Entdeckungsreise durch Lausitzer Ölvorkommen
Regionale Speiseöle für die gesunde Familienküche
Während Preise und Nachfrage nach Erdöl derzeit einbrechen, ist ein anderes Öl in Zeiten von Homeschooling und Homecooking gefragter denn je: Speiseöl. Bei unserer Recherche zu regionalen Anbietern und Produkten waren wir überrascht, wie viele Ölmühlen es zwischen Spreewald und Oberlausitz gibt. Hier werden – oft von Familienhand geführt – qualitativ hochwertige Öle nach traditionellen Rezepten gefertigt. Wir stellen einige von ihnen vor.
Lausitzer Ölmühle Hoyerswerda
Seit knapp 100 Jahren wird in Hoyerswerda Leinöl gepresst. Das Team um Geschäftsführerin Regine Jorga und ihre beiden Töchter verarbeitet die komplette Leinsaat: Neben dem schmackhaften Lausitzer Gold werden auch ein Brotaufstrich, Leinkuchen und geschrotete Leinsaat angeboten. Selbst eine naturbelassene Gesichtspflege wird in der Ölmühle hergestellt. Bei allen Produkten wird auf Zusatzstoffe verzichtet. Die so gesunden wie schmackhaften Produkte werden über den Onlineshop mittlerweile deutschlandweit nachgefragt, selbst nach Australien ging bereits ein Paket.
Kanow Mühle Sagritz
Sie ist eine der traditionsreichsten Ölmühlen in der Region. Schon im 13. Jahrhundert stand in dem kleinen Spreewald-Dorf Sagritz eine Mühle. Heute wird in der idyllisch an der Dahme gelegenen Kahnow-Mühle kein Mehl mehr gemahlen, sondern Öl gepresst. Etwa zwei Dutzend Öle stellt der von Familie Behrendt geführte Betrieb her: Klassiker wie Rapsöl und Sonnenblumenöl, aber auch Exoten wie Mohnöl oder Hanföl. Dabei legt sie nicht nur Wert auf handwerkliche Tradition, sondern auch auf schonende Verarbeitung und wo möglich auf die Verwendung regionaler Rohstoffe.
Oelfreund Cottbus
Seit nunmehr zehn Jahren ist René Schulze mit seinem Unternehmen Ölfreund eine feste Adresse für Liebhaber guten Öls. In seinem Online-Shop bietet er neben selbst gepressten Ölen auch eine erlesene Auswahl hochwertiger Öle anderer Hersteller an. So besichtigt der Ölfreund einmal jährlich die Olivenhaine Südeuropas. Nur die Olivenöle jener Bauern, die den hohen qualitativen Ansprüchen genügen, werden dann ins Sortiment aufgenommen. Die gut ein Dutzend Öle, die im Online-Shop angeboten werden, sind allesamt schonend kaltgepresst, ungeflitert, sortenrein und in Bio-Qualität.
Ölmühle Straupitz
Schon von weitem grüßen die markanten Flügel der Holländerwindmühle am Rande des Spreewaldortes Straupitz. Die 1850 erbaute Mühle ist die letzte produzierende Dreifachwindmühle Europas. Neben einer Mahl- und Sägemühle beherbergt sie auch eine Ölmühle, in der Leinöl hergestellt wird. Die Leinsaat kommt aus dem Spreewald und wird in der Ölmühle auf sehr schonende Art ohne Hitze und Zusatzstoffe zum begehrten Spreewaldgold verarbeitet. Selbiges kann man – hoffentlich bald wieder – im Müllerhaus erwerben oder vor Ort genießen, oder aber über den Onlineshop erwerben.
Öl in der Familienküche
Auf der Ernährungspyramide stehen Fette und Öle ziemlich weit oben, gleich hinter den Süßigkeiten – wir sollten sie also nur in Maßen genießen. Wer aber das „richtige“ Fett wählt, der tut seinem Körper sogar etwas Gutes. Denn die meisten Pflanzenöle enthalten für den Körper wichtige Fettsäuren.
Raffiniert oder kaltgepresst?
Für die Herstellung raffinierter Öle kommen Hitze und Chemikalien zum Einsatz, so dass diese Öle geschmacksneutral, lange haltbar und hitzebeständig sind. Sie eignen sich gut zum Braten und Frittieren, enthalten aber weniger gesunde Inhaltsstoffe. Kalt gepresstes Öl wird schonender hergestellt, ohne Hitzezufuhr. So bleiben mehr der gesunden Inhaltsstoffe erhalten. Es schmeckt intensiver und ist nicht so lange haltbar wie raffiniertes Öl. Kaltgepresstes Öl sollte nicht zum Braten oder Frittieren verwendet werden, sondern für Salate, Dressings, Desserts, Dips oder Pesto. Anders als bei kaltgepresstem Öl darf die Saat bei nativem Öl vor dem Pressen nicht geröstet werden, nach dem Pressen wird das Öl nur noch gefiltert. Es schmeckt besonders intensiv und aromatisch und ist ebenfalls nur für die kalte Küche geeignet.
Sonnenblume oder Olive?
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Inhaltsstoffe lohnt es sich, verschiedene Öle zu verwenden. Die Klassiker in der Küche sind Raps-, Oliven- und Sonnenblumenöl. Rapsöl eignet sich durch die Hitzebeständigkeit und Geschmacksneutralität für fast alle Gerichte. Es enthält viel Vitamin E und besonders viele der gesunden ungesättigten Fettsäuren. Sonnenblumenöl zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Vitamin E und Omega-6-Fettsäuren aus. Olivenöl enthält vergleichsweise viel einfach gesättigte Fettsäure und sekundäre Pflanzenstoffe. Sein intensives Aroma macht es zum idealen Begleiter von Salat und Co. Wir empfehlen auch mal Öle abseits der Klassiker zu probieren. Walnussöl und Leinöl verfeinern mit ihrem nussigen Geschmack Salate oder Quarkspeisen. Sesamöl passt gut zur asiatischen Küche.
Welches Öl für Babybrei?
Gerade in den ersten Lebensjahren brauchen Kinder für die Entwicklung von Nervenzellen und Sehkraft eine ausreichende Zufuhr der Omega-3-Fettsäure DHA – am besten über Seefisch und Öl. Dem selbstgemachten Brei nach dem Kochen auf 100 g Brei 10 g Öl zugeben und bei gekauftem Brei ggf. noch Öl zugeben. Olivenöl eignet sich genauso wie Sonnenblumen- oder Rapsöl – am besten immer mal wechseln. Kalt gepresstes kann ebenso verwendet werden wie natives. Spezielles Beikostöl braucht es nicht. Das ist vergleichsweise teuer und hat bei Ökotest schlecht abgeschnitten.
Öl richtig lagern
Um die wertvollen Nährstoffe zu erhalten, sollte Öl vor Wärme und Licht geschützt werden. Einige Öle sind bereits in dunklen Flaschen abgefüllt. Ansonsten kühl und dunkel lagern, beispielsweise im Kühlschrank. Einige Öle wie Olivenöl trüben dort ein, das tut aber der Qualität keinen Abbruch.