Mobil mit Kind und Rad

Datum: Montag, 30. Mai 2016 11:06

Eigenständig essen, sich an- und auskleiden, sich waschen, Zähne putzen, alleine spielen, sauber werden – wie kann man die Eigeninitiative seines Kindes fördern? Grundvoraussetzung für selbstständiges Handeln ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Dieses wird durch eine intensive Bindung, Nähe und Verlässlichkeit der Eltern mit Beginn der Geburt gestärkt. Weiterhin lernen Kinder von ihren Vorbildern, den Eltern und später in der Krippe/Tagesmutter/Kita von anderen Kindern. Rituale und gleiche Tagesabläufe geben Kindern Halt und Orientierung und werden von den Kindern nach und nach übernommen.
Auch wichtig: Einfach machen lassen – Eltern können die Kleinen ruhig ausprobieren lassen (z. B. bei der Hausarbeit). Richtiges Loben wirkt ebenso nachhaltig bei der Förderung der Eigeninitiative – WAS hat das Kind WIE gemacht? Z.B. „Toll, du hast dir ja schon ganz alleine den Schlafanzug angezogen; dann haben wir mehr Zeit für eine lange Gute-Nacht-Geschichte!“ Und zu guter Letzt: Übung und Wiederholung, begleitet von elterlicher Geduld und Verständnis, machen den Meister!


Eigenständig essen: Sicher wird das Essen lernen nicht ohne das eine oder andere „Matsch-Experiment“ verlaufen, wobei unter dem Hochstuhl am Esstisch eine abwischbare Fläche ideal ist. Hier können Eltern schon früh dem Baby auch einen Löffel mit in die Hand geben, damit es sich ausprobieren kann. Griffsicheres Fingerfood schult gleichzeitig die Motorik der Hände. Statt aus der Flasche können Mamas und Papas die Kleinen immer wieder aus dem Becher trinken lassen. Farbenfrohes und bruchsicheres Kindergeschirr und Besteck mit Figuren ermuntern das Kind, allein zu essen. Generell sollten Eltern bei den Mahlzeiten viele verschiedene Dinge anbieten und das Kind selbst auswählen lassen.


Waschen und Zähne putzen
: Eltern können ihre Kinder frühzeitig ans Hände waschen gewöhnen, also nach dem Spielen draußen, nach dem Toilettengang, vor dem Essen. Es gibt für Babys, die bereits stehen können, und Kleinkinder kleine Waschbecken aus Plastik, die am Badewannenrand aufgehängt werden können. Für das Waschen in der Badewanne oder der Dusche können Eltern einen lustigen Waschhandschuh, vielleicht in Tierform, bereit legen und dem Kind zeigen, wie man sich wäscht. Zur Gewöhnung an das Zähne putzen eignen sich Lernzahnbürsten bereits ab dem 1. Zähnchen. 2-3 Mal am Tag sollten die Zähne geputzt werden. Thematisieren können dies Eltern auch mit Büchern über’s Zähne putzen. Gern putzt – vielleicht unter musikalischer Begleitung durch ein „Zahnputzlied“ – erst das Kind, dann Mama oder Papa. Besondere Nachahmungsfreude kommt auf, wenn man auch gemeinsam Zähne putzt, wobei Eltern immer nachputzen sollten. Bei Zahnputzstreiks kann bspw. eine Handpuppe zum Einsatz kommen.

Trocken werden: Voraussetzung für den Lernprozess des Sauberwerdens ist die Fähigkeit, willentlich einen bestimmten Muskel zu betätigen – ein oftmals langer Weg mit Rückschlägen und Misserfolgen. Bis dahin funktioniert die Verdauung über eine Art Reflex, der nicht zu steuern ist. Viele Kinder werden zwischen ihrem 2. und 3. Geburtstag sauber, wenige früher, viele hingegen auch erst später. Hilfreich sind eine begleitende Beschäftigung mit dem Thema mittels Bücher/Hörspiele sowie der offene und natürliche Umgang mit „den kleinen und großen Geschäften“, indem das Kind die Eltern mit zur Toilette begleiten darf oder Puppen und Kuscheltiere ein kleines Spieltöpfchen bekommen. Später erleichtern ein evtl. selbst ausgesuchtes/-r Töpfchen/Toilettensitz sowie Hocker vor dem WC-Becken den Gang zur Toilette.

An- und auskleiden: Nanu, das Baby hat seine Söckchen verloren? Schon viele ältere Babys schaffen es, sich Socken auszuziehen. Später können Eltern ein Liedchen von den morgendlichen Anziehkämpfen singen. Hier sollten Eltern ihr Kind mitauswählen lassen, was es tragen möchte. Bewährt hat sich auch eine „Anzieh-Straße“: abends mit dem Kind Kleidung herauslegen und auf den Boden der Reihe nach legen: Unterhose, Unterhemd, Strümpfe, Pulli, Hose. Eltern können morgens mehr Zeit einplanen und sollten anfangs noch assistieren und wichtige Handgriffe beim An- und Ausziehen zeigen. Generell sollten sich Eltern beim Kauf für einfache Kleidungsstücke entscheiden. Dazu zählen z. B. Hosen mit Gummizug, Jacken mit Reißverschlüssen statt Knöpfen oder Schuhe mit Klettverschluss. Dehnbare Stoffe geben ausreichend Flexibilität und kindgerechte Prints auf Oberteilen zeigen, wo vorn und hinten ist. Morgens können Eltern und Kinder gemeinsam einen Anzieh-Wettbewerb durchführen: Wer ist schneller angezogen? Wenn man nebenbei etwas erzählt, singt oder ein Kuscheltier das Kind beim Anziehen „anfeuert“, gelingt das Anziehen spielerisch.

Alleine spielen und Aufräumen: Eltern können ihr Kind dort spielen lassen, wo auch sie sind. Oftmals lassen sich die Kleinen in der Kleinkindphase für verschiedene Tätigkeiten im Haushalt begeistern. Wenn Eltern im Schlafzimmer Wäsche sortieren, kommt ihr Kind einfach mit. Weiterhin können Eltern in allen Räumen mit verschiedenem Spielzeugen ein interessantes Umfeld schaffen. Auch einfache Dinge können zu Spielzeug für Babys und Kleinkinder werden (z. B. Plastikpfandflasche, Töpfe, Holzlöffel). Bewährt hat sich der Trick, gelegentlich ein bestimmtes Spielzeug verschwinden zu lassen und nach einer Weile wieder hervorzuholen. Oft kann man auch mit Kindern ein Spiel beginnen und es dann weiterspielen lassen, um es anschließend zu loben, „wie schön es spielt“. Auch das Aufräumen lässt sich spielerisch gestalten: Puppen kann man „ins Bett bringen“ oder „Parkplätze für das Auto“ suchen. Spielzeug lässt sich leichter einsortieren, wenn Spielzeugboxen/-kisten mit Bildchen des sich darin befindenden Spielzeugs beklebt sind. Später kann ein „Aufräumpokal“ vergeben werden.

Bedingung für viele Fertigkeiten ist die motorische Entwicklung. Eltern sollten keine Perfektion erwarten und stattdessen ihr Kind für jede seiner Leistungen loben. Bei Wut- und Weinanfälle der Kinder bei Nicht-Gelingen sollten Eltern einfühlsam reagieren. Selbstständigkeit bedeutet auch Unabhängigkeit. Die Erziehung zur Eigenständigkeit ist ein schmaler Grat: Eltern müssen die Mitte zwischen überbehütendem Festhalten und plötzlichem Wegstoßen finden.

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