Alles rund um den passenden Kinderschuh
„…zeigt her Eure Schuhe“, so geht das in der Überschrift angedeutete Kinderlied weiter. Hinzu könnte man dichten: Zeigt her Eure Schuhe und ich sage Euch, wie es Euren Füßen geht. Denn wer zu kleine oder zu große, zu enge oder zu weite Schuhe trägt, der kann seinen Füßen auf Dauer schaden. Und weil Eltern ihren Kindern bis zum Erwachsenwerden ziemlich viele Schuhe kaufen müssen, wollen wir mit dieser lausebande einen wichtigen (Einkaufs-)Ratgeber an die Hand geben: Was müssen Familien beim Schuhkauf beachten und wie finden sie die passenden Schuhe?
Warum der Schuh wirklich passen sollte
So schnell wie Kinder aus ihren Schuhen wieder herauswachsen und so preisintensiv wie Schuhe auch in Kindergröße sind, so groß ist die Versuchung, beim Schuhkauf etwas Geld zu sparen. Beispielsweise, indem man die Schuhe preiswert gebraucht erwirbt oder eine Nummer größer kauft, damit sie länger halten.
Warum das keine gute Idee ist, zeigt ein Blick auf die kindliche Anatomie: Anfangs sind Babys Füße sehr empfindlich, zudem fehlt die klassische Wölbung der Fußsohle wie bei größeren Kindern oder Erwachsenen. Das liegt an den Fettpolstern, welche den Fuß umschließen und schützen. Daher sehen Babyfüße aus wie Plattfüße. Damit sich die Fußwölbung gut entwickeln kann, braucht der Fuß Training und Bewegungsfreiheit. Die bekommt er, wenn er barfuß oder in passendem Schuhwerk laufen lernen kann. Im Vergleich zu den Füßen Erwachsener sind Kinderfüße einschließlich der Knochen noch sehr weich und formbar. Folglich können sie bei zu kurzen oder auch zu engen Schuhen leicht gestaucht und verformt werden. Mögliche Folgen davon sind langfristige Fußprobleme und Fußfehlstellungen. So hat ein österreichisches Forschungsteam, das sich schwerpunktmäßig mit Kinderfüßen und -schuhen beschäftigt, bei einer Untersuchung in Kitas folgendes herausgefunden: Drei von vier Vorschulkindern haben bereits verformte Füße, fast alle dieser Kinder hatten zu kleine Schuhe. Insgesamt waren für die Untersuchung die Füße und die Schuhe von 850 Kindern gemessen worden. Das Ergebnis bestätigt die vorherrschende Expertenmeinung: Viele Kinder tragen falsche Schuhe und das führt tatsächlich zu körperlichen Beschwerden, v.a. wenn das Kind über einen längeren Zeitraum zu kurze oder zu enge Schuhe trägt.
Aber auch zu große Schuhe können negative Folgen für die kleinen Füße haben. Ist nach vorn und nach hinten zu viel Platz im Schuh, werden die Zehen bei jedem Schritt gestaucht. Um zudem ein Verlieren des zu großen Schuhs zu verhindern, verändert das Kind den Gang so unnatürlich, dass die Gelenke belastet werden und im Extremfall der Vorderfuß versteifen kann. Ein Schuh sitzt dann optimal, wenn der Fuß darin in der Länge noch 12 bis 17 mm Luft hat.
Mögliche langfristige Auswirkungen falscher Schuhe
- Gelenkbeschwerden und -entzündungen
- Schiefstellung der großen Zehe
- Hohlfuß
- Muskel- und Sehnenschmerzen
- Verkürzung der Fußmuskulatur
- Versteifter Vorderfuß
- Durchblutungsstörungen
- Venenleiden wie Krampfadern
- Haltungsschäden
- Knie-, Hüft- und Rückenbeschwerden
Optimale Kinderschuhe sind also weder zu lang, noch zu kurz und passen auch in der Weite zum Kinderfuß, sie sind vor allem bei kleinen Kindern eher aus weichem, flexiblem Material. Sehr festes Schuhwerk mit unflexiblen Sohlen schränkt die relativ weichen Kinderfüße unnötig ein.
Ab wann braucht ein Kind Schuhe?
Die ersten Schuhe sollen für viele Eltern etwas besonderes sein. Auch Großeltern schenken ihren Enkeln gern das erste Paar Schuhe – vorzugsweise Lauflernschuhe aus Leder. Doch die brauchen Kinder in der Regel erst, wenn sie tatsächlich laufen können. Solange Kinder noch nicht allein auf zwei Beinen unterwegs sind, brauchen sie auch keine Schuhe, da reichen Socken, draußen im Kinderwagen können es gern auch etwas dickere sein. Für die ersten Schritte zu Hause braucht es keine Schuhe. Laufen lernen die Kinder am besten barfuß. Spätestens, wenn das Kind halbwegs sicher zu Fuß unterwegs ist oder wenn es auch draußen an Papas Hand die ersten Schritte wagen will, dann braucht es Schuhe. Denn Schuhe schützen unsere Füße vor Kälte und Verletzungen beispielsweise durch Scherben oder spitze Steine. Bei Kleinkindern unter drei Jahren reichen die Schuhe idealerweise bis zum Knöchel, weil sie dann mehr Halt bieten. Prinzipiell aber gilt unabhängig vom Alter: Wann immer die Möglichkeit besteht, sollten wir barfuß laufen – im Sommer gern auch draußen. Optimal dafür sind Wiesen oder Strände. Barfußlaufen stärkt die Fußmuskulatur, fördert den Gleichgewichtssinn und schränkt den Fuß nicht ein. Gibt man Kindern von klein auf immer wieder Gelegenheit, draußen barfuß zu laufen, gewöhnen sie sich auch daran. Das Nützliche mit dem Schönen verbinden kann man übrigens im Barfußpark. Dort kann die ganze Familie die Schuhe ausziehen und unterschiedliche Untergründe erfühlen.
Tipps gegen „Entenfüße“
Irgendwann kommt jedes Kind in das Alter, wo es immer mehr allein machen kann und auch will. Das Anziehen gehört dann dazu. Das Schuhanziehen stellt die lieben Kleinen vor eine besondere Hürde: Welcher kommt auf den linken und welcher auf den rechten Fuß? Für die Kleinen sehen beide Schuhe gleich aus. Tragen sie die Schuhe dann als „Entenfüße“ falsch, kann das auf Dauer ebenfalls zu Fehlstellungen führen. Eltern sollten also immer darauf achten, dass das Kind die Schuhe richtig herum anzieht und ggf. korrigieren. Um dem Kind das Anziehen zu erleichtern, gibt es ein paar Tricks:
- Stellen Sie die Schuhe bereits richtig herum vor Ihr Kind.
- Markieren Sie die Schuhe auf der Innensohle mit zusammengehörigen Aufklebern, indem Sie beispielsweise einen Aufkleber zerschneiden.
- Es gibt Schuhe, die ein Motiv tragen, an dem die Kinder leicht erkennen, welcher Schuh auf welchen Fuß gehört.
- Machen Sie ein Ratespiel daraus: Was glaubst du, welcher Schuh auf welchen Fuß kommt?