Veränderungen und Funktionen einer schwierigen Übergangsphase
Britta Horn, Dipl.Psychologin in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle der Jugendhilfe Cottbus gGmbH
„Es ist die Zeit der Pubertät, und die ist ein frischer Wind, ein Sturm manchmal und ein Umbruch in jedem Fall…“ für die ganze Familie, sowohl für die Jugendlichen selbst als auch für die Eltern. Diese müssen sich wohl von manchen Bildern trennen, die sie sich einmal von ihren Kindern gemacht haben. Das ist natürlich leicht gesagt. Wenn man bloß wüsste, dass alles gut geht…
Was sollten Eltern jetzt beachten? Was können sie tun - für sich, aber auch für die Jugendlichen? Können sie überhaupt noch etwas tun?
Übergangsphasen sind immer von Unsicherheiten geprägt, die Ängste auslösen. Angst gehört also dazu. Aber man muss nicht immer gleich mit dem Schlimmsten rechnen.
Die Interessen und das Verhalten der Jugendlichen ändern sich immer mehr in Richtung Selbständigkeit und Abgrenzung von den Eltern. Die Ablösung von der Elterngeneration ist eine der wichtigsten Funktionen der Pubertät, die normalerweise nicht konfliktfrei gelingt. Daher ist es für die Eltern oft nicht leicht, einen guten Draht zu ihren Kindern zu finden.
Was immer hilft: Positive Aufmerksamkeit, und nicht nur, wenn die Kinder lieb und nett sind. Junge Menschen leiden sehr darunter, wenn man nur ihre Mängel sieht. Zudem sind die Jugendlichen auch noch lange keine „fertigen“ Persönlichkeiten, sondern auf dem Weg. Daher sollte gerade die Familie ein fehlerfreundliches System sein, wo sich Jugendliche ausprobieren können und nicht für ihr Fehlverhalten verurteilt und immer nur bestraft werden. Das macht eine schlechte Atmosphäre und gefährdet auf längere Sicht die gute Beziehung zum Kind. Und die Beziehung ist das „Transportmittel“, mit dem Eltern ihren Kindern wichtige Botschaften überbringen können. Daher sollte die Beziehung gut pflegen. Dies kann z.B. mit gemeinsamen Aktivitäten geschehen, entweder in den Alltag eingebettet oder auch ein Urlaub bzw. Ausflug zu Zielen, die auch die Jugendlichen attraktiv finden.
Die Zeit in der die Eltern im Wesentlichen bestimmen „wo es lang geht“ ist unwiderruflich vorbei. Aus der Erziehung wird zunehmend eine „erzieherische Begleitung“, die natürlich auch Spielregeln braucht. Dafür ist es hilfreich Rahmenbedingungen rechtzeitig abzuklären. Hierzu gehören z.B. Ausgehzeiten, Aufräumen, gemeinsame Mahlzeiten, Schularbeitszeiten und Freizeitaktivitäten.
Vermeiden Sie Machtkämpfe, da gibt es keine Gewinner! Sobald wir drohen, erpressen und befehlen, machen wir unsere Jugendlichen wieder zu Kindern, wogegen sie sich natürlich mit aller Macht wehren. Wir können nichts erzwingen, nur versuchen, unsere Jugendlichen zu überzeugen und immer wieder ins Gespräch zu ziehen. Wichtig ist dabei, dass auch die Eltern ihren Kindern zuhören! Denn den Jugendlichen liegt viel daran, dass ihre Argumente gehört und ernst genommen werden. Im Zweifelsfall daher lieber noch mal nachfragen als gleich gegenhalten. Die Jugendlichen fühlen sich schnell „zugetextet“ und machen dicht.
Zugegeben, es ist eine harte Zeit, aber es kann auch eine schöne Zeit der Veränderung sein. Hier noch ein paar kleine Anregungen für sie als Eltern:
Betrachten Sie die positiven Seiten Ihres Kindes!
Reden Sie mit anderen, die sich in ähnlicher Situation befinden! (Geteiltes Leid ist halbes Leid.)
Erinnern Sie sich ab und zu wie es Ihnen selbst ergangen ist!
Und ein ganz wichtiger Hinweis: Was Sie ihrem Kind an Liebe und Aufmerksamkeit gegeben haben, war nicht umsonst! Es ist das „Polster“ für sein weiteres Leben.