Die besondere Beziehung zwischen den Generationen – Großeltern und Enkelkinder

Datum: Donnerstag, 03. April 2025 15:07

In der eigenen Erinnerung zeichnet sich bei den meisten ein positives Bild von zumindest einem Großelternteil ab, mit dem man in der Kindheit und beim Heranwachsen wundervolle Zeiten verbracht hat. Gemeinsames Spielen, den Geschichten aus der Vergangenheit lauschen, zusammen Dinge bauen oder lustige Unternehmungen zu unbekannten Orten schnüren ein enges Band zwischen den Generationen. Oma und Opa haben nur einen begrenzten Zeitraum mit den Enkelkindern und in dieser gemeinsamen Zeit stehen die Kinder im Fokus und bekommen die ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt, was Mama und Papa im stressigen Familienalltag mit Kindern, Job und Haushalt nicht ständig leisten können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Großeltern nicht in der Erziehungsverantwortung stehen und somit können einige Regeln, die zu Hause gelten, bei Oma und Opa nicht ganz so streng ausfallen. In der heutigen Zeit haben Enkelkinder ihre Großeltern durchschnittlich zwischen 20-30 Jahren an ihrer Seite; noch vor über 100 Jahren war das eher die Ausnahme. Von einer intensiven Großeltern-Enkel-Beziehung profitieren in der Regel gleich drei Generationen: Enkelkinder – Eltern – Großeltern.

Was kann eine positive Beziehung zwischen den Generationen fördern?

Ein wichtiger Faktor in der Großeltern-Enkel-Beziehung ist die räumliche Entfernung der jeweiligen Wohnorte. Dreigenerationenhaushalte gibt es heutzutage nur noch selten. Regelmäßige persönliche Kontakte zwischen Oma/Opa und Enkel fördern einen engeren Zusammenhalt. Manchmal gibt es einen wöchentlichen oder monatlichen Großelterntag. An dem Tag holen Oma/Opa ihr Enkelkind von der Kita oder Schule ab und verbringen den Nachmittag miteinander. Wenn die Großeltern weiter entfernt leben, hängt es oft von deren Mobilität ab, wie intensiv sich die Beziehung entwickeln kann. Aber hier kommt allen die digitale Technik zugute. Regelmäßige Videotelefonate können die Beziehung fördern und warum daraus nicht ein regelmäßiges Ritual machen? Es kann auch über Video vorgelesen oder miteinander gesungen werden. Oder ab und zu kleine Päckchen oder Briefe an das Enkelkind schicken, belebt die Beziehung ebenfalls. Je nach Alter der Kinder ist ein Urlaub bei den Großeltern oder gemeinsam mit ihnen auch eine gute Option. Nur weil es eine räumliche Distanz zwischen Großeltern und Enkel gibt, heißt es nicht, dass keine enge Verbindung entstehen kann und umgekehrt lässt sich aus einer Wohnortnähe nicht gleich automatisch eine enge Beziehung ableiten.

Ein weiterer Aspekt in der Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln besteht in dem Verhältnis Großeltern – Eltern. Sofern das Verhältnis der Großeltern zu den Eltern sehr gut ist, bildet das auch eine wichtige Grundlage für eine Vertrauensbeziehung der Enkel zu den Großeltern. Denn nur wer ein gutes Verhältnis zu den eigenen Eltern oder Schwiegereltern hat, kann sein Kind vertrauensvoll in deren Obhut geben. Natürlich gibt es immer wieder Konflikte zwischen der Eltern- und Großelterngeneration, auch gerade in Bezug auf Erziehungsthemen. Eltern sollten klar kommunizieren, auf welche Punkte sie besonderen Wert legen, die auch bei den Großeltern eingehalten werden sollten und bei welchen sie getrost darüber hinwegsehen können. Es zeigt sich aber oft deutlich, dass sich Oma und Opa gegenüber den Enkelkindern ganz anders verhalten als früher zu ihren eigenen Kindern. Sie sind jetzt meist entspannter, toleranter und umsichtiger als damals. Nur weil man mit seinen Eltern oder Schwiegereltern eine schwierige Beziehung hat, heißt das nicht, dass sie den Enkelkindern nicht guttun.

Die Interaktion zwischen Enkel und Oma/Opa bringt für beide Seiten Vorteile – sozusagen eine Win-Win-Situation. Die Enkelkinder profitieren von den Lebenserfahrungen der Großelterngeneration. Die Weitergabe biografischen Wissens ist ebenfalls von großem Wert in dieser Beziehung. Geschichten über die eigenen Eltern, als diese noch Kinder waren, hören Kinder meist nur von den eigenen Großeltern. Zuwendungen seitens der Großeltern in Form von Kuscheleinheiten, gemeinsamen Spielen oder Unternehmungen bereichern nicht nur die Enkel, sondern die Großeltern selbst profitieren ebenfalls von dieser Beziehung. Der Umgang mit den Kindern hält sie jung und fit. Sie fühlen sich eingebunden in die Familie und genießen das Gebraucht-Werden, werden oft kreativer und unternehmungslustiger. Wichtig für die Rolle der Großeltern ist ihre neue Position: Sie dürfen sich um die Enkel kümmern – müssen es aber nicht. Großeltern sollten aber beim Spielen mit den Enkeln ihre eigene körperliche Verfassung nicht außer Acht lassen. Wenn Opa beim Fußballspielen mit dem Enkel eine Verschnaufpause braucht, sollte dieser es dem Kind auch deutlich sagen. Denn so lernen die Kinder frühzeitig, die Gefühle und Grenzen anderer Menschen zu respektieren.

Sicherlich sind die Großeltern für das glückliche Aufwachsen von Kindern nicht Voraussetzung, aber in den meisten Fällen eine große Bereicherung. Wenn es keine biologischen Großeltern in der Familie gibt oder diese kein Interesse an dem Enkelkind haben, steht es Familien frei, sich Wunschgroßeltern in der Nachbarschaft oder über Freiwilligenagenturen zu suchen. Gern geben die Regionalnetzwerke Gesunde Kinder vor Ort weitere Auskunft oder Informationen zu Angeboten vor Ort.

www.netzwerk-gesunde-kinder.de

www.kindersicherheit.de 

Text: S. Kempe (Netzwerk Gesunde Kinder Dahme-Spreewald)
Illustration: © Makiko/ Netzwerk Gesunde Kinder
Quelle: Jackel, Birgit; Enkel und Großeltern – Wie Generationen voneinander profitieren; Schulz-Kirchner Verlag, 2011
https://www.kitafachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Brandl_Knefz_Grosseltern_2016.pdf 
https://praxistipps.focus.de/grosseltern-enkel-beziehung-so-bauen-sie-ein-gutes-verhaeltnisauf_128475