Gutes von hier

Datum: Donnerstag, 30. April 2020 13:05

„Ein vertrautes Antlitz schafft ein gutes Fundament“

In der Corona-Krise werden die Rufe nach weniger Globalisierung und mehr Regionalisierung wieder lauter. Wir haben mit Thomas Braune, Verantwortlicher für das Landesmarketing Brandenburg, darüber gesprochen, warum die Menschen jetzt wieder verstärkt auf Regionalität setzen und warum sie das auch künftig tun sollten.

Haben auch Sie den Eindruck, dass die Menschen derzeit verstärkt regionale Angebote nachfragen?

Ohne Zweifel: Ja! Es ist der ganz menschliche Reflex, der in jeglichen Zeiten von Unsicherheit greift: weg vom Fremden, hin zum Bekannten.

Forciert die kürzlich gestartete Aktion www.Brandenburghelfen.de diese Entwicklung?

Das wird sich erweisen. In jedem Falle ist sie gut, weil sie versucht, die guten Gedanken des Nachbarn in gutes Geld für das Handwerk von Nebenan zu münzen.

Könnte die Krise insofern auch eine Chance für regionale Anbieter sein?

Regionale Anbieter sind ja allgegenwärtig, aber nicht jeder Weg führt zu ihnen. Insofern werden jetzt gerade neue Hinweisschilder aufgestellt.

Wie lässt sich das gesteigerte Interesse an der Region auch in die nach-Corona-Zeit retten?

Indem wir die Hinweisschilder beständig putzen! Oder anders gesagt: In dem alle ihre gewonnenen Erfahrungen weiter nutzen: die gerade entstandenen Netzwerke mit ihren Mechanismen, die alten Firmen mit ihren neuen Kunden, die Werber und ihre neuen Kontakte.

Warum sollten wir auch unabhängig von Krisen stärker auf Partner vor Ort setzen?

Weil wir deren Gesicht kennen. Und ein vertrautes Antlitz schafft für jedes Geschäft erstmal ein gutes Fundament. Außerdem ist es gut fürs Klima, in der Welt und vor Ort …

Die Globalisierung wird auch nach Corona in bestimmten Wirtschaftsbereichen unverzichtbar bleiben. In welchen Bereichen können die Brandenburger auch künftig auf regionale Angebote setzen?

Da, wo wir eigene Angebote haben. Sehen Sie, ich komme aus der DDR. Deren Versuche, Kaffee durch Kaffeemix oder Apfelsinen durch Kuba-Orangen zu ersetzen, waren nicht wirklich erfolg- aber immer lehrreich.

Wie können Familien in Brandenburg regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen?

Das liegt auf der Hand: durch Kauf oder Buchung. Und bei Erfolg Weiterempfehlung. Aber ganz am Anfang reicht Selbstbewusstsein: Auch Firmen aus Brandenburg können das.

Welche Instrumente können diese nutzen, um ihre Angebote stärker zu vermarkten?

In unserem Land gibt es vielfältige Netzwerke, die zusätzlich zu Selbstvermarktung, Hofverkauf oder privatem Online-Shop helfen. Nehmen Sie allein im Ernährungsbereich pro agro, mit dessen Mitgliedern wir vom Landesmarketing gerade eben mit BB Radio den Helden des Alltags in Corona-Zeiten gedankt haben.

Wie würden Sie klassische Online-Shopper und Weltreisende überzeugen: Was haben sie davon, wenn sie Produkte oder Angebote von hier nutzen?

Nur beide Seiten einer Medaille führen am Ende zu wahrer Erkenntnis. Weltsicht ist genauso wichtig wie der Blick auf die Entwicklung in der eigenen Region. Ich selbst schätze auf Vulkanerde wachsende Weine aus Chile, aber zu Brandenburger Spargel gibt’s nur Müller-Thurgau aus der Region. Deshalb bin auch Mitglied eines Weinfördervereins in Werder an der Havel.

Was macht Brandenburg beim Landesmarketing besonders gut?

…mit sehr begrenzten Mitteln arbeiten. Und natürlich das Besondere des hier lebenden Menschenschlages aufnehmen: „Nicht viele Worte machen. Und trotzdem ist alles gesagt.“ gehört zu unseren erfolgreichsten Slogans.

Gibt es Regionen, wo Sie sich beim Marketing gern inspirieren lassen?

Nicht auf Dauer. Aber Baden-Württembergs „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ war seinerzeit schon ein Geniestreich für ein Land, das keiner wirklich auf dem Schirm hatte. Im Kern bedient „Brandenburg. Es kann so einfach sein.“ auch eine Offerte, wenn auch eine andere.