Höher, schneller, klüger

Datum: Dienstag, 09. Februar 2016 13:39

Einige Sportarten sind bei Jungs besonders beliebt, andere eher bei Mädchen. Gibt es tatsächlich Sportarten, die für Mädchen bzw. Jungs besser geeignet sind?
Grundsätzlich kann jedes Kind jede Sportart erlernen – unabhängig vom Geschlecht. Nichtsdestotrotz entwickeln sich typische Vorlieben, die in erster Linie durch die Umwelt gelenkt sind. Wenn die Mädchen dann lieber zum Ballett wollen und die Jungs zum Fußball, ist das völlig in Ordnung und sollte ihnen ermöglicht werden. Gleichzeitig sollten Eltern ihre Kinder aber auch unterstützen, wenn sie sich für eine „untypische“ Sportart entscheiden. Auch Jungs können wunderbare Tänzer werden, wenn sie das wollen.

Der Bewegungsdrang – bei Kleinkindern noch sehr ausgeprägt – lässt im Laufe des Lebens meist stark nach – woran liegt das?
Der Mensch wird mit dem Alter träger. Sobald Kinder in die Pubertät kommen, entwickelt der Körper eine gewisse Trägheit, Bewegen aber ist anstrengend. Dazu kommt dass der große Bewegungsdrang bei Kindern stark durch ihre Neugierde auf die Welt geprägt ist. Für sie ist vieles neu und unbekannt. Sie wollen die Welt entdecken und das geht nun mal am besten über Bewegung. Wir Erwachsene dagegen entscheiden uns meist ganz bewusst für Sport, weil er uns gut tut und wir etwas für unsere Gesundheit tun wollen. Die Welt wollen wir so nicht mehr entdecken. Nachlassen der Aktivität lässt sich übrigens auch bei Tieren beobachten. Die Lämmer und Fohlen springen über die Weide, die älteren Tiere stehen in der Herde.


Wie können Eltern ihre Kinder für Bewegung und Sport begeistern?
Indem sie selber mitmachen, gemeinsam mit den Kleinen auf den Spielplatz gehen, gemeinsam mit ihnen Fußball spielen. Das Vorbild ist ganz entscheidend. Kinder sollten von früh auf Bewegung als selbstverständlichen Bestandteil des Alltags erleben. Aus einem 14-Jährigen Bewegungsmuffel wird kein Sportler mehr, wenn er es nie anders erlebt hat. Die heutige Gesellschaft ist stark von Medien geprägt. Fernseher und Smartphone üben eine ungeheure Anziehung aus. Nur wenn Kinder attraktive Alternativen haben, können sie der Sogwirkung von Computer und Co. widerstehen. Denn Bewegung ist anstrengend und da ist die Playstation zunächst die bequemere Variante.

Wie lässt sich mehr Bewegung in den Alltag von Familien einbauen?
Das fängt bei der Raumausstattung an: Lässt die Wohnzimmercouch zu, dass die Kinder auf ihr hüpfen und springen dürfen? Ein Kinderzimmer braucht keine großen sperrigen Möbel, im Grunde auch keinen Tisch und Stühle. Die Kinder brauchen Platz, um sich zu bewegen. Sie brauchen wenige praktische Möbel, die sie bespielen können, z.B. Matratzen, die sie zum Liegen, Hüpfen, Toben oder Höhlebauen nutzen können. Auch Kartons können wunderbar als Spielzeug dienen, bevor sie im Altpapier verschwinden. Kinder können durch sie hindurchkriechen, rein- und rausspringen, auf ihnen rutschen. Dieses Spielzeug ist vielleicht nicht langlebig, aber effektiv. Ohnehin sind die meisten Kinderzimmer mit Spielzeug überfrachtet, das nimmt den Kinder Raum und Kreativität. Vielleicht sollte es zum nächsten Geburtstag keine Ritterburg sein, sonder einfach mal ein Springseil.


Was können Kitas und Schulen leisten?
Da steckt noch sehr viel Potential. Es gibt durchaus vorbildliche Kitas mit eigenem Bewegungskonzept. Aber es gibt eben auch Kitas und Schulen, die mehr Möglichkeiten hätten als nur ein oder zwei Sportstunden pro Woche. In vielen Kitas stehen zu viele Tische und Stühle, dabei brauchen Kinder Platz zum Spielen und Bewegen, nicht zum Sitzen.