Hebammen decken in ihrer freiberuflichen Tätigkeit ein großes Arbeitsfeld ab. Dazu gehören Schwangerenvorsorge, Hilfe bei Beschwerden, Geburtsvorbereitung, Begleitung in 1:1 Betreuung bei Beleggeburten, Geburten im Geburtshaus, Hausgeburten, Betreuung im Wochenbett, Stillberatung, Rückbildungsgymnastik.
Durch die frühzeitige Entlassung (bei normalen Geburten am 3. Tag, nach einem Kaiserschnitt am 5. Tag) nimmt die Betreuung im Wochenbett für die Frauen und Familien einen besonderen Stellenwert ein. Die Gesamtheit dieser Arbeit ist jetzt stark gefährdet. Es wird immer schwieriger, einen Haftpflichtversicherer zu finden. Davon sind im Übrigen nicht nur Hebammen betroffen, auch andere freiberuflich tätige Berufsgruppen im Gesundheitswesen, wie Ärzte und Physiotherapeuten. Der Grund sind nicht steigende Fallzahlen, sondern Regressforderungen der Kranken- und Rentenkassen, wie z. B. Behandlungskosten, Pflegekosten, entgangene Einkommen, Schmerzensgeld, die oftmals um das 20-fache über den Summen der 90er Jahre liegen.
Eine immense Steigerung in der Versicherung betrifft im besonderen die Hebammen, die in der ausserklinischen Geburtshilfe tätig sind. Es ist ein Recht der Frau, selbstständig zu entscheiden, wo und wie sie ihr Kind auf die Welt bringen möchte. Dieses Wahlrecht der Frauen wurde Ende 2012 in dem SGB V gesetzlich verankert und ist jetzt gefährdet. Individuelle Geburtshilfe ist aus familienpolitischen Überlegungen besonders wichtig. Die Absicherung dieser Geburtshilfe wird so nicht mehr bezahlbar. Bis 2016 konnten noch Versicherer gefunden werden. Die 17.000 Hebammen in Deutschland fürchten nun um das Ende ihres Berufsstandes. Immer mehr Hebammen haben in den vergangenen Jahren ihren Beruf aufgeben müssen, da sie die stets steigenden Versicherungskosten nicht tragen konnten. Dabei fehlt es nicht am Bedarf dieser Leistungen. Schon jetzt gibt es in unserem Flächenland eine Unterversorgung in der Betreuung. Für die Frauen und Familien wird es immer schwieriger, eine Hebamme zu finden. Das Schreckensszenario sieht so aus, dass Frauen mit ihrem zwei Tage alten Säugling nach Hause kommen und niemanden mehr haben, den sie um Rat und Hilfe fragen können. Bisher stand die Hebamme immer mit Rat und Tat an der Seite der jungen Eltern und konnte ihnen Ängste nehmen. Aber wird es die Hebamme als Vertrauensperson für Schwangere und frischgebackene Eltern auch nach 2016 noch geben oder stirbt dieser wichtige Berufsstand aus? Welche Folgen wird das für unsere Gesellschaft haben? Lösungen müssen her.
Dem Deutschen Hebammenverband ist es gelungen, annähernde Gespräche mit unserem Gesundheitsminister Herrn Gröhe zu führen. Er sieht den Handlungsbedarf und die Politik ist nun gefordert, eine langfristige Lösung zu entwickeln. Um die hohen Schadenssummen zu senken, schlägt Herr Gröhe einen Verzicht der Krankenkassen auf die Rückforderung der Behandlungskosten vom Haftpflichtversicherer vor. Einige Gesetzesentwürfe sind schon auf dem Weg. Die Verhandlungen mit den Kassen gestalten sich aber mehr als schwierig. Hebammen erhalten ab dem 01.07.2014 nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleich. Die Verhandlungen mit den Kassen sind gescheitert. Die Hebammen brauchen die versprochene Hilfestellung, die von Herrn Minister Gröhe auf den Weg gebracht wird. Sie benötigen den finanziellen Ausgleich der beruflichen Kosten, um ihre Arbeit anbieten zu können. Durch das Schiedsstellenverfahren verzögert sich der bereits seit Jahren gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich unnötig.
In der Vergangenheit gab es zahlreiche Aktionen, die Eltern auf den Weg gebracht haben. Vielen Dank für die Unterstützung aus der Bevölkerung. Aber wir können noch nicht aufhören. Die Hebammen brauchen weiterhin Ihre Unterstützung. Bitte beteiligen sie sich an Protesten und Mit-Mach-Foren, damit Hebammen auch in der Zukunft für eine persönliche und umfassende Betreuung der jungen Familien da sein können.
Informieren Sie sich bei der online Plattform des Hebammenverbandes: www.meine-Geburt-natuerlich-sicher.de.
Die Hebammen, sowohl die freiberuflichen als auch die in Kliniken tätigen Hebammen, sind wichtige Partner in den Netzwerken Gesunde Kinder in Brandenburg. Sie informieren werdende Eltern und junge Familien über das Angebot und sind mit ihrem Expertenwissen fachliche Begleiter der Netzwerke Gesunde Kinder und der ehrenamtlichen Familienpaten.
Antje Zobel (Hebammenpraxis und Geburtshaus „Lichtblicke“, Altdöbern)
Hebammen brauchen Ihre Unterstützung!
Datum: Donnerstag, 26. Juni 2014 12:30
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