Kita und Schule: Was Eltern tun können
Fragen Sie schon bei der Kita- oder Schulwahl nicht nur nach pädagogischen Angeboten, sondern auch nach der Art der Verpflegung und schaffen Sie so ein Bewusstsein bei den Verantwortlichen. Bringen Sie in Erfahrung, welcher Caterer die Einrichtung beliefert. Sofern Ihr Kind aus verschiedenen Mittagsgerichten auswählen kann, tun Sie dies mit ihm gemeinsam und ermutigen Sie es, beispielsweise einmal die Woche Fisch im Speiseplan unterzubringen. Erkundigen Sie sich auch, welche Pausenzeiten es in der Schule Ihres Kindes gibt. Wenn Sie Missstände entdecken, mit dem Verpflegungssystem oder Caterer nicht zufrieden sind oder die Pausenzeiten deutlich unter 60 Minuten legen, suchen Sie sich Mitstreiter: Andere Eltern, die Schüler selbst und im Idealfall die Schulleitung, die das Thema Schulessen bisher vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte. Die Gründung einer Mensa-AG versammelt alle Mitstreiter an einem Tisch und kann sich so beim Schulträger Gehör verschaffen.
Dass Eltern wichtige Akteure sind, die sich für das Thema interessieren und engagieren müssen, hatte auch Bundesernährungsminister a.D. Christian Schmidt erkannt und sich mit der Kampagne „Macht Dampf!“ um eben diese Eltern als Mitstreiter für gesundes Kita- und Schulessen bemüht. Auf der Kampagnen-Homepage finden Eltern Tipps und Anregungen, wie sie sich für ein ordentliches Mittagessen an der Schule ihres Nachwuchses stark machen können. Mit einer Checkliste können sie zunächst prüfen, ob die DGE-Standards an ihrer Kita bzw. Schule bereits berücksichtigt werden.
Ansprechpartner zu diesen Themen für Schulen, Kitas und Caterer sind bisher die Vernetzungsstellen Schulverpflegung in jedem Bundesland. Diese Stellen geben Infomaterialien an Schulen, in einigen Bundesländern auch an Kitas heraus und bieten Weiterbildungen zum Thema an. Bildung und Qualifizierung rund um das Thema Essen und Ernährung ist unerlässlich, wenn wir über die Verpflegung an Kitas und Schulen reden: Nur gut informierte Köche, Lehrer und Schulleiter werden sich um vollwertige Mittagsverpflegung bemühen. Auch Kinder müssen lernen, welche Lebensmittel es gibt, welche gut für den Körper sind und welche weniger, warum ausgewogene Ernährung wichtig ist, wie Lebensmittel zubereitet werden, welche Zusatzstoffe es gibt und wofür sie eingesetzt werden. Bei der Vermittlung dieses Wissens sind Elternhaus und Schule gefragt. Die Schwierigkeit dabei: Bildung ist Ländersache, das gilt auch für die Ernährungsbildung. Ein eigenes Schulfach gibt es nicht, das Thema wird in Fächern wie Sachkunde, Heimatunterricht, Naturwissenschaften, in der Oberstufe dann vor allem in Biologie und Hauswirtschaft integriert. Dann lernen die Schüler, was bedarfsgerechte Ernährung ist, es geht um Prävention, um die Rolle von Bewegung und Essstörungen. Je nach Bundesland steht ebenso im Lehrplan: Artgerechte Tierhaltung, Obst- und Gemüsesorten, Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Es gibt wissenschaftliche Empfehlungen, welche Themenfelder aus dem Bereich Ernährungsbildung in der Schule behandelt werden sollten. Nimmt man dieses als Grundlage und schaut sich die Lehrpläne der Bundesländer an, lassen sich starke Unterschiede feststellen: Sachsen ist das einzige Bundesland, welches alle Themenfelder abdeckt, während Brandenburg mit knapp der Hälfte bundesweit am schlechtesten dasteht.
Neben dem klassischen Schulunterricht bieten fast alle Schulen Projekttage und Aktionswochen zum Thema Ernährung an. Falls diese freiwillig sind, ermutigen Sie Ihr Kind, diese zu nutzen.
Kinder für gesunde Ernährung begeistern
Gerade im Kindergarten, aber auch in der Grundschule, lässt sich Ernährungsbildung wunderbar in den Alltag einbauen. Das fängt im Kleinen an, indem die Zutaten des Mittagessens erläutert werden. Darüber hinaus eignen sich zum Beispiel Koch- und Backaktionen in der Schulküche, Verkostungen und Aktionstage. Kräuter im Topf oder Schulgarten zu pflegen und zu ernten, fördert sogar das Verantwortungsbewusstsein. Ein Besuch in der Molkerei oder auf dem Bauernhof kann zu einem tollen Erlebnis werden.
Die Rolle der Eltern ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, die Brotbüchse zu bestücken. Im Idealfall gelingt ihnen der Spagat zwischen gesund und beliebt beim Nachwuchs. Generell gilt: Möglichst viel Obst, Gemüse – und Abwechslung. Jeden Tag Käseschnitte und ein halber Apfel sind mit der Zeit öde, die Gefahr steigt, dass das Pausenbrot im Müll landet. Eltern sollten daher öfter mal die Brotsorte und den Belag wechseln. Alternativ kann es auch mal ein Käse-Weintrauben-Spieß sein oder selbstgemixtes Müsli.
Leider ist es nicht immer einfach, Kindern gesunde Energielieferanten wie Zucchini und Co. schmackhaft zu machen. Mit unseren Tipps schaffen Sie es aber trotzdem, Kinder für Gemüse zu begeistern:
- Vorbildfunktion nutzen: Wenn Sie genussvoll in eine Paprika beißen, zeigen Sie Ihren Kindern, dass dieses Gemüse nicht giftig ist, sondern sehr schmackhaft. Umso jünger das Kind ist, desto wichtiger ist diese Vorbildfunktion.
- Gemüse verstecken: Wird das Gemüse in anderer Form in Lieblingsgerichte geschmuggelt und beispielsweise in Hackbällchen untergebracht, lernen Kinder nicht nur, dass Gemüse lecker ist, sondern auch, dass es zu Mahlzeiten einfach dazugehört.
- Kochen in Familie: Wenn Kinder beim Kochen z.B. durch Schnippeln oder Umrühren mitgeholfen haben, nehmen sie das Gericht oft besser an.
- Mit dem Essen kann man spielen: Seien Sie kreativ, Formen Sie Gesichter mit den Komponenten der Mahlzeit, speisen Sie mal nach dem Baukastenprinzip oder geben Sie Zutaten andere Namen (z.B. Perlen statt Erbsen).
- Naschen ja – aber gesund: Oft ist der Hunger kurz vor der Hauptmahlzeit so groß, dass Kinder noch schnell einen Keks naschen wollen. Halten Sie für diese Fälle geschnittenes Gemüse bereit.
- Nicht drohen oder zwingen: Das führt nicht zum Erfolg, sondern eher zu einer noch stärkeren Ablehnung der ungeliebten Zutaten.
- Erzählen Sie von sich: Lassen Sie Ihr Kind wissen, welche Zutaten Sie als Kind verabscheut haben und mittlerweile köstlich finden.
- Nicht aufgeben: Manche neuen Geschmäcker müssen erst bis zu 15 Mal ausprobiert werden, bevor Sie als genießbar empfunden werden. Vereinbaren Sie also, dass zumindest immer wieder probiert wird.
Aufgaben für kleine Kinder in der Küche
Dass Kinder eigentlich gerne kochen, zeigt sich im Sandkasten: Hier wird mit Begeisterung der Sandkuchen gebacken – nur essen sollten die Kinder ihn lieber nicht. Wenn Eltern Sie ließen, würden Kinder auch in der Familienküche ihrer Kreativität nachgehen. Bei den meisten Familien beschränkt sich das gemeinsame Kochen auf das alljährliche Plätzchenbacken zu Weihnachten, was aber schon ein guter Anfang ist. Perfekte Ergebnisse, eine klinisch saubere Küche oder ein perfekt gedeckter Tisch sind zwar nicht unbedingt zu erwarten – versuchen Sie aber, Ihrem Kind kleine Aufgabe zu übergeben. Die Kleinsten können schon Besteck hinlegen, den Teig umrühren, Servietten holen, Käse reiben oder Zutaten abzählen. Ist der Umgang mit dem Messer einmal geübt, dürfen Kinder auch Zutaten kleinschneiden. Im Grundschulalter können Sie Ihrem Kind erste, einfache Rezepte wie Rührei oder Nudeln mit Tomatensoße beibringen.
Weitere Tipps für eine gesunde Familienküche:
- Einführung von frischen Kräutern und Gewürzen statt Fix-Tüten und Fertig-Gewürzmischungen
- Möglichst wenig verpackte Lebensmittel kaufen: Für Obst und Gemüse können Familien einfach mal den Wochenmarkt besuchen. Dort gibt es saisonales Obst und Gemüse, das keinen langen Weg hinter sich hat. Damit tun Sie auch etwas für eine nachhaltigere Versorgung Ihrer Liebsten.
- Fleischkonsum einschränken: Hier gilt „weniger ist mehr“, dafür nur qualitativ hochwertiges Fleisch kaufen.
- Fast Food gesund nachkochen: Auf vermeintlich Ungesundes muss nicht komplett verzichtet werden. Statt Tiefkühlpommes Kartoffelstifte aus Süßkartoffeln in den Ofen schieben, Salamipizza oder Nuggets selbst zubereiten.