Alles über Schmerzen bei kleinen und großen Kindern
Weit aus dem Fenster gelehnt, kann man behaupten, dass sich alle Eltern mit dem Problem „Schmerzen bei Kindern“ auseinander setzen müssen und sich damit häufig überfordert fühlen. Vor allem, wenn die Kleinen noch nicht reden können, birgt dieses Thema viele Sorgen, Ängste und Unsicherheiten. Um sich entsprechend und geeignet mit den Schmerzen von Kindern auseinandersetzen zu können, gilt erst einmal zu klären, woran man erkennt, dass ein Kind tatsächlich an Schmerzen leidet. Auf Schmerzen können folgende Symptome hinweisen:
- Nicht Anfassen: Ihr Kind möchte nicht berührt werden.
- Nicht Essen: Selbst das Lieblingsessen stößt auf wenig Begeisterung.
- Nicht richtig: Ihr Kind bewegt sich anders als sonst. Das Einnehmen von Schonhaltungen kann auf Schmerzen hinweisen.
- Nicht rosig: Die Haut Ihres Kindes ist auffällig blass.
- Nicht Ruhen: Eine allgemeine Unruhe, viel Gequängel und Geweine können auf Schmerzen hinweisen. Hinzu kommen Probleme beim (Ein-)Schlafen.
Diese Aufzählung ist nur ein grober Anhaltspunkt. Sollte Ihnen einer oder mehrere dieser Punkte auffallen, sollten Sie zumindest aufmerksam werden und den weiteren Verlauf beobachten. Hinter diesen Symptomen können auch kurzfristige Missstimmungen stecken, wie zum Beispiel Übermüdung bei Blässe, Magenverstimmung bei Appetitlosigkeit, etc. Die häufigsten Schmerzverursacher bei Kindern sind:
- Grippe
- Halsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Ohrenentzündung
Unabhängig davon, an welcher Körperstelle Ihr Kind Schmerzen anmeldet, sollten Sie zur Sicherheit einen Arzt zu Rate ziehen. Sollten Sie eher auf alternative Methoden bestehen, wie zum Beispiel Homöopathie, sollten Sie sich dennoch an den Arzt Ihres Vertrauens wenden – Dieser kann Sie an entsprechende Stellen weitervermitteln.
Doch was ist Schmerz eigentlich?
Metaphorisch gesprochen handelt es sich bei Schmerzen und deren Empfinden um ein Frühwarnsystem im menschlichen Körper. Man könnte das Prinzip mit dem einer Alarmanlage vergleichen. Dringt ein Einbrecher in ein Haus ein, geht die Sirene los und warnt vor der Gefahr. Verstaucht man sich beispielsweise den Knöchel, wird eine körpereigene Warnung an das Gehirn übermittelt, die diesem mitteilt, dass etwas nicht stimmt. In diesem Vergleich ist der Schmerz die Sirene – er verhindert, so zumindest in den meisten Fällen, Schlimmeres.
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder
Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder
potenzieller Gewebeschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache.“
frei nach Merksey. 1986
Bereits während des Lesens der Definition wird deutlich, dass es sich bei dem Thema Schmerz um ein recht undurchsichtiges, schwer eindeutig zu beschreibendes Gebilde handelt. Schmerz ist eine äußerst subjektive Wahrnehmung. Generell kann man grob zwischen zwei Arten von Schmerzen unterscheiden: Den oberflächlichen und den Tiefenschmerzen. Bei oberflächlichen Schmerzen handelt es sich um Schmerzen, die von den circa 1,2 Millionen Schmerzrezeptoren in der Haut herführen. Bei den Tiefenschmerzen handelt es sich im Allgemeinen um Schmerzen, die die inneren Organe betreffen. Diese Art von Schmerz gestaltet sich oftmals als drückend, bohrend und dumpf. Die sogenannten Oberflächenschmerzen bzw. epikritischen Schmerzen sind relativ gut, schnell und genau lokalisierbar. Die Tiefenschmerzen bzw. protopathischen Schmerzen bedürfen in der Regel
einer genaueren Untersuchung.
Hinzu kommen die sogenannten chronischen Schmerzen. Dabei handelt es sich um dauerhafte und / oder immer wieder kehrende Schmerzen. Häufig handelt es sich dabei um Beschwerden in Rücken oder Kopf.
Für das Empfinden von Schmerz sind Schmerzrezeptoren zuständig, die das Signal an das Gehirn weiterleiten. Dabei handelt es sich um freie Nervenenden. Werden diese Rezeptoren gereizt, entsteht der Schmerz. Grob kann man drei Arten von Reizungen unterscheiden: Chemisch, mechanisch und thermisch. Soll heißen, dass Hitze, Kälte, Druck, Bruch, etc. zu Schmerzen führen (können).
Empfindet ein Mensch Schmerzen, reagiert der Körper zumeist unmittelbar auf eben diesen Schmerzimpuls: Es gibt Auswirkungen auf den Blutdruck, den Puls, die Schweißbildung, etc. Abgesehen von den direkt bemerkbaren physischen Empfindungen, können Schmerzen sich auch durch psychische und soziale Faktoren ergeben, bzw. davon bedingt sein.
Es gibt jedoch Menschen, die keinen Schmerz empfinden. Was sich erst einmal wünschenswert anhört, ist kreuzgefährlich. Da Schmerz als Alarmanlage im menschlichen Körper arbeitet, werden die Körper derjenigen, die keinen empfinden können, nicht gewarnt. Man fühlt, dass die Herdplatte heiß ist, also nimmt man die Hand davon runter, bevor man sich sehr verbrennt. Man schont das Bein, mit dem man gerade umgeknickt ist. Man lässt sich den Blinddarm untersuchen, wenn der Bauch schmerzt. Fühlt man das jedoch alles nicht, lässt man, ohne hinzusehen die Hand auf der Herdplatte, springt munter mit dem gebrochenen Bein auf und ab und riskiert einen Blinddarmdurchbruch, da die Alarmanlage nicht funktioniert. Die Einbrecher können bildlich gesprochen unbemerkt ins Haus eindringen und große Verwüstungen und Schäden anrichten.
Wachsen tut weh
Befinden sich Kinder im Wachstum, kann das von Schmerzen begleitet werden. Dabei muss noch nicht einmal der ganze Körper betroffen sein.
Das erste Mal erleben die meisten Eltern dieses Phänomen beim Zahnen des Kindes. Wenn sich im Unterkiefer die vorderen Zähnchen den Weg durch das Zahnfleisch bahnen, ist Geschrei beim Kind und Aufregung bei den Eltern vorprogrammiert.
Wenn das Baby die ersten Zähne bekommt, ist das für Eltern eine ebenso aufregende wie stressige Zeit. Alle Informationen rund um die Zahngesundheit der kleinen und größeren Kinder finden Sie in der Februar-Ausgabe der Lausebande im Internet (www.lausebande.de oder http://bit.ly/VnSrSl).
Eine der häufigsten Schmerzquellen bei Kindern, neben dem Zahnen, sind die sogenannten Wachstumsschmerzen. Auch wenn sich diese Art von Schmerz nicht wissenschaftlich eindeutig belegen lässt, steht dennoch fest, dass sich fast ein Drittel der Kinder über eben solche beklagt. Dr. med. Bettina Westhoff, leitende Oberärztin für Kinder-/Neuroorthopädie an der Orthopädischen Klinik der Universität Düsseldorf äußerte sich gegenüber der „Apotheken Umschau“, dass Wachstumsschmerz ein Problem ist, das in etwa 20 bis 40 Prozent der Patienten betrifft. Bei der Frage danach, ob mehr Mädchen oder Jungen von eben diesen Schmerzen betroffen sind, muss man sich wohl mit einem Unentschieden geschlagen geben.
Ohne Worte
Schmerzen belasten nicht nur denjenigen, der sie empfindet, sondern auch dessen Umfeld. Vor allem Eltern kleiner Babys, die noch nicht sprechen können, fühlen diese Belastung. Gerne möchte man seinem Kind das schmerzhafte Gefühl abnehmen und sofortige Besserung herbeiführen. Leider ist das nicht immer möglich. Doch hat das Baby tatsächlich Schmerzen, wenn es schreit? Woran merkt man, dass das Baby Schmerzen hat? Weinen ist nicht Weinen. Bevor ein Kind sprechen kann, äußert es seine Bedürfnisse mittels schreien und weinen. Je nach Bedürfnis, das gestillt werden soll, unterscheidet sich die Art und Weise, wie die Kleinen lautstark ihre Meinung kundtun. Babys schreien, wenn sie Hunger haben, wenn die Sehnsucht nach den Eltern groß wird, wenn sie sich langweilen, wenn sie gestresst sind, und so weiter und so fort. Dementsprechend gibt es auch einen speziellen Schrei für Schmerzen. Eltern entwickeln mit der Zeit ein relativ sicheres Gespür dafür, welcher Schrei was bedeutet. Wer sich unsicher ist, kann sich an folgenden Eckpunkten orientieren:
- Ihr Baby schreit aus vollen Leibeskräften.
- Es wirft sich hin und her.
- Ihr Kind schnappt nach Luft.
- Der Schrei klingt sehr hoch und gellend.
Sollte Ihr Kind häufig wegen Schmerzen schreien oder Sie sind sich unsicher, ob es eben deswegen weint, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt. Für eine Linderung können Sie oftmals selbst sorgen: Zunächst ist die Ursachensuche wichtig. Wo könnte Ihr Kind Schmerzen haben? Vielleicht ist ein wunder Po der Grund für das Weinen. Könnten Blähungen zu Bauchschmerzen führen? Bei Bauchschmerzen hilft häufig der Fliegergriff. Überprüfen Sie alle Möglichkeiten und wenden Sie sich im Ernstfall oder bei Unsicherheiten an einen Arzt.
Einige Eltern werden selbst die Erfahrung gemacht haben, dass die lieben Kleinen nicht nur dann und wann etwas weinen. Es gibt Kinder, die gefühlt ununterbrochen weinen – die Schreibabys. Per Definition handelt es sich hierbei um Babys, die länger als drei Stunden am Tag weinen und das an mindestens drei Tagen in einer Woche, drei Wochen und länger nacheinander. Das betrifft rund 20 Prozent der Babys. Das zehrt an den Nerven aller Beteiligten. Hier können Sie sich an einen Arzt wenden. Außerdem gibt es Schreiambulanzen, die sich mit der Behandlung von Schreibabys auskennen. Dort finden Sie und Ihr Kind Hilfe bei dem Problem. Eine Liste mit Adressen finden Sie unter der unter „Links“ aufgeführten Internetadresse.
Anne (28) mit Jolina (7): „Jolina war kein Schreibaby. Trotzdem ist man beim ersten Kind noch sehr unsicher und denkt, dass hinter jedem Weinen Schmerzen stecken. Zwischen ihrem zweiten und vierten Lebensjahr hatte Jolina häufig Ohrenentzündungen. Mit drei hat sie sich den Arm gebrochen. Als sie zum ersten Mal solche Schmerzen hatte, war ich panisch. Zum Glück konnten mich meine Mutter und meine Oma beruhigen. Kaum war ich ruhiger, konnte sich auch Jolina entspannen. Außerdem hilft in den meisten Fällen Ablenkung. Gegen die Ohrenschmerzen habe ich einen Tropfen warmes Olivenöl in das betroffene Ohr gegeben. Das wirkt wahre Wunder.“