Inhaltsstoffe. Wird ständig außerhalb der fixen Mahlzeiten gegessen, wird dem Körper signalisiert, permanent Nahrung zu bekommen. Bekommt er es dann nicht, entsteht Heißhunger. Herrscht Bewegungsmangel vor, setzt auch ein junger Körper übermäßig Fett an.
Frust und seelische Probleme
Ein weiterer Einflussfaktor, der sich auf das Körpergewicht auswirken kann, sind seelische Probleme. Nicht nur Magersucht und Bulimie können entstehen, sondern auch ein übersteigertes Essverhalten; die Probleme und der Frust werden förmlich "hinuntergeschluckt". Hier gilt es, die Ursachen zu ergründen und für das seelische Wohl in der Entwicklung des Kindes zu sorgen. Hat sich erst einmal Übergewicht manifestiert, so folgt häufig auch Scham, Sport zu treiben. Der Teufelskreis, den Frust "wegzuessen", läuft Gefahr, zur Alltagsroutine zu werden.
Die verlernte Freude an gesundem Essen
Häufig - und besonders in Zeiten von Stress und Belastungen - wird die Zeit für bewusste Ernährung nicht genommen. Dabei ist es entscheidend, von Anfang an die Freude an gesundem Essen zu schulen. Von großer Bedeutung ist es, Kindern die Freude am natürlichen Geschmack von Früchten, Gemüse und gesunden Kohlenhydraten wie Kartoffeln näherzubringen. "Süße" kann alternativ durch natürliche Stoffe (Reissirup, Agavendicksaft), Vanille, Zimt oder Datteln erzeugt werden. Eiweißreiche Nahrung wie Huhn, frischer Fisch halten lange satt und verhindern Heißhunger. Sieht das Essen am Teller abwechslungsreich und bunt aus, ist das ein weiterer Anreiz, gesunde Lebensmittel attraktiv zu finden.
Vorbild-Wirkung
Ist ein oder sind beide Elternteile dick, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind zu Übergewicht neigt. Ein gesundes Verhältnis zur Ernährung kann nur erlernt werden, wenn es vorgelebt wird. Wird in frühen Jahren der Grundstein gelegt für eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise, sinkt die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener fettleibig zu werden. Die Zeit, die für eine gesunde Ernährung aufgewendet wird, ist eine Investition in die langfristige Gesundheit des Kindes.
Kinder zum Abnehmen motivieren: Maßnahmen und Tipps für gesunde Lebensweise
Folgende Maßnahmen können auf einfache Weise in den Alltag integriert werden, haben bereits eine positive Auswirkung auf das Ernährungsverhalten und können die notwendige Motivation für die Kinder zum Abnehmen liefern:
· Vorbildwirkung schaffen – auch durch „Idole“ des Kindes
· Naturprodukte vorstellen und probieren
· Zuckergehalt von Produkten verständlich visualisieren (Bsp.: Würfelzucker pro Dose Cola)
· Gesunde Alternativen zum Lieblingsessen erarbeiten
· Bewusstsein für Nährstoffe und deren Wirkung auf den Körper schaffen
· Auch eigene Schwächen zugeben – gemeinsam mit dem Kind zu einer gesunden Ernährung