Stillen ist die natürlichste und gleichzeitig kuscheligste und innigste Form der Säuglingsernährung. Stillen erfüllt das kindliche Bedürfnis nach Hunger, Durst, Nähe, Geborgenheit. Es hilft dem Baby ganz natürlich beim Einschlafen und auch beim Orientieren während des Aufwachens.
Stillen unterstützt die Entwicklung des Immunsystems des Babys, schützt vor dem Plötzlichen Kindstod, reduziert das Risiko für Gebärmutter-, Eierstock- und Brustkrebs bei der Mutter. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch nach der Einführung von Beikost bis zu zwei Jahre oder länger fortzusetzen.
Der weibliche Körper bereitet sich schon in der Schwangerschaft darauf vor. Die Zeit des Stillstarts nach der Geburt ist eine sehr sensible Phase und kann großen Einfluss auf die weitere Stillbeziehung haben. Daher ist es von großem Vorteil, sich vorab zum Stillen zu informieren, z. B. mit Hilfe eines Stillvorbereitungskurses/Literatur/Internet oder durch die Hebamme.
Weiterhin essentiell für den Stillstart ist die „Goldene erste Stunde nach der Geburt“ bzw. „breast crawl“: Das Baby wird direkt nach der Geburt nass und nackt auf den nackten Oberkörper der Mutter gelegt. Es findet mit Hilfe seiner Neugeborenreflexe (Such-, Schreit- und Greifreflex) allein den Weg zur Brust der Mutter und „dockt“ dort selbstständig an. Mutter und Kind dürfen sich in Ruhe kennenlernen und den ausgiebigen Hautkontakt genießen, mindestens 1-2 Stunden oder bis nach dem ersten Stillen.
Auch auf der Wochenstation in der Klinik und im Wochenbett zu Hause ist ein mehrstündiges, tägliches Bonding mit viel Haut-zu-Haut-Kontakt in den ersten Wochen ausschlaggebend. Die Mutter sollte anerkennen, dass Stillen viel Zeit benötigt (in den ersten Wochen) und auch harte Arbeit bedeuten kann: Um eine gute Milchbildung anzuregen und zu erhalten, sollte das Baby mindestens acht bis zwölf Mal in 24 Stunden gestillt werden; dabei sollte auf die richtige Anlegetechnik (Das Baby erfasst nicht nur die Brustwarze, sondern auch etwas vom umliegenden Brustgewebe) geachtet werden.
Damit das Baby in der ersten Stillzeit seine Saugtechnik etablieren kann und um eine Saugverwirrung zu vermeiden, sollte auf künstliche Sauger wie Schnuller und Fläschchensauger verzichtet werden. Sollte das Baby zugefüttert werden müssen, funktioniert dies auch mit stillfreundlichen Zufüttermethoden (Becher, Brusternährungsset etc.).
Sobald sich die kleinsten Probleme bemerkbar machen (wunde Brustwarzen, Schmerzen in der Brust, Fieber, Baby nimmt nicht richtig zu, Baby schreit die Brust an etc.), sollte die Stillende ihre Hebamme oder Stillberaterin kontaktieren um eine individuelle Hilfestellung zu bekommen. Mit gründlicher Ursachenforschung und guter Beratung, Vertrauen in sich selbst und etwas geduldiger Hartnäckigkeit lassen sich viele Stillhürden gut bewältigen. Dann können viele Mütter gemeinsam mit ihrem Baby in eine gesunde, schöne, innige und schmusige Stillzeit starten und diese viele Monate oder gar Jahre genießen.
Jede Mutter hat ihre eigene Stillgeschichte mit kleinen Hindernissen und Erfolgen. Stillen ist bunt, viele Variationen sind möglich und wertvoll: Vollstillen/Teilstillen/Pumpstillen/Stillen nach Bedarf trotz Beikost/ein älteres Baby/Kleinkind nur zum Einschlafen stillen/tagsüber stillen und abends ein Fläschchen geben/Stillen und Fläschchen geben bis Beikostbeginn und dann das Fläschchen ausschleichen/bis zum 3. Geburtstag stillen u.v.m. Immer mehr Mütter stillen ihre Kinder auch nach der Elternzeit weiter, Stillen lässt sich gut mit Job und Kita und sogar mit Übernachtungsbesuchen bei den Großeltern vereinbaren!
So wie man Auto fahren lernt, so will auch Stillen von Mutter und Kind gelernt sein. Hartnäckig bleiben lohnt sich! Nicht vorschnell aufgeben – die Mutter und ihr Baby sind erst in der Teamfindungsphase.
Die Netzwerke Gesunde Kinder bieten in vielen Regionen auch Vorbereitungskurse und Stilltreffs an. Schaut doch mal im Internet nach: