Vegetarismus – eine Ernährungs-Alternative für Kinder?
Ob Vegetarier, Veganer, Röhköstler oder „Fleischfresser“, jeder kann seine eigene Entscheidung treffen. Für Erwachsene ist das auch unproblematisch – doch was ist zu beachten, wenn Eltern in diesem Zusammenhang für ihre Kinder entscheiden? Dieses Thema bietet mit besonderem Blick auf die vegetarische Ernährung, die von immer mehr Menschen gewählt wird, wichtige Hinweise und Handlungsempfehlungen:
Wer is(s)t was?
Ob aus ethischen, moralischen, religiösen oder ökologischen Gründen, die Motive für eine bestimmte Ernährungsform sind sehr unterschiedlich, insbesondere bei einer vegetarischen Ernährung. So möchte ein ethisch argumentierender Vegetarier nicht, dass Tiere für den Verzehr getötet werden. Ebenso kann abseits des eigentlichen Verzehrs eine tierrechtliche Überlegung eine Entscheidung beeinflussen. Einige sind der Überzeugung, dass sie gesünder Leben als ein Nicht-Vegetarier. Automatisch zum Vegetarier werden die, die eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch haben. Auch halten einige Vegetarier ihre Ernährungsweise für ökologischer: Sie wollen etwas gegen die intensive Tierhaltung infolge des erhöhten weltweiten Fleischkonsums tun, die umweltschädlicher als die herkömmliche extensive Tierhaltung ist. Bei Anderen wiederum fordert ein religiöser Hintergrund gewisse Ernährungsregeln, die einen Vegetarismus bedingen können, Beispiele finden sich im Jainismus, Hinduismus und Buddhismus. Laut einer vor Kurzem veröffentlichten Spiegel-Studie überwiegen in Deutschland moralische Gründe mit ca. 60 Prozent deutlich vor gesundheitlichen Gründen mit ca. 20 Prozent. Wie stark Vegetarier in Deutschland im Kommen sind, ist hingegen umstritten. Während die Nationale Verzehrstudie aus dem Jahr 2007 von gerade einmal 1,6 Prozent Vegetariern in Deutschland ausgeht, nennen andere Studien, die z.B. von Tierschutz-Organisationen angefertigt oder von Vegetarier-Verbänden interpretiert werden, von 7 bis 9 Prozent und somit 6-7 Millionen Vegetariern in Deutschland. Die Wahrheit wird – wie someist – irgendwo dazwischen liegen.
Die Lust auf Fleisch hingegen stagniert auf deutschen Tellern auf hohem Niveau. 1950 verzehrten die Deutschen pro Kopf noch rund 26 Kilogramm im Jahr, der in Zusammenarbeit von Heinrich-Böll-Stiftung und Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vorgestellte Fleischatlas 2013 weist inzwischen 89 kg Fleischverzehr pro Jahr beim Durchschnittsdeutschen aus. Ein durchschnittlicher Deutscher „verbraucht“ danach im Laufe seines Lebens 1094 Tiere, darunter 4 ganze Rinder, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner. In diesen Zahlen enthalten ist nicht nur, was gegessen wird, sondern etwa auch die Nutzung von Knochen für die Produktion von Seife oder andere Nutzungen.
Kaum jemand bezweifelt, dass die fleischreiche Ernährungsform ein Irrweg ist. Sie erhöht das Risiko von Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Bluthochdruck, Gicht, Diabetes und Herzleiden. Viele Medienberichte über Lebensmittelskandale gerade im Zusammenhang mit Fleisch erhöhen zumindest die Wahrnehmung des Vegetarismus. Vielen ist dabei noch unklar, worin die Unterschiede z.B. zwischen Vegetariern und Veganern bestehen:
Ausprägungen des Vegetarismus
Grundsätzlich basieren alle Formen der vegetarischen Ernährung auf pflanzlichen Lebensmitteln, Fleisch und Fisch stehen nicht auf dem Speiseplan. Bei einigen Vegetariern werden aber auch Pilze und Produkte aus Bakterienkulturen akzeptiert. Unterschieden wird grundsätzlich zwischen drei Formen:
- Ovo-lacto-vegetarische Ernährung bezieht zusätzlich Eier und Milchprodukte mit ein.
- Ovo-vegetarische Ernährung nutzt ergänzend nur Eier, Milchprodukte werden hingegen gemieden.
- Veganische Ernährung beschreibt die streng vegetarische Kost, bei der alle Lebensmittel tierischen Ursprungs abgelehnt werden. Dazu zählen viele Veganer auch Produkte wie z.B. Gelatine und Schmalz, die aus geschlachteten Tieren hergestellt werden oder Verarbeitungshilfsstoffe, die mit derartigen Stoffen geschönt werden.
Der Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU) geht davon aus, dass sich ca. 10 Prozent der deutschen Vegetarier vegan ernähren. Dem Vegetarismus werden zudem einige andere Formen zugeordnet, von denen sich Vegetarierverbände teils aber klar abgrenzen. Das ist z.B. bei den Pescetariern der Fall, die kein Teilgebiet des Vegetarismus sind. Wir erwähnen sie trotzdem! Sie verzichten auf den Verzehr des Fleisches gleichwarmer Tiere, nicht jedoch auf Fisch. Einige Pescetarier verzehren weitere tierische Lebensmittel wie Eier, Milch und Honig und nutzen tierische Nebenprodukte, auch Krebs- und Weichtiere stehen auf dem Speiseplan. Die Frutarier sind kein Irrtum und streben eine Ernährung mit ausschließlich pflanzlichen Produkten an, die aber nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur Folge haben darf. Dazu zählen etwa Obst und Nüsse als Pflanzenteile. Der Frutarier verzehrt z.B. keine Karotte, weil er damit die einzelne Pflanze vernichtet. Die sogenannten Puddingvegetarier meiden zwar Fleisch und Fisch, nehmen jedoch besonders häufig Fertigprodukte und Süßigkeiten zu sich. Bei ihnen stellt die ungünstige Nährstoffzusammensetzung und der bedenklich hohe Kaloriengehalt trotz Fleischverzicht ein gesundheitliches Risiko dar. Bei Flexitariern spricht man von „Teilzeitvegetariern“, die nur gelegentlich Fleisch essen. Eine moderne Form sind die new veganer, sie sind die Rohköstler, bei denen alles im Naturzustand verzehrt wird. Weder Obst noch Gemüse werden erhitzt. Im Folgenden wird zwischen den einzelnen Formen, soweit es inhaltlich nicht zwingend notwendig ist, keine Trennung erfolgen.