Musik ab der Schule
Jetzt ist das Alter gekommen, wo Kinder mit dem Musikunterricht beginnen können. Ihr Gehör ist weit genug entwickelt, ihr rhythmisches Empfinden ist ausgeprägt und die körperlichen Voraussetzungen sind gegeben. Sie können längere Zeit still sitzen und an einer Sache – in dem Fall dem Üben – länger dran bleiben. Wenn sie Buchstaben und Zahlen beherrschen, können sie in der Regel auch Notenlesen. Auch aus neurologischer Sicht ist das Schulalter gut geeignet, um ein Instrument zu erlernen. In der Entwicklung des Gehirns gibt es sogenannte Zeitfenster, in denen sich bestimmte Dinge besonders schnell und leicht lernen lassen. So lernen Kinder Sprache, sowohl ihre Muttersprache als auch weitere Fremdsprachen, besonders einfach bis zum zehnten Lebensjahr. Auch danach können wir Fremdsprachen erlernen, es braucht aber mehr Übung und Geduld. Ähnlich ist es mit dem Erlernen eines Instruments. Das entsprechende Zeitfenster ist von etwa drei bis zwölf Jahren weit geöffnet.
Experten empfehlen im Alter von sechs oder sieben Jahren mit dem Musikunterricht zu beginnen. Das hängt auch ab von der individuellen Entwicklung des Kindes. In der Grundschule steht mindestens einmal wöchentlich das Fach Musik auf dem Stundenplan. Dort lernen sie Grundlagen der Musik, sie lernen verschiedene Instrumente und Lieder kennen, lernen Noten lesen und singen, auch Tanzen kann ein Element sein. Je nach Bundesland, Schule und Lehrer bringt das Schulfach Musik dem Kind mehr oder weniger großen Gewinn. Das Fach steht nicht an erster Stelle auf der Prioritätenliste der Bildungspolitiker. Personalmangel und Ausfallstunden sind die Folge.
Wer sein Kind regelmäßig und professionell an Musik heranführen möchte, kann es zum außerschulischen Musikunterricht oder im Verein anmelden. Die Musikschule ist für viele der Königsweg. Aber auch im Schulchor, in der Trommelgruppe, im Fanfarenzug oder im Breakdance-Verein lernen die Kleinen Musik in all ihren Facetten kennen, dort in der Gruppe. Wer sich für den klassischen Weg des Gesangs- oder Instrumentalunterrichts entscheidet, muss gemeinsam mit dem Nachwuchs zunächst zwei Fragen klären: Musikschule oder Privatlehrer? Einzel- oder Gruppenunterricht? Jede Familie muss für sich den passenden Weg finden.
Die Musikschule ist meist preiswerter als ein Privatlehrer und hat ein breites Angebot an Instrumenten und Musikrichtungen. Der Nachwuchsmozart wird durch regelmäßige Vorspiele und Auftritte angespornt. Um die richtige Einrichtung zu finden, kann man sich zunächst im Bekanntenkreis umhören. Konzerte und Aufführungen oder Tage der offenen Tür sind eine gute Gelegenheit, um sich einen ersten Eindruck von der Schule zu verschaffen. Vor dem ersten Unterricht sollte es idealerweise ein persönliches Gespräch zwischen Eltern, Kind und Lehrer geben. Wenn möglich sollte eine Probezeit vereinbart werden, bevor man sich für die Unterschrift unter den Jahresvertrag entscheidet.
Privatlehrer sind teurer, kommen in der Regel zum Musikschüler nach Hause und geben dort Einzelunterricht. Wer einen guten Lehrer sucht, kann auf Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis vertrauen oder Musiklehrer-Datenbanken im Internet abfragen. Entscheidend, ganz gleich ob Privatunterricht oder Musikschule: Die Chemie zwischen Schüler und Lehrer muss stimmen. Wenn das Kind am Hobby keinen Spaß hat, wird es nicht dran bleiben. Musik funktioniert aber nur als langfristiges Hobby. Idealerweise sollte auch die pädagogische Grundrichtung der Eltern mit der des Lehrers übereinstimmen. Ein strenger Lehrer alter Schule wird mit einem Sprößling aus einem liberalen Elternhaus schnell aneinandergeraten. Aus fachlicher Sicht sollte er eine fundierte Ausbildung haben und den Schülern durch abwechslungsreichen Unterricht neue Impulse geben, er sollte sie weder überfordern noch unterfordern.
Als nächstes stellt sich die Frage, ob das Kind Einzel- oder Gruppenunterricht nimmt. Das hängt vom Kind und vom zu erlernenden Instrument ab. Gruppenunterricht kann gerade am Anfang und bei jüngeren Kindern den Einstieg erleichtern. Vielleicht findet sich sogar ein Kumpel aus dem Freundeskreis, mit dem man den Unterricht gemeinsam besucht. Beim Gruppenunterricht sind kleine Gruppen von zwei oder drei Kindern sinnvoll. Je größer die Gruppe, desto weniger kann der Lehrer auf die Begabungen und Schwierigkeiten der einzelnen Kinder eingehen.
Wenn die Entscheidung gefallen ist, sollten die Eltern – gerade bei jüngeren Kindern – die Möglichkeit haben, in den ersten Unterrichtsstunden dabei zu sein und sich einen Eindruck verschaffen. Auch ein gelegentlicher Austausch mit dem Lehrer – wie auch in der Regelschule – ist ratsam. Doch wenn die Beziehung zwischen Lehrer und Zögling funktioniert und das Kind Spaß am Unterricht hat, sollten sich die Eltern zurücknehmen und weder den Unterricht noch das Üben zu Hause überwachen.
Ohne Üben geht es aber nicht. Dann hier gilt wie fast überall: „Übung macht den Meister.“ Wenn der Nachwuchs sich bald über Erfolge freuen will, muss er die Gelegenheit haben zu üben, üben, üben. Und genau das stellt Familien oft vor Herausforderungen. Wie bringe ich das Kind dazu, regelmäßig zu üben, ohne es zu sehr unter Druck zu setzen und ihm die Freude an der Musik zu verderben? Ein paar Tipps können das Üben zu Hause erleichtern: Wichtig ist ein fester Ort für das Instrument und das Üben. Ein ruhiger Ort ohne viel Ablenkung und mit Rückzugsmöglichkeit eignet sich eher. Also lieber das Schlafzimmer als das Wohnzimmer. Das Kind muss eine gute Tageszeit zum Üben finden, wenn keine anderen Verpflichtungen oder Verlockungen anstehen, wie Hausaufgaben oder das Treffen mit der Freundin. Die Zeit nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen macht sich gut. Der Nachwuchs sollte regelmäßig üben, am besten jeden Tag für 10 bis 45 Minuten. Je jünger das Kind, desto kürzer sollte die Übungseinheit ausfallen. Manchmal kann ein neben dem Instrument stehender Wecker helfen. Konkrete Hausaufgaben vom Lehrer und feste Ziele erleichtern das Üben. Ein Lob für kleine Erfolge oder ein bevorstehender Auftritt erhöhen die Motivation. Auch die Teilnahme an Wettbewerben wie Jugend musiziert kann anspornend wirken. Die Eltern sollten kreative Pausen ebenso zulassen wie das freie Spielen, das Experimentieren mit Fingern und Ohren. Je älter das Kind, desto eigenverantwortlicher sollte es üben – ohne Druck und Kontrolle der Eltern.
Musik ab der Pubertät
Mit dem Beginn der Pubertät bringen auch diese Hinweise unter Umständen nichts mehr. Gut möglich, dass der Nachwuchs den jahrelangen Musikunterricht jetzt satt hat und partout nicht weitermachen möchte. Manch ein Kind hat schon eher keine Lust mehr auf die Musikschule. Was dann? Eltern sollten den Wunsch ernst nehmen und gemeinsam mit dem Nachwuchs überlegen: Würde es mit einem neuen Lehrer oder einem anderen Instrument besser klappen? Braucht es vielleicht nur einen neuen Ort zum Üben oder sollte man die Auswahl der gespielten Stücke überdenken? Manchmal hilft es auch, sich einen Übungspartner zu suchen, das kann die Cousine sein oder der Banknachbar. Wenn das alles nicht weiterhilft, ist eine längere Pause sinnvoll. Vielleicht hat das Kind danach wieder Lust auf Musik. Ansonsten sollten Eltern den Wunsch respektieren.
Wenn ein Kind von klein auf Musik erlernt und regelmäßig geübt hat, wird es auch in der Pubertät davon profitieren. Die Jugendlichen haben dann gelernt, ihre Gefühle mit Hilfe der Musik auszudrücken. Das kann auch der Aggressionsabbau am Schlagzeug sein. Nicht ohne Grund wenden sich viele Jugendliche ab der Pubertät eher aggressiver Musik zu. Bis zu einem gewissen Grad können und sollten Eltern das zulassen.