Foto: Thomas Rusch
Interview mit Schauspieler Benno Fürmann
Im neuen Familienfilm „Quatsch und die Nasenbärbande“ mimt Benno Fürmann in einer Nebenrolle den skurrilen Tierfänger, der den Nasenbären erst fangen soll und ihm dann zu einem Weibchen verhilft. Wir sprachen mit ihm über den Film, die Beziehung zu seiner Tochter Zoe, über Familie und sein politisches und soziales Engagement.
Was hat Sie für die Nebenrolle im Film „Quatsch und die Nasenbärbande“ begeistert?
Zuallererst Regisseur Veit Helmer und seine Phantasie! Ich kenne ihn gut und fand es sehr spannend, dass er einen Film mit dreijährigen Hauptdarstellern und einem Nasenbär drehen wollte. Da würde einem eigentlich jeder Produzent einen Vogel zeigen, da ein solcher Dreh so viele Komplikationen mit sich bringen kann. Kinder sind mit drei Jahren auch noch ganz Kind, das muss man führen können. Für einen solchen Film gibt es wenige Beispiele, er trägt viele Risiken – und da wollte ich gern mit dabei sein. Ich bin selbst Vater einer zwölfjährigen Tochter und empfinde Filme als ein großes Geschenk, bei denen wir uns zusammen amüsieren können. Wenn ich selbst Teil davon sein kann, umso besser. Bei diesem Film ist das wirklich gelungen.
Ich kenne keinen derart irren deutschen Kinderfilm, der unsere Gutmenschen-Pädagogik so konsequent gegen radikal kindliche Anarchie eintauscht. Wussten Sie vorher, was am Ende dabei herauskommt?
Die Anarchie war sicher im Drehbuch angelegt, dass es in Wort und Bild dann aber so drastisch umgesetzt wird, hat meine kühnsten Vorstellungen übertroffen. Wenn die Kinder sich z.B. in unheimlichen Geschwindigkeiten mit dem Kran drehen, da wird mir als Vater im Kinosessel selbst übel und ich habe Angst um die Kinder bekommen. Das ist ein fulminantes Feuerwerk, das mich als Vater richtig beeindruckt hat. Ich finde toll, dass der Film so radikal ist und so konsequent den Spaß der Kinder begleitet.
Wem würden Sie den Film eher empfehlen, Kindern, Eltern oder Großeltern?
Das sind alles genau unsere Zielgruppen. Ich bin mir sicher, dass dieser Film auch lange hält und von Familien immer wieder geguckt wird, wie etwa „Krieg der Knöpfe“. Der Film kann ein Klassiker für Groß und Klein werden, gerade weil er so anders ist. Er erzählt von einer Revolution, die der ganzen Familie Spaß macht, die Kinder mitnimmt und bei der Erwachsene wiederum den Sinn dahinter verstehen können.
In der surrealen Schlussszene tauchen Sie mit einem befreiten Blick in einen Pool aus Erdbeershake, wie haben Sie sich da gefühlt?
Es war eine große Lust, in einem Riesenbecken Erdbeershake zu schwimmen. Das passiert in meinem Leben sicher nur einmal. In der Realität war es aber Wasser mit Farbstoff und einer komischen Mixtur Schaum darauf. Es war schon ein bisschen eklig, aber ein so absurder großer Spaß, dass wir uns beim Dreh tatsächlich alle wie Kinder gefreut und in diese Situation begeben haben.
Es ist allerdings beängstigend, wie schlecht ausgerechnet die Elterngeneration im Film wegkommt, fühlen Sie sich als Vater da auch angesprochen?
Ich sehe unsere Funktion als Eltern begleitend. Wir müssen den Kindern helfen, das zu werden, was sie werden wollen. Natürlich werden immer Einflüsse von einem selbst ein Teil des Kindes werden. Auch ich habe irgendwann meinen Vater sehr stark in mir gemerkt und die Dinge, die ich von ihm übernommen habe. Der Film macht Eltern bei aller Überzogenheit darauf aufmerksam, sich zu hinterfragen und in Bezug auf Verbote zu schauen, was sinnvoll ist und was sich vielleicht automatisiert hat und nicht angemessen ist. Das erlebe ich auch, wenn ich meiner Tochter bestimmte Dinge nicht durchgehen lasse und sie mich nach dem „warum“ fragt. Wenn ich keine guten Argumente finde, dann ist das verhandelbar. Wenn ich es klar begründen kann, dann steht aber mein „nein“. Sich selbst in der Funktion des Vaterseins zu beobachten, da stecke auch ich in einem Prozess. Großeltern sind damit ja durch und mit den Enkeln dann wieder nachsichtiger, als sie es früher als Eltern selbst waren. Da sind Eltern dann eher die Spielverderber. Das erzählt auch der Film.
Die große Botschaft des Films scheint, dass man nicht der Masse hinterherstampfen, sondern für eigene Wünsche leben soll. Teilen Sie diesen Wert?
Absolut! Wenn ich es mit Zoes Mama geschafft habe, dass sie auch mal nach links geht, wo alle anderen nach rechts rennen, dann haben wir ganz viel geschafft. Darüber hinaus versuche ich, meiner Tochter mit auf den Weg zu geben, dass eine Selbstwahrnehmung und eine gesunde Selbstverantwortung für das Tun und Handeln wichtiger sind als das Befolgen von Verboten. Verbote sollte man zwar ernst nehmen, aber auch hinterfragen. Nicht alle Verbote machen Sinn. Wichtiger ist es, ein Gefühl für deren Sinn und Unsinn zu entwickeln und sich selbst dazu platzieren zu können.
Was elterliche Verbote und Regeln angeht – Ihre Tochter schlittert mit 12 gerade in die Pubertät. Sind Sie da der coole Daddy und Kumpeltyp oder der besorgte Vater, der Grenzen setzt?
Kumpel bin ich nicht, weil ich ihr Vater bin. Ich versuche, ein liebevoller Begleiter zu sein. Bei diesen neuen Lebensphasen, in denen hormonell so viel passiert und die Laune nie vorhersehbar ist, staune ich in erster Linie und nehme das bislang mit viel Humor. Ich versuche aber, es so zu dosieren, dass ich es dennoch ernst genug nehme. Ich bin sehr gespannt auf das, was noch kommt, habe aber ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst davor.
Wie schwer ist es, einem Teenie Grenzen zu setzen, wenn über Sie selbst von Überschreitungen wie beim S-Bahn-Surfen mit 17 zu lesen ist?
Ich glaube, meine Tochter hat eine viel größere Vorsicht und Vernunft in sich. Zoe ist ziemlich weit für ihr Alter. So etwas würde ihr nicht passieren, sie schüttelt über solche Eskapaden eher liebevoll den Kopf. Diese Eskapaden waren ja auch nur ein Teil meiner Jugend. Als Mensch bin ich hoffentlich breit genug aufgestellt, dass sie auch die anderen Seiten in mir spürt. Ich war nicht nur ein „Knalli“, ich war früh für mich selbst verantwortlich und das hat mich maßgeblich geprägt.