Der Verlust der Hausgeburt
In Deutschland stirbt die Hausgeburt hingegen scheinbar aus. 2012 wurden nur noch 1,5% aller Kinder außerklinisch geboren. Dadurch ist unter Freunden und Bekannten auch kaum jemand verfügbar, der diese Erfahrung teilen kann. Vielen erscheint die Hausgeburt unter Abwesenheit eines Arztes und der sicheren Operationstechnik „um die Ecke“ als riskant. Das ist falsch.
Laut Gesetz muss nur eine Hebamme bei der Geburt anwesend sein, und dass hat seine Gründe. Hebammen betreuen im Jahr meist weit mehr als 100 Geburten. Sie sind die Experten für den Geburtsvorgang und verfügen über alle Kompetenzen, die für einen natürlichen Geburtsvorgang wichtig sind. Erfahrene Hebammen haben tausenden Kindern auf die Welt geholfen. Mit diesem Erfahrungsschatz können sie auch bei Hausgeburten schnell und richtig agieren.
Hausgeburten bieten den Vorteil einer vertrauten Umgebung. Sie kann Zuhause oder in einem Geburtshaus stattfinden. Auch kann die werdende Mutter entscheiden, wen sie weiterhin um sich haben möchte, ob Musik oder Kerzenschein die Geburt begleiten soll. Die begleitende Hebamme kann einen Hausarzt oder Gynäkologen hinzuziehen, was jedoch selten passiert. Alle anfallenden Kosten, bis auf die Rufbereitschaft, werden durch die Krankenkassen übernommen.
Übrigens verstreicht im Notfall bei der Fahrt von Zuhause oder aus einem Geburtshaus in die Klinik meist nicht mehr Zeit, als der Arzt bei einer klinischen Entbindung im Falle einer Komplikation ohnehin braucht, bis er am Ort des Geschehens eintrifft. Hohe Risiken wie z.B. Steißlagen erkennt eine Hebamme ohnehin schnell und würde in komplizierten Fällen eine Hausgeburt ablehnen. Allerdings liegt die Quote eines Kaiserschnitts bei Risikoschwangerschaften in Hausgeburten um 70 bis 80 Prozent (!) unter der bei klinischen Geburten von Risikoschwangeren.
Geburtshäuser in unserer Region
Geburtshäuser werden in der Regel von einer Hebammengemeinschaft betreut und bieten verschiedene Räume und Möglichkeiten für eine Geburt mit gewünschter privater Umgebung und Begleitung. In unserer Region konnten wir nur noch zwei Geburtshäuser entdecken.
Geburtshaus Spremberg: Hebammenpraxis Kugelrund, Dresdner Straße 7, 03130 Spremberg, Telefon 03563 600371, Ausstattung: 2 Geburtsräume mit Entbindungsbetten, Hocker, Ball, Wanne, Sprossenwand, Bad und Dusche, zudem Familienzimmer, Küche & Foyer, www.geburtshaus-spremberg.de
Geburtshaus und Hebammenpraxis Lichtblicke Altdöbern: Geschwister-Scholl-Str.42, 03229 Altdöbern, Telefon 035434 12302, Ausstattung: Geburtsraum mit Entbindungsbett, Ball, Hocker, geräumiges Bad mit Wanne und Dusche, Aufenthaltsräume für Familie/Begleitung, www.geburtshaus-lichtblicke.de
Die Rolle der Hebammen
Wenn eine Frau ein Kind erwartet, sucht sie Sicherheit und Rat. Der erste Weg führt meist zum behandelnden Gynäkologen. Für die medizinische Sicht ist dieser wichtig, für die Geburt ist eine vertraute Hebamme aber viel hilfreicher. Hebammen sind auch bei jeder klinischen Geburt zuständig, aber sie wechseln im Schichtsystem und stehen einer Frau dann nicht über den gesamten Geburtsvorgangs hinweg zur Verfügung. Das kann nur eine freiberufliche Hebamme leisten, die Müttern auch in der Geburtsvorbereitung mit den bekannten „Hechelkursen“ und in der Nachsorge mit Rückbildungsgymnastik oder vielen Ratschlägen zur Seite steht. Kosten für Hebammen übernimmt die Krankenkasse, ihre Rolle bei der Geburt ist unbezahlbar. Viele Frauen, die sowohl eine klinische als auch eine Geburt unter Begleitung einer vertrauten Hebamme erlebt haben, beschreiben immense Unterschiede zwischen den Geburtserlebnissen.
Der Grund kann darin liegen, dass für viele Frauen die fremde Umgebung einer Klinik, der Gedanke an ein Krankenhaus, das fremde und wechselnde Personal und viele weitere Einflüsse zu Unruhe und Stress führen. Diese Umstände erschweren eine Geburt. Wenn eine Frau entspannt ist, sich wohl fühlt und beständig jemanden zur Seite hat, der weiß, wann eine Massage und wann eine Atemübung hilft, kann eine Geburt deutlich erleichtert werden. Eine solche Atmosphäre begünstigt auch die Ausschüttung des Liebeshormons Oxytocin und des Glückshormons Endorphin, die Stress lindern und die Schmerzschwelle erhöhen. Oxytocin ist auch für die Mutter-Kind-Bindung in der höchst sensiblen Phase der ersten Stunde nach der Geburt verantwortlich. Dieses Privileg bleibt der natürlichen Geburt vorbehalten.
Hebammen schaffen aber schon im Vorfeld der Geburt mehr Vertrauen zum eigenen Körper und dem Geburtsvorgang. Sie erklären die verschiedenen Phasen einer Schwangerschaft und die Möglichkeiten zur Erleichterung der Entbindung. Paarkurse dienen dazu, werdenden Vätern zu zeigen, wie sie ihre Partnerin während der Schwangerschaft und der Geburt unterstützen können. Neben den klassischen Kursen gibt es auch spezifische Angebote wie Schwangerschaftsgymnastik, Schwimmen, Yoga oder Meditation. Dabei bieten die Kurse auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und auf eigene Fragen Antworten zu finden. Hebammen informieren über die möglichen Orte für eine Geburt und deren Vor- und Nachteile, ebenso über die verschiedenen Positionen, in denen eine Frau ihr Kind zur Welt bringen kann. Dabei spielt nicht nur ihr Fachwissen eine Rolle, sondern auch die emotionale und fürsorgliche Betreuung. All diese Erfahrungen schaffen Sicherheit und Vertrauen, deshalb entbinden Frauen in solcher Begleitung auch viel häufiger auf natürlichem Weg.
Jede schwangere Frau kann selbst entscheiden, ob sie von einer Hebamme betreut werden möchte, entweder ausschließlich oder zusätzlich zum Frauenarzt. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Allerdings ist die Begleitung durch freiberufliche Hebammen immer ungewisser, da viele von Ihnen die Nachfrage nicht mehr bedienen können. Oft sind es die dienstälteren Hebammen, die freiberuflich oder zusätzlich zu einer Anstellung in einer Klinik diesen Service anbieten. Junge Hebammen wählen diesen anstrengenden Weg immer seltener, zumal die aktuellen wirtschaftlichen Probleme mit immensen Versicherungsgebühren die Freiberuflichkeit erschweren und teils unmöglich machen. Deshalb können in vielen Orten freiberufliche Hebammen die Nachfrage nicht mehr bedienen und Frauen sollten sich gleich bei Bekanntwerden des freudigen Ereignisses um eine Hebamme kümmern, wenn sie Wert auf diese Begleitung legen. Übrigens bieten manche Kliniken auch durch ihre angestellten Hebammen eine Begleitung und teils auch Kurse in der Geburtsvorbereitung und der Nachsorge an. Hier lohnt auch eine Nachfrage, sollte bei einer freiberuflichen Hebamme kein Termin mehr frei sein.
Geburten mit freiberuflichen Hebammen sind übrigens nicht nur zu Hause oder in Geburtshäusern, sondern auch auf den Geburtsstationen vieler Kliniken möglich. Somit können Mütter die Vertraulichkeit einer Hebamme mit der Sicherheit einer Klinik verbinden.
Hebammen in Deutschland
Jede Hebamme in Deutschland muss eine Haftpflichtversicherung abschließen, um Mütter vor, während und nach der Geburt begleiten zu dürfen. Ohne diese Versicherung darf sie ihren Beruf nicht ausüben. Für in Kliniken angestellte Hebammen werden diese Kosten durch die Klinik übernommen. Freiberufliche Hebammen müssen die Versicherungsprämie selbst schultern, die sich in den vergangenen Jahren vervielfacht hat und heute mehrere tausend Euro im Jahr umfasst. Versicherungsgesellschaften tun sich in Deutschland immer schwerer, Hebammen überhaupt zu versichern. Viele Hebammen leben in einem emotionalen und wirtschaftlichen Spagat. Sie möchten Frauen weiterhin die Sicherheit einer vertraulichen Geburt bieten, müssen aber immer mehr arbeiten, um überhaupt erst einmal die Versicherung bezahlen zu können. Dadurch wird es immer weniger möglich, diese Art der Vorsorge aufrecht zu erhalten und die Wahlmöglichkeiten für Schwangere über Ort und Art der Geburt werden künftig wohl noch mehr auf Kliniken eingeschränkt, wenn hier nicht bald eine Lösung gefunden wird. Aktuelle Informationen zur Situation der Hebammen in unserer
Region gibt es unter www.hebammen-brandenburg.de.
Die Geburtspositionen
Sitzen, liegen oder stehen? Viele Frauen bereiten sich im Geburtsvorbereitungskurs auf die Geburt vor und wissen schon, wie sie am liebsten entbinden wollen. Letztlich entscheidet sich aber fast jede Frau erst während der Geburt, welche Gebärhaltung sie einnimmt. Sie wählt das, was ihr bei der Geburt am angenehmsten ist. Auch während der Geburt kann die Position nach Wunsch immer wieder geändert werden. Die begleitende Hebamme kann bei der Wahl helfen und klare Anweisungen geben. Es hilft auch, wenn sich die Gebärende bereits über die gängigsten Geburtspositionen informiert hat und die Anweisungen der Hebamme während der Geburt schneller umsetzen kann.
Hebammen in unserer Region
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Lauchhammer: Beatrice Handschack,
Wilhelm-Külz-Str. 103, 01979 Lauchhammer,
Telefon: 03574 860820 oder 0160 9587944
Senftenberg: Anne Gutsche, Friedensstraße 2,
01968 Senftenberg Telefon 0172 7959198;
Altdöbern: Dietlind Gennermann, Bahnhofstr. 115, 03229 Altdöbern, Telefon: 035434 703;
Heidrun Bertram, Telefon 035434 13255 oder
0172 3596611
Antje Zobel, Weinbergsweg 1A, 03229 Alt Döbern,
035434 12160 oder 0172 395873
Landkreis Elbe-Elster
Finsterwalde:
Anette Löschke, Telefon 03531 701600;
Herzberg/Elster:
Ulrike Ofner, Grochwitzer Str. 25 E, 04916 Herzberg, Telefon: 03535 22555
Landkreis Spree-Neiße
Guben: Heike Stenzel, Am Stadtpark 19, 03172 Guben, Telefon: 03561 2894; Edelgard Baum, Schulstraße 2, 03172 Telefon 03561 430906 oder 0171 8264408
Forst: Corina Bulke, Cottbuser Str. 26 b, 03149 Forst (Lausitz), Telefon: 0174 9794709
Peitz: Sandy Bartoschek, Telefon 0162 2876982, Evelyn Pohl, Ziegelstr. 8, 03185 Peitz,
Telefon: 035601 33329;
Friedrun Christoph, Telefon 0152 03923374
Landkreis Dahme-Spreewald
Lübben: Martina Herrmann, Zum Storchennest 4, 15907 Lübben, Telefon: 03546 4904
Luckau: Nadine Herrmann,Berliner Straße 4,
15926 Luckau, Telefon: 035322 511170
Stadt Cottbus
Hebammenpraxis Heviana/Genia Tschingow, Rudolf-Breitscheid-Str. 79, 03046 Cottbus,
Telefon: 0355 4839105
Hebammenpraxis Zehn Monde , Berliner Str. 23, 03046 Cottbus, Telefon: 0174 9240281
Hebammenpraxis „Bauchladen“, Fontaneplatz 11, 03051 Cottbus, Telefon: 0355 4889661
Carmen Gennermann, Bautzener Str. 47,
03050 Cottbus, Telefon: 0172 6291134
Ines Lehnigk, Hauptstraße 32, 03051 Cottbus, Telefon: 0355 488875
Aufrechte Geburtspositionen
Dazu zählen Geburten im Stehen, Hocken, Knien und Sitzen. Wichtig ist, dass bei diesen Positionen stützende Hilfen dabei sind. Der Partner kann bei diesen Haltungen aktiv mithelfen, er kann hinter der Gebärdenden stehen oder im Sitzen eine Stütze sein. Bei einer aufrechten Geburtsposition geht die Geburt wesentlich schneller voran, da die Gebärende besser mitarbeiten kann. Der Bewegungsspielraum ist hier kaum eingeschränkt und das Atmen fällt leichter. Die Schwerkraft und der Bewegungsraum erleichtern die Drehung des Kopfes des Babys. Zudem weitet sich der Beckenausgang in diesen Positionen besser, so dass Dammverletzungen seltener auftreten. Die unterstützende Hebamme wird das Baby, sobald das Köpfchen zu sehen ist, sanft stützen und halten. Nachteile gibt es bei aufrechten Geburtspositionen nicht.
Die Hockstellung kann den Beckenausgang der Gebärenden maximal erweitern. Der Vorteil dieser Position ist, dass die Füße durch den Boden einen festen Widerstand haben. Der Partner muss gut mitarbeiten und die Gebärende festhalten und abstützen.
Die Sitzstellung auf einem Gebärhocker ist gut für eine kraftlose Geburt. Einige Frauen entscheiden sich nach Stunden doch für diese Position, weil sie für eine stehende oder hockende Position keine Kraft mehr haben. Die Position kann auch problemlos in jedem Geburtsbett eingenommen werden. Der Partner kann bei dieser Position wieder hinter der Gebärenden sitzen und dient zur Stütze.
In der aufrechten Geburtsposition stehen weitere Geburtshilfen wie z.B. Seile, Tücher, Stützwände u.a. zur Verfügung. Je nachdem wo die Entbindung stattfindet, können diese erfragt oder besichtigt werden.
Waagerechte Geburtspositionen
Waagerechte Geburtspositionen sind die Rückenlage, Seiten- und die Halbseitenlage sowie der Vierfüßlerstand.
Die Liegeposition und Halbseitenlage ist die am weitesten verbreitete Geburtsform. Zwischen den Wehen kann die Frau sich prima ausruhen und ein wenig entspannen. Bei der Geburt werden die Hände und Füße richtig abgestützt. Der Nachteil der waagerechten Geburtsposition ist, dass die Schwerkraft des Ungeborenen nicht genutzt werden kann. Die Austreibungsphase dauert dadurch oft länger als in aufrechten Gebärhaltungen.
Der Vierfüßlerstand, der auch Knie-Ellenbogen-Lage heißt, wird von Frauen als sehr angenehm empfunden. Die Wehen können hierbei gut veratmet werden und auch Rückenschmerzen sind oft weniger stark. Die Position eignet sich für die Eröffnungs- und Austreibungsphase.
Die Wassergeburt
Die Wassergeburt ist eine der natürlichsten Geburtsarten. Bei einer Wassergeburt verbringt die Gebärende die ganze Zeit der Geburt von der Eröffnungsphase bis hin zur Austreibungsphase in der Geburtswanne. Das Baby kommt unter Wasser zur Welt. Viele Gebärende nutzen die Geburtswanne nicht für den kompletten Zeitraum der Geburt, sondern nur in einzelnen Phasen und verbringen die restliche Zeit mit Bewegung oder Ruhepausen außerhalb der Wanne. Das warme Wasser in der Geburtswanne sorgt für Entspannung, wirkt entkrampfend und hilft der Frau in den einzelnen Phasen. Bei der Geburt verlässt das Baby mit dem warmen Fruchtwasser den Körper der Mutter und wird somit in eine warme, gewohnte Umgebung aus Wasser geboren.Das Netzwerk Gesunde Kinder hilft jungen Familien und alleinerziehenden Müttern bei der gesunden Entwicklung ihrer Kinder. Über das Netzwerk werden Patinnen oder Paten bzw. Hebammen vermittelt, die dann regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite stehen und bei Problemen und Fragen erreichbar sind. Alle Kontakte zum Netzwerk in den jeweiligen Städten und Landkreisen finden Sie auf Seite 7 dieses Magazins.