2. Know-how der Lehrkräfte
Das Antragsverfahren des Digitalpakts sieht vor: keine Förderung ohne Qualifizierung der Lehrkräfte. Tatsächlich nützen weder moderne Infrastruktur noch die tollsten Endgeräte etwas, wenn Lehrer/innen diese nicht sinnvoll einzusetzen wissen. Dass es so mancher Lehrkraft an Kompetenz für die Benutzung technischer und digitaler Möglichkeiten mangelt, ist allgemein bekannt. Hier könnte die Coronavirus-Pandemie für einen Schub gesorgt haben. Mit der Schulschließung im März sahen sich viele Lehrkräfte gezwungen, sich mit Hardware und Software auseinanderzusetzen. Auch wenn dieser Effekt nicht messbar ist, dürfte hier ein Lernprozess reifen, dem sich kaum eine Lehrkraft mehr verschließen kann.
Sommerferien: Fortbildungen oder „Füße hoch“?
Der „offizielle“ Weg, Lehrer in Sachen digitale Schule fit zu machen, sind Fortbildungen. In den Sommerferien wären dafür immerhin sechs Wochen Zeit gewesen. Doch wurden diese genutzt – oder sind viele Lehrkräfte aufs Homeschooling genauso unvorbereitet, wie noch vor einem halben Jahr?
„Die Zeit“ recherchierte Anfang August, wie die Bundesländer Deutschlands auf eine mögliche erneute Homeschooling-Zeit vorbereitet sind. In Sachen digitaler Fortbildungen sehen die Fortschritte demnach mager aus: In Rheinland-Pfalz hatten während des Lockdowns mehr als tausend Lehrer an Web-Seminaren und Online-Tutorials teilgenommen. Ebenso viele wären es in Bremen, in Mecklenburg-Vorpommern doppelt so viele. In Schleswig-Holstein hätten sich 800 Lehrkräfte in den Ferien weiterbilden lassen. Angesichts der fünfstelligen Anzahl an Lehrkräften, die in jedem Bundesland unterrichten, ist das ein sehr geringer Anteil.
Für die Anzahl an Fortbildungen während der brandenburgischen Sommerferien konnten wir keine Angaben finden. Das Bildungsministerium verweist in seiner eingangs erwähnten, umfangreichen Pressemitteilung zum Schuljahresbeginn auf Online-Fortbildungsangebote vom Bildungsserver Berlin-Brandenburg oder dem eCampus LISUM. Hier werden digitale Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und Schulleitungen im E-Learning- und Blended Learning-Format bereitgestellt.
Voraussetzung zum E-Learning: Vorwissen
Das Problem am E-Learning: Dies setzt eine gewisse Affinität im Umgang mit dem Internet voraus, die längst nicht von jeder Lehrkraft erwartet werden kann. E-Learning spricht normalerweise nur jene an, die sich ohnehin schon souverän im Internet bewegen. Sicherlich könnten sich einige Lehrkräfte dieser Form der Fortbildung geöffnet haben, jedoch bleibt ein großer Teil der Lehrerschaft unerreicht.
Ein weiteres Problem, das vielleicht noch schwerer wiegt: Eine Verpflichtung zur Fortbildung in digitalen Themen besteht nicht. Zwar regelt sowohl das Landesbeamtengesetz als auch das Brandenburgische Lehrerbildungsgesetz eine allgemeine Fortbildungspflicht, konkretisiert dabei jedoch nicht den Themenbereich. Ob man als Lehrkraft gewillt ist, den Umgang mit digitalen Medien und Geräten zu lernen, liegt also an einem selbst.