Wenn die Schulen zu sind, sollten Kinder telefonisch mit ihren Freunden in Kontakt bleiben. (c) Freepik
Homeschooling: Tipps für Eltern
Die zurückliegenden Monate haben gezeigt, dass die Familien ganz unterschiedlich mit dem Lernen zu Hause klarkommen. Das hängt zum einen von der Vorbereitung und Unterstützung durch die Schule ab. Auch das Alter und die individuellen Kompetenzen der Kinder spielen eine entscheidende Rolle. Die Erstklässlerin braucht naturgemäß mehr Unterstützung durch die Eltern als der Neuntklässler. Kinder, die schon in der Grundschule durch Lehrer und Eltern an selbständiges, eigenverantwortliches Lernen herangeführt werden, kommen vermutlich besser durch die Zeit als jene Kinder, die mehr Unterstützung und Vorgaben gewohnt sind. Drittens spielen die familiären Voraussetzungen eine wichtige Rolle: Gibt es noch Geschwister, die ebenfalls Aufmerksamkeit brauchen oder vom Lernen ablenken? Liegt schnelles Breitband für die Nutzung digitaler Plattformen an? Gibt es ausreichend Endgeräte für das Homeschooling der Kinder und das Homeoffice der Eltern? Müssen die Eltern nebenher selbst arbeiten oder haben sie durch Kurzarbeit/ Urlaub/ Kind-Krank-Schein mehr Zeit? Verfügen die Eltern über einige grundlegende didaktische und fachliche Kompetenzen?
All diese sehr unterschiedlichen Voraussetzungen sorgen dafür, dass die Chancengleichheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland derzeit nicht mehr gegeben ist. Vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien leiden massiv unter Schulschließungen. Wenn der Schutzraum Schule schließt, nimmt häusliche Gewalt in Familien wieder zu. Mehrere Studien deuten daraufhin, dass dies bereits im ersten Lockdown der Fall war. Doch selbst Familien, in denen Gewalt tabu ist, kommen derzeit an ihre Belastungsgrenzen. Unter dem Lockdown leiden alle, vor allem aber die Kinder. Eltern sollten ihrem Nachwuchs daher für das häusliche Lernen möglichst gute Voraussetzungen schaffen – sofern es die individuelle Situation der Familie zulässt.
Da wir davon ausgehen, dass Kinder ab Klasse 7 in der Regel gut klarkommen mit dem häuslichen Lernen und nur noch wenig Unterstützung von den Eltern brauchen, richten sich unsere Tipps auf den folgenden Seiten vor allem an Eltern von Grundschülern.
Praxistipps für „entspanntes“ Homeschooling:
- Ein aufgeräumter Arbeitsplatz für das Kind: Das kann der Schreibtisch im Kinderzimmer sein, aber auch der Küchen- oder Wohnzimmertisch, wenn das Kind den regelmäßigen Kontakt zu den Eltern braucht. Dinge, die ablenken könnten, sollten nicht im Blickfeld liegen.
- Lernzeiten festlegen: Etwas mehr Gelassenheit ist derzeit ok. Es ist also nicht schlimm, wenn alle etwas länger schlafen. Dennoch ist unter der Woche ein strukturierter Tagesablauf mit festgelegten Zeiten für die Erledigung der Schulaufgaben, für die Mahlzeiten und für Pausen/ Spiel/ Sport wichtig.
- Begleiten, nicht lehren: Eltern können den Lehrer nicht ersetzen und brauchen dies auch nicht. Stehen Sie Ihrem Kind bei Fragen zur Verfügung. Fachliches Wissen sollte es sich selbst aneignen, hier reicht es, wenn Sie Hilfestellung bei der Recherche geben. Verweisen Sie im Zweifel an den Lehrer. Fast alle Lehrer bieten die Möglichkeit, dass sie bei Fragen zur Verfügung stehen.
- Regeln fürs Homeoffice festlegen: Vereinbaren Sie mit Ihren Kindern, wann Sie ihnen bei Fragen zur Verfügung stehen und wann Sie selbst konzentriert arbeiten müssen oder aufgrund einer Videokonferenz nicht gestört werden dürfen. Hier können Zeichen wie ein Türschild oder eine geschlossene/ offene Tür helfen. Kinder ab dem Grundschulalter verstehen und akzeptieren das in der Regel, solange sich die Nicht-stören-Zeiten auf kurze Zeiträume begrenzen.
- Tauschen Sie sich aus: Bei Fragen zum Schulstoff kann es helfen, bei anderen Eltern aus der Klasse nachzufragen. Auch die Kinder brauchen Kontakt zu ihren Freunden. Ermöglichen Sie ihnen Telefonate oder Chats mit dem besten Kumpel oder der besten Freundin.
- Gelassenheit: Die Situation verlangt von uns allen viel ab. Von uns Eltern, aber auch von unseren Kindern. Bedenken Sie das, wenn der Streit um die Erledigung der Schulaufgaben zu eskalieren droht. Im Zweifel klappen Sie das Schulbuch oder das Tablet für den Tag zu und machen Sie stattdessen etwas, was Ihnen beiden guttut. Auch beim gemeinsamen Backen oder beim Schneemann-Bauen können die Kids jede Menge lernen.