Ebenfalls gefährlich für kleine Kinder sind Plastiktüten, die sie sich über den Kopf ziehen können und Bänder, Schnüre sowie Kordeln an Kleidung. Mittlerweile darf keine Kinderkleidung mehr damit verkauft werden. An gebrauchten Sachen können sich aber noch Kordeln und Bänder befinden. Entfernen Sie diese, wenn vorhanden. Bänder können sich beim Klettern um den Hals legen und das Kind strangulieren. Aus demselben Grund sollte auch immer der Fahrradhelm abgenommen werden, wenn Kinder auf dem Spielplatz spielen. Im Kleinkindalter ist Verstecken ein beliebtes Spiel. Achten Sie hier darauf, dass sich das Kind nicht in großen Geräten wie Waschmaschine, Trockner oder im Wandschrank versteckt. Bleibt es dort längere Zeit hinter verschlossener Tür unentdeckt, kann es ebenfalls ersticken.
2014 sind in Deutschland zwei Kleinkinder in der Badewanne ertrunken, im Jahr 2013 waren es ebenfalls zwei. Selbst in der Altersgruppe der 5 bis 14-Jährigen ertrinken regelmäßig Kinder in der Badewanne, 2014 waren es drei. Neben der ständigen Aufsicht beim Baden kann eine rutschfeste Badematte sinnvoll sein. Es passiert auch immer wieder, dass Kinder im Gartenteich ertrinken. Wer einen Garten hat, sollte diesen entsprechend absichern: Auch die Regentonne sollte für Kinder unzugänglich sein.
Kommen Kinder ins Vorschulalter, sind Heimunfälle nicht mehr das Verletzungsrisiko Nummer eins. Häufiger als Zuhause oder in der Freizeit werden sie jetzt bei Verkehrsunfällen verletzt. Die Unfälle zu Hause sind aber jene, die sich häufig vermeiden ließen.
Kindersichere Wohnung
Die meisten der bisher aufgeführten Unfallrisiken lassen sich vermeiden, wenn Sie Ihren Kindern klare Regeln vermitteln, wenn Sie sie nicht überbehüten und wenn Sie Ihre Wohnung sicher einrichten.
Spätestens mit dem Krabbelstart sollten ernste Gefahrenquellen in Haus und Wohnung ausgeschaltet sein. Da sie in diesem Alter Gefahren noch nicht erkennen und einschätzen können, liegt es an uns Eltern, sie davor zu schützen. Um die Wohnung kindersicher einzurichten und mögliche Gefahrenquellen zu erkennen, kann es sinnvoll sein, die Perspektive des Nachwuchses einzunehmen, also mal durch die Küche zu krabbeln und sich auf den Kinderzimmerboden zu setzen.
Als erstes wird Ihnen auffallen, was auch kleine Krabbler schnell für sich entdecken: die Steckdosen. Sichern Sie diese durch einen entsprechenden Einsatz. Achten Sie auf freie Laufwege in den Zimmern, in denen sich die Kinder tagsüber aufhalten (Kinderzimmer, Wohnzimmer, Flur, Küche, Bad). Beseitigen Sie Stolperfallen, entschärfen Sie spitze Ecken und Kanten. Sorgen Sie für rutschfreie Böden, d.h. nasse Böden nach dem Wischen zunächst trocknen lassen, Parkett oder Fliesen ggf. durch rutschfeste Teppiche entschärfen, rutschfeste Hausschuhe oder Stoppersocken anziehen. Lassen Sie Fenster und Balkontür nie weit offen stehen, wenn Kinder im Raum sind und sorgen Sie dafür, dass Kinder die Fenstergriffe nicht erreichen oder öffnen können.
Wichtig ist auch, an jene Gefahren zu denken, die erst entstehen, wenn Möbel und Produkte vom Nachwuchs zweckentfremdet werden. Da kleine Welterkunder gern Papas Bücherregal oder das Badregal zum Klettergerüst umfunktionieren, sollten solche Möbel an der Wand befestigt sein. Wie tragisch solch ein Kletterausflug enden kann, zeigen die tödlichen Unfälle mit IKEA-Kommoden in Nordamerika, bei denen Kinder von schweren Schränken erschlagen wurden. Aus dem gleichen Grund sollten für Kinder attraktive Dinge wie Süßigkeiten nicht oben in einem Schrank oder Regal „versteckt“ werden, das verleitet nur zum Klettern. Besonders gefährlich wegen ihrer Höhe sind Stürze aus dem Fenster oder vom Balkon, weswegen diese ebenfalls zu sichern sind.
Was die Kleinen nicht selbst erklimmen können, das versuchen sie an sich zu „reißen“. Tischdecken, herabhängende Kabel oder Blumenausläufer sind aus Perspektive des Kindes ausgesprochen verlockend, aber auch gefährlich. Daher gilt: Kabel von Wasserkocher, Bügeleisen, Föhn und Co. so lagern, dass die Kinder nicht herankommen. Auf Tischdecken sollte am besten verzichten, wer Kleinkinder hat.
Alle Gefahren wird man nie ganz bannen können, denn welcher Erwachsene käme schon auf die Idee, sich einen Toiletteneinsatz über den Kopf zu ziehen? Daher ist es wichtig, Kindern von klein auf den sachgemäßen Umgang mit Produkten zu erklären bzw. sie von bestimmten Gefahrenquellen fernzuhalten. Für Kleinkinder tabu sind beispielweise Geräte wie Toaster, Mixer, Föhn oder Bügeleisen. Je älter die Kinder werden, desto mehr können und sollten sie diesen sachgemäßen Umgang selbst einüben – anfangs unter Aufsicht.
Küche
Ein besonderes Augenmerk sollten Eltern auf die Küche legen – sie ist doppelt gefährlich. Weil sich Kinder dort häufig aufhalten und voller Neugier die blubbernden und brodelnden Töpfe beobachten und weil dort viele Gefahren lauern.
Ungemein spannend für Kleinkinder, die stets an Mamas Rockzipfel hängen und ihr auch beim Kochen auf Schritt und Tritt folgen, sind Küchenschränke und -schübe. Der Nachwuchs wird mit Vorliebe Schubladen, Schränke und Regale ausräumen und deren Inhalte inspizieren. Räumen Sie daher jene Utensilien außer Reichweite, an denen sich das Kind verletzten kann (z.B. Messer) oder die es kaputt machen kann (z.B. Gläser). Sie können eine „Kinder-Schublade“ einrichten mit spannenden aber harmlosen Inhalten (Kochlöffel, Strohhalme, Plastikschüsseln,…), die das Kind nach Belieben ein- und ausräumen darf. Die anderen Schränke sind dann tabu und das Verbot leichter durchzusetzen.
Tipps für die Küche:
- Beim Kochen lieber die hinteren Kochfelder nutzen und Topf- und Pfannenstiele nach hinten zeigen lassen.
- Herd mit Herdschutzgitter vor kindlichen „Übergriffen“ schützen.
- Backofenfenster, die nicht aus wärmedämmendem Glas sind, mit Acrylplatte nachrüsten.
- Bei Stress, z.B. Vorbereitung des Weihnachtsessens, die Kinder lieber aus der Küche verbannen und auf die kleinen Küchenhelfer verzichten.
- Messer nicht offen herumliegen lassen und mit der Spitze nach unten in den Besteckkorb des Geschirrspülers einsortieren.
- Schubladen mit gefährlichem Inhalt wie Messer oder Scheren mit Kindersicherung versehen.
- Großgeräte wie Geschirrspüler, Waschmaschine, Trockner geschlossen halten, damit Kinder nicht hineinklettern.
- Elektrokleingeräte wie Wasserkocher und Toaster nach dem Benutzen wegräumen oder so aufbewahren, dass Kinder nicht herankommen.
- Keine Kabel herunterhängen lassen oder auf dem Boden verlegen: Gefahr des Herunterziehens von Geräten, des Stolperns und des Strangulierens.
- Keine Putz- und Reinigungsmittel (auch keine Geschirrspültabs) in Reichweite der Kinder aufbewahren – unter der Spüle ist kein geeigneter Platz.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen und die Kinder sich an zuvor vereinbarte Regeln halten, spricht nichts dagegen, die Kleinen zunächst als Zuschauer und später als Beiköche mit in die Küche zu lassen. Das Baby muss vom heißen Herd fernbleiben, kann aber von einer Decke auf dem Fußboden oder vom Laufgitter aus verfolgen, wie Mama den Brei kocht. Die Anderthalbjährige kann vom gesicherten Hochstuhl aus gucken und schnuppern. Der Dreijährige kann unter Aufsicht beim Kochen und Backen helfen – zunächst mit einfachen, ungefährlichen Tätigkeiten. Mit dem Alter und der Geschicklichkeit kann das Aufgabenspektrum erweitert werden. Stellen Sie klare Regeln auf: Herd und Kochtopf sind heiß, die Herdplatte wird nicht angefasst und der Kochtopf höchstens mit Topflappen.