Weitere Risiken in diesem Alter sind Unfälle durch Ertrinken, Ersticken und Verbrühen. Die dünne Haut von Säuglingen reagiert sehr empfindlich auf heiße Flüssigkeiten. Bereits eine halbe Tasse heißer Tee kann schwere Verletzungen verursachen. Kippt die Teetasse über den Erwachsenen, ist vielleicht der Unterarm betroffen, bei einem kleinen Säugling der halbe Körper. Um Verbrühungen und Verletzungen zu vermeiden, sollten Eltern immer die Temperatur von Badewasser, Milch, Tee, Brei und Wärmflasche überprüfen, bevor das Kind damit in Berührung kommt. Wichtig ist, nicht mit dem Baby auf dem Arm Tee aufzugießen oder am Herd zu kochen. Das Teewasser könnte überschwappen, die Suppe spritzen, das Kind auf die heiße Herdplatte fassen.
Auch wenn man es kaum glauben mag, so belegen die Statistiken, dass jedes Jahr zwei bis drei Babys unter einem Jahr zu Hause ertrinken. Sie ertrinken nicht im Schwimmbad oder im Gartenteich, sondern in der Badewanne. Solche Unfälle lassen sich vermeiden, wenn Eltern kleine Kinder nie allein in der Badewanne lassen. Bereits in zehn Zentimeter tiefem Wasser können Kleinkinder ertrinken.
Um Ersticken im Säuglingsalter zu vermeiden, sollten Eltern auf Zudecken, Kuschelkissen und Nestchen am Babybett verzichten. So schön und niedlich es aussehen mag, das Kind schläft sicherer nur im Schlafsack. Eine Decke oder ein Kissen kann es sich über Mund und Nase ziehen und auch am Nestchen kann es ersticken, wenn es sich auf die Seite dreht und das Nest vors Gesicht gerät. Ein Kuscheltier braucht es in den ersten Lebensmonaten noch nicht.
Gefährlich können auch lange Bänder werden, beispielsweise die Kordel vom Rollo, die Bernsteinkette oder eine lange Schnullerkette. Um Ersticken durch Verschlucken vorzubeugen, sollten alle Kleinteile vom Spielzeug bis zur Geldmünze vom Baby ferngehalten werden, denn was es in die Fingerchen bekommt, das wird prompt in den Mund gesteckt. Solange die Kleinen noch nicht robben oder krabbeln, lässt sich Kleinteiliges auch noch gut von ihnen fernhalten. Wird das Kind mobil, drohen neue Risiken, denn jetzt will die Welt entdeckt werden – und die besteht zunächst einmal aus der Wohnung.
Krabbel- und Kleinkindalter
In diesem Alter sind Stürze weiter die Unfallursache Nummer eins. Stürze vom Wickeltisch spielen nur noch eine untergeordnete Rolle, häufiger fallen Kleinkinder aus dem Elternbett, vom Hochbett, aus dem Fenster, vom Laufrad, vom Klettergerüst oder von der Treppe. Durch den vergleichsweise großen Kopf haben Kleinkinder einen anderen Körperschwerpunkt und fallen schneller als große Kinder kopfüber. Lehnen sie sich zu weit aus dem Fenster oder über eine Brüstung, stürzen sie oft schneller, als man reagieren kann.
Gibt es in der Wohnung ein Hochbett oder eine Treppe, heißt das für die Familie: Beides so absichern, dass die Jüngsten diese nicht unbeaufsichtigt nutzen. Ein Hochbett wird erst ab etwa 6 Jahren empfohlen und sollte mit einer ausreichend hohen Brüstung versehen sein. Sind kleinere Geschwister im Haushalt, kann das Hochbett in einem Zimmer stehen, welches für die Kleineren tabu ist, am besten wie der Wickeltisch in einer Zimmerecke. Alternativ sollte die Leiter tagsüber abmontiert werden, so dass kleine Kletterer es nicht erklimmen können. Springen und toben auf dem Bett sollten tabu sein oder nur unter Aufsicht und mit Auspolsterung des Fußbodens erlaubt sein. Für Treppen im Wohnbereich gilt: Mit den Kindern von Beginn an das Treppensteigen üben, bereits im Krabbelalter, zusätzlich die Treppe durch ein Schutzgitter absichern. Vor allem das Heruntergehen einer Treppe ist gefährlich, weil die Kinder beim Stürzen tief fallen und sich schwer verletzen können.
Kann das Kleine sitzen, kommt der Hochstuhl auf den Plan. Auch hier müssen Eltern aufpassen, um Stürze zu vermeiden. Der Hochstuhl sollte einen Gurt haben, robust sein und stabil stehen. Die größte Gefahr: Das nicht angeschnallte Kind steht allein auf und fällt kopfüber aus dem Hochstuhl. Daher sollten Kinder im Hochstuhl nie unbeaufsichtigt sein.
Sicherheitsexperten und Ärzte warnen immer wieder vor der Anschaffung von sogenannten Lauflernhilfen. Kleine Kinder, die noch nicht oder gerade erst laufen können, sind dort sehr schnell unterwegs. Stürze an Teppichkanten, Treppen, Wänden und Türschwellen sind vorprogrammiert. Stürzt das Kind mit dem Gerät, kann es sich zudem einklemmen oder quetschen und nicht selbst befreien. Lauflernhilfen gelten daher als das gefährlichste „Verwahrgerät“ für Kleinkinder und Babys.
Elektrounfälle vermeiden Sie, indem Sie die Steckdosen sichern, den Sicherungskasten ggf. mit einem Fehlerstromschalter nachrüsten und elektrische Geräte wie den Föhn nie in der Nähe von Wasser verwenden. Achten Sie darauf, dass kleine Kinder nicht an elektrische Geräte und Kabel herankommen.
Verbrühungen und Verbrennungen sind auch für Kleinkinder gefährlich. Ihre Haut ist dünner und empfindlicher als die Erwachsener. 60 Grad heißes Wasser kann nach drei Sekunden Hautkontakt bereits schwere Verbrühungen verursachen. Jedes Jahr erleiden 7.000 Kinder schwere Verbrennungen und Verbrühungen.
Tipps um Verbrennungsunfällen vorzubeugen:
- Auf Tischdecken verzichten. Zieht das Kind daran, kann die heiße Kaffeetasse auf das Kind fallen.
- Bei Tisch nichts Heißes in Reichweite der Kinder stellen.
- Beim Kochen Pfannen und Töpfe so auf den Herd stellen, dass Kinder nicht herankommen – Pfannenstiel zur Wand, hintere Herdplatten nutzen, Herdschutzgitter verwenden.
- Wasserkocher und Bügeleisen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren – auch beim Abkühlen.
- Das Wasserthermostat auf 40 Grad begrenzen – vor allem für die Badewanne ist das wichtig.
- Vor dem Baden immer die Temperatur prüfen
- Keine Kerzen ohne Aufsicht von Erwachsenen brennen lassen – vor allem in der Weihnachtszeit ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.
Eine Gefahr, die mit zunehmender Mobilität neu hinzukommt: Vergiftungen. Kinder vergiften sich vor allem an: Zimmerpflanzen, Reinigungsmitteln, Kosmetika, Medikamenten, Zigaretten, Alkohol. Auch Farben, Stifte, Kleber sind gefährlich, wenn sie Lösungsmittel enthalten. Bewahren Sie diese Dinge so auf, dass Kinder sie nicht erreichen können, beispielsweise in einem abschließbaren Schrank oder Zimmer/Kammer. Belassen Sie Haushaltschemikalien wie Reinigungsmittel in der Originalverpackung und füllen sie diese nicht in andere Gefäße, um Verwechslungen zu vermeiden. Verlassen Sie sich nicht hundertprozentig auf einen kindersicheren Verschluss. Dieser wird so getestet, dass theoretisch jedes fünfte Kind in der Lage ist, ihn zu öffnen. Bezeichnen Sie Tabletten nie als Bonbons oder Smarties. Informieren Sie sich, ob Ihre Zimmerpflanzen giftig sind. Wenn ja, ersetzen Sie diese durch ungiftige oder stellen Sie diese außerhalb der Reichweite von Kindern auf. Das gleiche gilt für den Garten, wo bei giftigen Pflanzen besondere Vorsicht geboten ist.
Kinder ab einem Jahr ersticken seltener an Zudecken oder Kissen, die sie sich versehentlich vors Gesicht ziehen. Ihnen bleiben stattdessen Kleinteile in der Luftröhre stecken. Das sind vor allem Spielsachen, Murmeln, können aber auch Magnete, Geldstücke, Knopfbatterien, Büroklammern, Nüsse sein. Als Richtwert, wie groß ein Gegenstand sein muss, um nicht versehentlich verschluckt zu werden, dient ein Tischtennisball. Alles was kleiner ist, gehört nicht in kleine Kinderhände. Bei Nüssen wird empfohlen, sie erst Kindern ab 4 Jahren zum Essen zu geben.