Foto: Designed by Freepik
Welche Kita ist die richtige?
Der Begriff „Kindergarten“ wurde durch den Pädagogen Friedrich Fröbel geprägt. Er verstand den Kindergarten als einen Ort, an dem Kinder wie junge Pflanzen gehegt, gedüngt und gepflegt werden, damit sie später in voller Pracht erblühen können. Ziel sei ein eigenständiges, selbstbewusstes Kind, dass sich den Herausforderungen des Lebens mit einer spielerischen Art und Weise nähert. Auf dieser Grundlage haben sich zahlreiche pädagogische Konzepte entwickelt, die die frühkindliche Entwicklung in eine bestimmte Richtung lenken können. Vielen Eltern ist nicht bewusst, welche pädagogischen Konzepte es gibt. Bevor sich Eltern für einen Kindergarten entscheiden, sollten sie sich also erst einmal über die verschiedenen pädagogischen Konzepte informieren. Soll sich das Kind viel bewegen oder eher musikalisch gefördert werden? Ist vielleicht ein Montessori- oder ein Waldorfkindergarten die richtige Wahl? Das pädagogische Angebot der Betreuungsstätten ist in den vergangenen Jahrzehnten immer vielfältiger geworden. Wir stellen im dritten Teil der Babyboom-Reihe die unterschiedlichen Konzepte vor und gehen darauf ein, worauf bei der Kita-Wahl noch zu achten ist.
PÄDAGOGISCHE KONZEPTE
„Hilf mir, es selbst zu tun!“
... so lautet das bekannte Motto der Montessori-Pädagogik, benannt nach der italienischen Ärztin Maria Montessori. Die Unabhängigkeit des Kindes steht hierbei im Mittelpunkt. Die Erzieher agieren eher als helfende Begleiter, anstatt als aktive Führungspersonen ständig einzugreifen. Durch freies Handeln und ständiges Ausprobieren können Kinder ihren eigenen Rhythmus entdecken und die Welt in ihrem individuellen Tempo erschließen. Beispiele für Kitas mit Montessori-Pädagogik sind die Montessori-Kinderhäuser in der Greifenhainer Straße 14 in Cottbus, in der Geschwister-Scholl-Straße 16 in Guben und in der Nordpromenade 24 in Luckau.
Lernen durch Nachahmung
Ganz im Gegensatz zur Montessori-Pädagogik spielen die Erzieher in Waldorf-Kindergärten eine entscheidende Rolle: Sie dienen als Vorbild, das es nachzuahmen gilt und leben moralische Werte oder den Umgang mit der Natur vor. Die Natur, Kreativität und auch das weitläufi g bekannte Umsetzen von Sprache in Bewegung stehen im Mittelpunkt. Eine hohe Bedeutung hat auch der gleichmäßige Tagesablauf, der den Kindern Stabilität und ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln soll. Die Waldorf-Pädagogik geht zurück auf das von Rudolf Steiner geschaffene Welt- und Menschenbild. In Cottbus gibt es einen Waldorf-Kindergarten in der Briesener Straße 17.
Religiös geprägte Kindergärten
In christlichen oder evangelischen Kindergärten dreht sich der Alltag um Rituale, wie beispielsweise einem Morgenkreis oder Gebeten vor dem Mittagessen. Tägliche Gottesdienste stehen laut Kitaleitung Gisela Ballaschk ebenso auf dem Programm wie das gemeinsame Singen von Liedern oder die Bewältigung von Trauer einzelner Kinder in der Gruppe. Ziel ist neben dem Heranführen der Kinder an das Erwachsenenleben eine Integration in die Kirchengemeinde und die damit verbundenen Aktivitäten. Einen christlichen Kindergarten findet man in der Berliner Straße 136 in Cottbus, darüber hinaus gibt es zahlreiche evangelische Kindergärten u.a. in Cottbus, in der Tagorestraße 7 in Forst, in der Schulstraße 5 in Peitz, im Liesker Weg 5 in Welzow und in der Heinrichstraße 15 in Spremberg.
Konzepte schaffen Orientierung Auch jede „normale“ Kita fußt auf einem Konzept – das man sich vor der Wahl der Einrichtung unbedingt erklären lassen sollte.
Der gemeinsame Nenner
Egal, welches pädagogische Konzept eine Kita verfolgt, als gemeinsame Grundlage dient allen Kindertagesstätten der sogenannte Situationsansatz. Darunter versteht man, dass jedes Kind als Individuum wahrgenommen und in seiner Einzigartigkeit gefördert werden soll. Natürlich soll es auch bestmögliche Bildung erfahren – mitunter wird aber mehr Wert auf die Entwicklung des Sozialverhaltens, die persönliche Entfaltung, das Übernehmen von Verantwortung oder das Aneignen verschiedener Kompetenzen gelegt. Ebenfalls auf dem Situationsansatz fußen auch Kindergärten mit besonderen Schwerpunkten wie Bewegungs-, Kunst- oder Musikkindergärten. Hier steuern die Angebote allerdings schon frühzeitig in die entsprechende Richtung. Auch bilinguale Kindergärten gibt es, die viel Wert auf Sprachen legen und ein mehrsprachiges Aufwachsen des Kindes ermöglichen. Auch gesunde Lebensweise kann ein Argument sein, wie bei der Gesundheitskita Lutki in Burg: Hier werden alle Gerichte frisch gekocht, viel Zeit im Freien verbracht und spezielle Aktivitäten wie Armbäder oder Wassertreten angeboten. In der Kita der Archimedes-Grundschule Forst wiederum liegt der Fokus auf den Naturwissenschaften. Hierbei nehmen die ländliche Lage und das Dorfgemeinschaftsleben einen besonderen Stellenwert ein, und die Geheimnisse der Natur und des Lebens werden auf vielfältige Art und Weise erforscht. Bei Einrichtungen mit bestimmten Schwerpunkten sollten Eltern allerdings erfragen, ob speziell geschultes Personal angestellt ist – so sollten Erzieher in musikalisch geprägten Kindergärten auch fähig sein, ein Instrument zu spielen oder in Bewegungskindergärten Fachkräfte vorhanden sein, die über eine zusätzliche Ausbildung in kindgerechter Bewegungserziehung verfügen.
Neben dem pädagogischen Konzept gibt es noch weitere Punkte, die bei der Wahl des richtigen Kindergartens mit einbezogen werden sollten: Welcher Kindergarten liegt örtlich günstig? Wird das Mittagessen frisch gekocht oder von weit her geliefert? Richten sich die Betreuungskosten nach der Gebührenordnung der Kommune oder weichen sie ab? Antworten auf diese Fragen finden Sie in der Regel auf der Homepage des Kindergartens.
Der Betreuungsschlüssel
Nicht zuletzt spielt natürlich auch der Betreuungsschlüssel in Kitas eine entscheidende Rolle für die Qualität der Betreuung. Dieser gibt an, wie viele Kinder ein Erzieher gleichzeitig beaufsichtigen muss. Je nach Bundesland und auch innerhalb von Ländern und Kommunen können die Betreuungsschlüssel in Kitas stark variieren. Brandenburg weist hier laut dem aktuellen Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann-Stiftung trotz Verbesserungen zwischen 2012 und 2016 eher ungünstige Relationen auf: Rein rechnerisch kümmert sich ein Erzieher um 6,1 Krippen- bzw. 11,3 Kindergartenkinder. Die Werte im Bundesdurchschnitt sind deutlich besser (Krippe: 1 zu 4,3, Kindergarten: 1 zu 9,2). Selbst zwischen den Landkreisen und Kommunen gibt es innerhalb Brandenburgs erhebliche Unterschiede. In Krippengruppen schwankt der Betreuungsschlüssel zwischen 1 zu 5,4 (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) und 1 zu 7,2 (Kreisfreie Stadt Cottbus). In Kindergartengruppen schneidet landesweit der Landkreis Dahme-Spreewald mit einer Quote von 1 zu 10,1 am besten ab, während die kreisfreie Stadt Cottbus erneut das Schlusslicht ist (1 zu 13,3).
Aus Sicht der Stadt Cottbus und Jugendamtsleiter André Schneider stehe die Kinderbetreuung allerdings bei weitem nicht so schlecht da, wie sie durch die Ergebnisse des Ländermonitors interpretierbar ist. Grund für den schlechten Betreuungsschlüssel sei, dass Kinder von drei bis sechs Jahren mit durchschnittlich 44,4 Stunden pro Woche in Cottbus die längste Betreuungszeit hätten – im Landesdurchschnitt sind es nur 39,2 Stunden pro Woche. Warum die Betreuungszeiten ausgerechnet in Cottbus so lang sind, könne sich André Schneider nicht erklären. Abhilfe könne hier nur eine Regelung des Landes Brandenburg schaffen, die dafür sorgt, dass die langen Betreuungszeiten auch im Personalschlüssel berücksichtigt werden. Dementsprechend müsse auch die Finanzierung angepasst werden.
Genau zu dieser Thematik wandten sich die Cottbuser Kita-Träger Fröbel gGmbH, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Humanistische Jugendwerk, die Jugendhilfe Cottbus, die Märkische Kita und Schule gGmbH und der Cottbuser Initiative Waldorfpädagogik e.V. an den Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch. In einem Hilferuf forderten sie unter anderem, dass die finanziellen Mittel für die längeren Betreuungszeiten umgehend zur Verfügung gestellt werden und entstandene und notwendige Sachkosten erstattet werden. Außerdem brauche man einen Masterplan für dringend notwendige Investitionen in die räumlichen Bedingungen der Kindertagesstätten. Insbesondere in den Bereichen Lärmschutz und Brandschutz müsse man die gesetzlichen Standards wiederherstellen. Unabhängig von diesem Schreiben kündigten die Träger außerdem an, gegebenenfalls die täglichen Öffnungszeiten zu reduzieren und Sommerschließzeiten auszudehnen. Verträge mit Betreuungszeiten bis zu 10 Stunden könnten sie erst wieder abschließen, wenn die Gegenfinanzierung dafür vorhanden wäre.
Wie komme ich an einen Kitaplatz?
Heutzutage stehen komplett ausgelastete Einrichtungen und lange Wartezeiten auf einen freien Kitaplatz auf der Tagesordnung. Um den konstant hohen Geburtenzahlen in der Lausitz Herr zu werden und die Nachfrage an Kitaplätzen zu bedienen, haben Landkreise und Kommunen schon einige Maß- nahmen in die Wege geleitet – werfen Sie dafür einen Blick auf den ersten Teil der Babyboom-Reihe, den Sie unter dem QR-Code auf Seite 38 abrufen können. Eine Übersicht über alle Kitas in der Region findet man zum Beispiel auf www.kita.de oder auf www.kitanetz.de.
Auf die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für eine Anmeldung des Kindes bei der Kita sei, geben die Kitas der Region unterschiedliche Antworten. Die Jugendhilfe Cottbus empfahl im Sommer 2017 eine Anmeldung zwischen dem 4. und 7. Schwangerschaftsmonat. Auch die Kita Wonneproppen in Cottbus rät dazu, das noch ungeborene Kind bereits anzumelden. Für das DRK Kinderhaus in Weißwasser und die Gesundheitskita Lutki in Burg gilt dasselbe. Beim Kindergarten des Christliche KinderGARTEN Cottbus e.V. wiederum ist eine Anmeldung vor der Geburt unerwünscht. Ähnlich sieht es beim Cottbuser Montessori-Kindergarten und beim Kindergarten des Cottbuser Initiative Waldorfpädagogik e.V. aus. In jedem Fall ist es für werdende Eltern ratsam, sich bereits während der Schwangerschaft über das Angebot an Kindertagesstätten zu informieren – ob dann gleich eine Anmeldung folgen kann, ist von Kita zu Kita unterschiedlich und sollte am besten von den Eltern erfragt werden. Spätestens direkt nach der Geburt sollte man sich dann aber kümmern.