Witajšo k nam: Multikulturelle Lausitz
Es stimmen nicht nur die sogenannten harten Faktoren wie Wohnen und Arbeiten. Wer die Lausitz kennenlernt, der lernt auch ihre Landschaft und ihre Kultur lieben und die wird vor allem durch ihre Zweisprachigkeit geprägt. Die wird schon offensichtlich, wenn man die Region im Auto durchquert und an den zweisprachigen Schildern vorbei fährt. Was für die Lausitzer längst eine Selbstverständlichkeit ist, das sorgt bei auswärtigen Besuchern oft für Erstaunen: Auf den Orts- und Straßenschildern steht unter der deutschen Bezeichnung die ober- oder niedersorbische.
Zweisprachige Ortsschilder findet man über die ganze Lausitz hinweg.
Anerkannte zweisprachige Regionen gibt es nur noch in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen, wo es eine friesische und eine dänische Minderheit gibt. Zudem sind einige Grenzregionen wie das Elsaß mehrsprachig. Dass aber eine eigene Volksgruppe mit eigener Tradition, Sprache und Kultur mitten unter uns lebt, das ist deutschland- und sogar europaweit die Ausnahme. Mit ihrer gelebten Zweisprachigkeit verfügt die Lausitz also über einen echten Schatz, der zunehmend auch als solcher wahrgenommen wird. Im jüngst verabschiedeten Strukturstärkungsgesetz bekennt sich der Bund dazu, „Maßnahmen zur Förderung der Bewahrung und Fortentwicklung der Sprache, Kultur und Traditionen des sorbischen Volkes als nationaler Minderheit“ einzurichten bzw. aufzustocken. Vor allem für Familien schaffen die Sorben/ Wenden echte Mehrwerte. Ihre Bräuche und Traditionen von der Vogelhochzeit über das Maibaumaufstellen bis hin zum Osterreiten schaffen Identität und regionale Verbundenheit. Gerade auf den Dörfern sind es Traditionen, die von den Kindern und Jugendlichen gelebt werden und Zusammenhalt schaffen.
Die Lausitz hat durch die sorbische Minderheit und die Grenze zu Polen und Tschechien die Chance, Multikulturalität und Internationalität noch stärker zu leben. Das Beispiel Cottbus zeigt, wie man diesen Schatz heben und nutzen kann. Unter dem Label „Pücklerstadt“ wirbt eine Initiative aus der Wirtschaft heraus überregional mit „positiv-verrückten“ Menschen und Geschichten für die Stadt an der Spree. Sie macht deutlich, dass Cottbus sich in den vergangenen Jahren zu einem weltoffenen, lebens- und liebenswürdigen Ort entwickelt hat. Allein durch die BTU leben Menschen aus mehr als 100 Nationen in der Lausitz-Metropole, jeder dritte Studierende kommt aus dem Ausland – einige von ihnen bleiben der Region auch nach dem Abschluss treu, weil sie die herzliche und weltoffene Art vieler Cottbuser kennen- und lieben gelernt haben. Dem Engagement und dem unternehmerischen Mut dieser Menschen ist es zu verdanken, dass es in der Stadt mittlerweile viele Orte gibt, die für ein internationales Flair sorgen. Zusammen mit dem Erbe Pücklers, der einst selbst durch die Welt reiste, und der sorbischen Kultur, offenbart die Region so einen kulturellen Reichtum, der in Deutschland nahezu einzigartig sein dürfte.
Leben, wo andere Urlaub machen
Noch etwas dürfte einzigartig sein: Die Landschaft zwischen Lübbenau und Weißwasser beherbergt gleich vier UNESCO-Titel und die größte von Menschen geschaffene Wasserlandschaft Europas. Wo die Kohlebagger früher riesige Krater geschaffen haben, ist in den vergangenen Jahren ein Urlaubsparadies entstanden. Unter Aufsicht der LMBV wurden hier in den vergangenen 30 Jahren mehr als 20 Tagebaurestlöcher mit Wasser geflutet, aktuell liegt der Füllstand bei 92 Prozent. Wenn auch das letzte Gewässer gefüllt ist, dann verfügt die Lausitz über 25 Seen mit einer Gesamtfläche von knapp 15.000 Hektar. Derweil entsteht unter Führung der LEAG schon der nächste Superlativ. Vor den Toren vom Cottbus begann 2019 die Flutung des Ostsees – mit 19 Quadratkilometern Wasserfläche wird er in ein paar Jahren der größte künstlich geschaffene See Deutschlands.
Mit ihm wird nicht nur ein weiterer Ankerpunkt für Touristen geschaffen, er steigert auch die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Der Ostsee wird der urbane See, durch eine See-Achse und ein attraktives Wohnquartier direkt verbunden mit dem Stadtzentrum. Hier kann man nach Feierabend an der Hafenpromenade sitzen, am Wochenende über die langen Sandstrände spazieren oder in den Sonnenuntergang segeln.
Die bereits gefüllten Seen locken schon heute Einheimische und Gäste zum Entspannen und aktiv sein. Das Angebot ist so vielfältig wie die Seen selbst: Jetski- und Wakeboard, Segeln und Surfen, Tretboot und Kajak, SUP oder einfach nur am Strand entspannen. Im vergangenen Jahr zählte das Lausitzer Seenland gut 800.000 Übernachtungen – die begehrte Millionen-Marke wird wohl in wenigen Jahren geknackt. Vielleicht sollten wir Lausitzer dies uns noch öfter bewusst machen: Wir leben in einer Region, in der andere Urlaub machen, wir haben das Paradies vor der Haustür. Wir können nach Feierabend noch schnell an den See fahren und entspannen. Wir können in Corona-Zeiten zu Hause Urlaub machen. Aktuell ist das Seenland beliebt wie nie, bestätigt der Tourismusverband Lausitzer Seenland auf Nachfrage. Durch das gestiegene Interesse am Urlaub im eigenen Land und eine überregionale Berichterstattung kommen derzeit Gäste aus ganz Deutschland in das Wasserparadies zwischen Brandenburg und Sachsen.
Im Spreewald geht es in Familie mit dem Kahn durch die Natur (Foto: Harry Müller, codiarts)
In direkter Nachbarschaft zum Seenland befinden sich gleich zwei weitere beliebte Urlaubsregionen: der Spreewald im Norden mit seinen idyllischen Fließen und im Süden das Zittauer Gebirge mit seiner bizarren Felsformationen und spannenden Wanderwegen. Neben diesem Urlaubsparadies vor der Haustür ist es die große Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, für die Familien hier dankbar sind. Zwischen Spreewald und Oberlausitz locken Freizeitparks, Zoos, Erlebnishöfe, Waldeisenbahnen, Erlebnisbäder, Museen, Schlösser & Burgen zu spannenden Entdeckungen und Abenteuern mit Kind & Kegel. Die diesjährige Sommerausgabe der „lausebande“ hat weit mehr als 100 Ausflugsziele für Familien in der Heimatregion vorgestellt.