Wenn das Kinderzimmer kindersicher eingerichtet ist – können Kleinkinder dann dort allein ohne Aufsicht spielen?
Natürlich soll das Kinderzimmer so eingerichtet sein, dass das Kind dort unbeaufsichtigt spielen kann. Das ist für mich als Eltern ja auch leichter, als wenn überall Fallstricke sind, weil z.B. spitze Gegenstände rumliegen. Also versuche ich das Kinderzimmer so zu gestalten, dass das Kind ungestört spielen kann. Das heißt freie Laufwege, keine spitzen Ecken und Kanten, Fenster stehen nicht sperrangelweit auf, bei kleinen Kindern steht kein Hochbett im Zimmer. Aber längere Zeit ohne Aufsicht kann ein Kleinkind nicht sein, ganz gleich wie kindersicher das Zimmer eingerichtet ist. Das heißt, die Eltern sollten mindestens in Sicht- und Hörweite des Kindes sein und immer mal nachschauen gehen.
Woran erkennen Eltern sicheres Spielzeug und sichere Produkte?
Eltern sollten beim Kauf von Möbeln und Spielzeug auf ihren gesunden Menschenverstand achten. Die Sachen sollten nicht stinken, nicht spitz und scharf, nicht zerbrechlich sein, Kleinteile sich nicht lösen. Man soll das Gefühl haben, dass es sich um solide, gute Produkte handelt. Ich weiß, dass preiswerte Produkte sehr verlockend sind, aber daran hat man oft keine Freude. Und es gibt auch Sicherheitszeichen auf Produkten, wie das GS-Zeichen, die darauf hinweisen, dass dieses Produkt eine zusätzliche Sicherheitsprüfung durch ein unabhängiges Institut durchlaufen hat. Und man sollte die Altersangaben auf Spielzeug ernst nehmen. Der Spielzeughersteller zeigt damit an, dass an dem Spielzeug Kleinteile zu finden sind, die für Kinder unter drei Jahren gefährlich sein können.
Wieso sind Jungs häufiger von Unfällen betroffen als Mädchen?
Jungen sind tatsächlich in manchen Altersgruppen doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Das hat etwas mit dem Naturell der Jungs zu tun. Jungen setzen sich häufiger risikoreichen Situationen aus und sind eher sportlich aktiv, während Mädchen vorsichtiger sind und sich häufiger kreativ betätigen. Es wird aber auch diskutiert, ob nicht auch der unterschiedliche Umgang und die Erziehung mit der Unfallhäufung zu tun hat: Von einem Jungen wird mehr Aggressivität, Risikobereitschaft und körperliche Aktivität erwartet und eine Schramme wird bei einem Jungen als weniger schlimm erachtet als bei einem Mädchen.
Was sollten Eltern mit Haustieren bedenken?
Kinder sollte man nie mit dem Haustier allein lassen, auch dann nicht, wenn man weiß, dass das Tier ganz ungefährlich ist. Das Tier kann anders reagieren, wenn es mit dem Kind allein ist. Dazu kommt, dass Kinder oft grenzüberschreitend sind und Dinge machen, die das Tier reizen. Das kann zum Tragen kommen, wenn das Kind mal mit dem Tier allein ist. Bei Hunden allerdings passieren die meisten Unfälle nicht mit dem eigenen Hund, sondern mit bekannten Hunden, beispielsweise vom Nachbarn oder von den Großeltern. Das Kind meint den Hund zu kennen und behandelt ihn wie seinen eigenen, das kann der Hund aber nicht leiden. Beim eignen Hund dagegen kann der Hund Signale senden, wenn er etwas nicht mag und die versteht das Kind. Bei einem anderen Hund ist das schwerer. Ansonsten gilt: auf hygienische Maßnahmen achten, die Schutzimpfungen einhalten, dem Kind erklären, was das Tier mag und was nicht. Das Körbchen und das Futter des Tieres sind beispielsweise fürs Kind tabu.
Welche Tipps haben Sie für Eltern mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters?
In Bezug auf das gemeinsame Spielen kann das extrem schwierig sein. Je nach Naturell gibt es Kinder, die alles in den Mund stecken und welche, die man mit anderthalb Jahren schon gefahrlos mit kleinteiligem Spielzeug spielen lassen kann. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, seine Kinder genau zu beobachten, sehr aufmerksam zu sein und eine Lösung zu finden, wie z.B. getrennte Spielbereiche. Kindergärten stehen ja vor dem gleichen Problem, aber eine richtig gute Lösung dafür zu finden, ist schwer.
Bis ungefähr zu welchem Alter braucht man die klassischen Sicherheitsartikel wie Steckdosensicherung und Schrankschloss?
Das lässt sich nicht generell sagen. Ich würde im Kindergartenalter anfangen, diese langsam zurückzufahren und mehr über die Vernunft arbeiten. Das hängt aber auch wieder vom individuellen Sicherheitsbedürfnis ab und davon, wie viele Kinder in welchem Alter und mit welchen Eigenschaften man hat. Irgendwann merkt man: Man hat es noch, aber eigentlich braucht man es gar nicht mehr.
Infokasten
Um die hohe Zahl an Unfällen zu reduzieren, hat die Bundesregierung 1997 die heutige Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ ins Leben gerufen. Das Aktionsbündnis aus mehreren Partnern ist bis heute der wichtigste Akteur zu den Themen Unfallprävention und Kindersicherheit. Mit Aktionstagen, Ausstellungen und Informationsmaterialien rückt es die Themen ins öffentliche Bewusstsein von Eltern, Erziehern und Medien. www.kindersicherheit.de