Eine Landschaft im Wandel
Das Gesicht der Lausitz hat sich in den zurückliegenden Jahrhunderten immer wieder gewandelt. Dies begann mit der Besiedlung durch den slawischen Stamm der Lusizi ab dem 7. Jahrhundert. Sie gaben der Lausitz ihren heutigen Namen. Sie errichteten kleine Siedlungen und Burgwälle. In der Slawenburg Raddusch kann man die Anfänge dieser Besiedlung in der neu eröffneten Dauerausstellung nachvollziehen. In den folgenden Jahrhunderten wurden Sümpfe trocken gelegt und Wälder gerodet, weitere Städte und landwirtschaftliche Flächen entstanden. Mit dem Beginn des Kohlebergbaus im 19. und 20. Jahrhundert veränderte die Landschaft erneut ihr Gesicht. Die Lausitz wurde zur Energieregion, die fast ein ganzes Land mit Strom und Wärme versorgte. Seit Ende der 1960er Jahre wurde der nächste große Landschaftswandel vorbereitet. Der Landschaftsplaner Otto Rindt fertigte erste Entwürfe für ein Seenland. Die gut 50 Jahre alten Zeichnungen sind heute überraschend nah an der Realität. Mit der weiteren Gestaltung des Seenlandes und der Entwicklung zur Zukunftsregion stehen wir erneut an der Schwelle in eine neue Zeit. Neue Industrien entstehen, neue Straßen- und Schienenverbindungen, Institute und Forschungseinrichtungen siedeln sich an, der Tourismus entwickelt sich weiter mit tollen Highlights. Dass die Lausitzer Landschaftswandel zu einer echten Erfolgsgeschichte machen können, zeigt ein Blick in die Historie: Im 19. Jahrhundert schuf der Gartenfürst Hermann von Pückler-Muskau in Muskau und Branitz quasi aus dem Nichts grüne Oasen. Er versetzte Berge, ließ allein in Branitz mehr als 1.000 Baumriesen verpflanzen, bewegte 100.000 Kubikmeter Erdreich und legte sechs Hektar Wasserfläche an.
Gut 100 Jahre später entwickelte ein Team um den Landschaftsplaner Rolf Kuhn visionäre Ideen für den Lausitzer Landschaftswandel. Von 2000 bis 2010 setzte die Internationale Bauaustellung, die bewusst den Namen des Landschaftsgärtners Pückler trug, Impulse in der Region. Die bekanntesten Projekte, die durch die IBA befördert wurden, sind das Besucherbergwerk F60 am Bergheider See und die Energie-Route Lausitzer Industriekultur. Symbolisch für den Wandel vom Kohlerevier zum Familienparadies stehen heute auch beliebte Familien-Ausflugsziele wie der Findlingspark in Nochten, der Erlebnispark Teichland oder die Energiefabrik Knappenrode. Es sind Orte, wo einst Kohle gefördert und verarbeitet wurde.
Zukunftsregion in Europa
Die Lausitz passt wunderbar zu dem Lebensgefühl einer Generation, die anders als unsere Eltern und Großeltern Wert legt auf einen gesunden Ausgleich zwischen Beruf und Familie. Die gern beschworene work-life-balance lässt sich zwischen Seenland und Spreewald tatsächlich Tag für Tag leben. Das erkennen immer mehr Menschen. 2015 konnte die Lausitz erstmals wieder einen positiven Wanderungssaldo verzeichnen. Mittlerweile kommen mehr Menschen in die Region zwischen Spreewald und Seenland, als von hier wegziehen – unter ihnen viele Rückkehrer, die wieder in der Heimat leben möchten und es dank der wirtschaftlichen Perspektiven auch können. Dazu passt das Bild vom Unbezahlbarland, mit dem der Landkreis Görlitz um Rückkehrer und Neu-Lausitzer wirbt. Das Gefühl von Heimat und Ankommen, dieser außergewöhnliche Mix aus Tradition und Moderne, aus Industrie und Tourismus, aus Land und Stadt ist einfach unbezahlbar. Die wiedergewonnene Nähe zu den Eltern und jetzt Großeltern ist durch keine Gehaltserhöhung aufzuwiegen. Wer keinen Parkplatz in der vollen Innenstadt suchen muss, wer sein Auto nicht durch den Berufsverkehr schieben muss, für den bietet sich eine ganz neue Lebensqualität.
Geführte Kutschfahrten entlang Pyramiden – das geht im Branitzer Park in Cottbus (Bild: Andreas Franke).
Hier kann man seine Kinder abseits des Großstadttrubels großziehen, ihnen Werte wie Heimat, Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit vermitteln, aber zugleich die für Familien wichtige Infrastruktur in Sachen Kinderbetreuung, Freizeit und Wirtschaft nutzen. Finsterwalde und Weißwasser, Wittichenau und Kolkwitz haben für Familien klare Vorzüge gegenüber Dresden und Berlin. Mit dem jetzt begonnenen Wandel hin zu einer Zukunftsregion für Europa, die anderen Kohleregionen weltweit als Modell dienen kann, wird sie noch attraktiver. Es liegt auch an uns Familien, diesen Wandel mitzugestalten und unsere Heimat Lausitz so noch lebens- und liebenswerter zu machen!