Tod und Trauer mit Kindern erleben
Inken Tonn (48), Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gem. GmbH Staatl. anerk. Heilpädagogin, Kreative Kindertherapeutin (NIK)
Auch Kinder werden mit Tod, Verlust und Verlassen konfrontiert. Niemand kann sie davor schützen. Das wäre sogar schädlich für ihre Entwicklung. Kinder müssen lernen, mit der Vergänglichkeit umzugehen.
Kinder wissen nicht von Anfang an, dass Menschen sterben. Dieses Verstehen ist eng an die kognitive Entwicklung geknüpft. Das umfassende Verständnis des sogenannten „reifen“ Todeskonzeptes wird von den Kindern erst in unterschiedlichen Altersstufen erreicht. Es kennzeichnet sich durch Irreversibilität (Endgültigkeit), Nonfunktionalität (Körperfunktionen, Sinne hören vollständig auf), Kausalität (Ursachenverständnis) und Universalität (kein Leben ohne Tod). Kleine Kinder haben noch kein klares Verständnis von Raum und Zeit. Es besteht keine Angst vor dem eigenen Tod und bestimmte Menschen sind davon sogar ausgenommen, z.B. die eigenen Eltern. Erst ab einem Alter von etwa sechs Jahren erfassen Kinder die Irreversibilität und Universalität des Todes. Im Alter von neun bis zwölf Jahren hat sich das vollständige Todeskonzept entwickelt. Ab einem Alter von ca. 13 Jahren bedeutet der Tod nicht mehr nur das Ende des Lebens. Das Bewusstsein, dass es kein Leben ohne Tod gibt, regt intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema an und wird als dialektische Notwendigkeit begriffen. Kinder trauern anders als Erwachsene. Entsprechend ihrer Entwicklungsstufe sind die zu beobachtenden Gefühle manchmal schwer zu verstehen. Während Erwachsene durch ein „Meer von Trauer“ gehen, trauern Kinder sozusagen „in Pfützen“. Die kindliche Psyche schützt sich so vor Überforderung. Lassen Sie sich jedoch nicht täuschen, wenn Kinder zwischendurch auch fröhlich oder unbeeindruckt scheinen. Diese „Pfützen“ sind nicht weniger tief als das „Meer von Trauer“ der Erwachsenen. In einigen Fällen kann es zu sogenannten erschwerten Trauerreaktionen oder zu traumatischer Trauer kommen. Dann ist professionelle Hilfe notwendig, um den Kindern Wege zu zeigen, wie sie dieses Ereignis in ihr Leben integrieren können. Dafür stehen ausgebildete Fachkräfte in den Beratungsstellen zur Verfügung.