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Mit einem gemeinsamen Kind wird die Liebesbeziehung zweier Menschen gekrönt und das Beziehungsglück noch vervollkommnet. So zumindest sehen es viele Paare. Es richten sich zahlreiche Hoffnungen und Wünsche auf den Nachwuchs, allerdings sieht die Realität häufig anders aus. In den Medien werden oft strahlende Mütter mit zufriedenen und entspannten Babys sowie glücklichen Vätern gezeigt. Scheinbar geht das Leben dieser Paare nach der Geburt des Kindes problemlos weiter. Aber in der realen Welt stehen die frischgebackenen Eltern vor zahlreichen Herausforderungen: Erschöpfung, Selbstzweifel, das Gefühl, der Elternrolle nicht gewachsen zu sein, Ärger über die ungerechte Aufteilung der Hausarbeit, finanzielle Sorgen, Zukunftsangst. Änderungen sind vorprogrammiert, wenn aus Frauen Mütter und aus Männern Väter werden – man spricht, isst, schläft weniger und streitet mehr miteinander. Die Veränderungen zeigen sich auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene.
Das frisch geborene Baby gibt nun die Struktur des Tages- und Nachtrhythmus vor. Seine Bedürfnisse und deren unmittelbare Befriedigung stehen im Mittelpunkt, insbesondere in den ersten Wochen und Monaten. Das Leben mit dem frischgeborenen Nachwuchs hat unmittelbare Auswirkungen auf die Kommunikationsstrukturen des Paares. Vor dem Kind konnten Dinge in Ruhe miteinander besprochen werden. Mit Kind wird vieles nur noch so nebenbei in einer kurzen Ruhephase mitgeteilt und geklärt. Auf Informationen über Befindlichkeit und Gefühle wird meist durch die knappe Zeit verzichtet, aber gerade in dieser sich ändernden neuen Beziehungsphase gibt es einen erhöhten Kommunikationsbedarf, besonders wenn es um die Organisation des Alltags geht. Dabei hilft es niemandem, den Partner stets nur mit Vorwürfen zu konfrontieren. Warum den Vorwurf nicht einfach als eigenen Wunsch formulieren? Auf Wünsche des Partners wird vielleicht eher eingegangen als auf Vorwürfe. Wichtig ist, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Manche Paare nehmen sich einmal im Monat eine Auszeit als Eltern und verbringen an einem Abend eine Paarzeit miteinander. Wer nicht regelmäßig auf einen Babysitter oder eine andere Betreuungsperson zurückgreifen kann, kann auch mal einen fernsehfreien Abend einführen, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Durch Reden und Zuhören, mit der Bereitschaft über eigene Wünsche und Vorstellungen sowie über Enttäuschungen offen zu sprechen, gewinnt man ein besseres Verständnis füreinander. Im mitunter chaotischen Alltag vergisst man, dass das Herzstück einer Familie das Paar ist.
Die Entwicklung der Paarbeziehung nach der Geburt des ersten Kindes hängt stark davon ab, wie gut es die Partner vorher verstanden haben, Einklang herzustellen. Der Nachwuchs ist nicht das Problem – aber durch Kinder werden bereits vorhandene Probleme schneller aufgedeckt und können diese noch verstärken. Es gibt leider kein allgemein gültiges Rezept, wie aus einem Paar eine glückliche Familie wird. Jedes Paar muss seinen eigenen Weg finden, den neuen Alltag zu gestalten. Jetzt heißt es: Arbeitsteilung festlegen, feste Absprachen treffen und Kompromisse eingehen. Das ist nicht einfach und erfordert immer wieder Arbeit. Die häufigsten Streitthemen sind die Aufteilung oder Nicht-Aufteilung der Hausarbeit und Geld. Darüber lohnt es, sich zu streiten. Wer Pflichten aufteilt und Absprachen trifft, hat bereits eine hohe Klippe aus Enttäuschung und Bitterkeit umschifft. Dabei helfen einfache Spielregeln, die klar bestimmen, wer wofür zuständig ist.
Dinge, die zum Gelingen des Überganges vom Paar zum Elternpaar beitragen:
- gegenseitiges Stützen und dem Partner die Rolle des Vaters oder der Mutter zutrauen
- vor der Geburt klären, wer welche Aufgaben übernimmt
- Erwartungen an den Anderen klären
- sich Zeit zu zweit nehmen
- sich körperlich und seelisch nah bleiben
- Auszeiten für den Mann und für die Frau nehmen
- miteinander im Gespräch bleiben
Der Umbruch in der Beziehung bei der Entwicklung vom Paar zur Familie unterliegt Prozessen, die von Rückschlägen, aber auch immer wieder von Zuversicht und Freude über den Zugewinn geprägt sind. Vermehrte Konflikte und Streit sind in so einer Zeit starker Veränderungen ganz normal. Wichtig ist nur, wie man damit umgeht.
Auch wenn es durch ein Kind zusätzliches Konfliktpotenzial gibt, rückt man doch häufig als Paar näher zusammen. Das Gefühl, eine Familie zu sein, kommt häufig erst durch die Geburt des ersten Kindes auf. Nicht nur die negativen Gefühle innerhalb einer Partnerschaft werden durch ein Kind verstärkt, sondern glücklicherweise auch die positiven.
Sandra Kempe,
Netzwerk Gesunde Kinder Dahme-Spreewald