"Hase oder Möhre?"

Datum: Freitag, 26. April 2013 13:24

Ausgewogenheit gewinnt
Unser heutiger Lebensstil ist eine Anomalie, eine sogenannte Abweichung von der Jahrtausende alten Lebensweise unserer Art. Als Jäger und Sammler verfügten wir vor Jahrtausenden über eine ausgewogene Ernährung – ganz instinktiv und ohne Wissen um die einzelnen, wichtigen Nahrungsbestandlteile. Heute können wir zwar aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse bestimmen, welche Nährstoffe zur Vermeidung eventueller gesundheitlicher Folgeschäden für uns wichtig sind, ernähren uns aber im Durchschnitt umso ungesünder. Wir wissen heute aber, dass eine ausgewogene Ernährung das A und O ist, egal welche Ernährungsform gewählt wird. Ausgewogenheit bedeutet, dem Körper alle notwendigen Nahrungsbestandteile im ausgewogenen Maß zu zu führen. Egal, welche Form des Vegetarismus Sie für sich oder für ihr Kind wählen möchten, beim Eingriff in die Ernährung müssen viele wichtige Grundsätze beachtet werden. Deshalb sollte sie nicht von heute auf morgen gefällt werden. Mit dieser Entscheidung ist eine ganz klare Lebensumstellung verbunden. Sie benötigen ein umfangreiches Wissen, damit ihr Kind alle für eine gesunde Entwicklung notwendigen Nährstoffe erhält. Verlassen Sie sich nicht auf Google und Co., denn hier werden Ihnen zu oft sehr einseitige Ratschläge gegeben. Neben Informationsmaterial anerkannter Ernährungsgesellschaften (z.B. www.deg.de oder www.aid.de) sollte Ihnen auch ein erfahrener Arzt zu Seite stehen. Allein der Weg zum Vegetarier- oder Tierschutzverband sollte Sie nicht überzeugen. 

Die Grundlagen für eine ausgewogene Ernährung zeigt die Lebensmittelpyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Lebensmittel im unteren Teil sollten in größeren Mengen aufgenommen werden, die Speisen hin zur Spitze in geringeren Mengen.

 


Mangelernährung bei Kindern
Natürlich sollten Lebensmittel frisch auf den Tisch kommen und gesund sein. Doch wer nur Eisbergsalat mit Tomaten isst, dem fehlen wichtige Nährstoffe, und zwar viele. Für Erwachsene wie Kinder gilt also: Je mehr Abwechslung auf den Tisch kommt, desto besser ist es.
Kinder wachsen relativ schnell und können nur wenige Nährstoffe dauerhaft speichern. Deswegen droht bei einer vegetarischen Ernährung von Kindern ein multiplizierter Mangel an bestimmten Nährstoffen, die konzentriert in Fleisch, Fisch oder anderen tierischen Produkten vorhanden sind. Denn einige Nährstoffe sind in Nahrungsbestandteilen für Vegetarier nur in sehr geringem Maß vorhanden, sodass man Kindern nicht zumutbare Unmengen eben dieser Nahrung vorsetzen müsste. Die geringe „Speicherzeit“ bei Kindern erschwert dies zusätzlich. Die Palette möglicher Mängel ist dabei lang: Calcium, Energie, Eisen, Jod, Zink, verschiedene Vitamine (B2, B12, D) und bestimmte Fettsäuren, die anders als der Name vermuten lässt sehr wichtig für den kindlichen Körper sind. Dies und vieles mehr muss Kindern bei Verzicht auf Fleisch künstlich oder auf einem anderen Weg zugeführt werden. Ob industriell erzeugte Nahrungsergänzungsmittel die richtige Alternative für Kinder sind, müssen Eltern selbst entscheiden. Welche Nahrungsbestandteile in welchem Ausmaß und auf welchem Weg zu ergänzen sind, hängt von der Form der vegetarischen Ernährung und dem Alter des Kindes ab, weshalb hier keine Empfehlung gegeben werden kann. Die Ausführungen sollen aber unterstreichen, wie wichtig die Begleitung durch einen Experten oder Kinderarzt ist.
Wird bei vegetarisch ernährten Kindern auf eine Nahrungsergänzung verzichtet, können infolge des Nährstoffmangels gravierende Folgen entstehen: von Blutbild- und Wachstumsstörungen bis zu neurologischen Schäden reicht das Spektrum.


Ohne Fleisch nix los

Vegetarier und „Fleischfresser“ streiten sich häufig darüber, welche der beiden Ernährungsweisen gesünder für Geist und Körper ist. Vegetarier sehen sich oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass der Verzicht auf tierische Erzeugnisse in der Nahrung quasi automatisch zu einer Mangelernährung führt. Vegetarier hingegen verweisen darauf, dass sie gesünder und umweltschonender leben. Das liegt aber nicht allein am Verzicht auf den Verzehr tierischer Erzeugnisse. Vegetarier, in welcher Ausprägung auch immer, haben meist einen bewussteren Blick auf die Ernährung und Lebensführung als „Ottonormalverbraucher“. So verzichten in der Relation auch mehr Vegetarier auf gesundheitsschädigendes Verhalten z.B. durch Verzicht oder Einschränkung des Konsums von Fast Food, Zigaretten oder Alkohol. Sie achten häufiger auf Herkunft und Qualität angebotener Produkte.
Das bedeutet natürlich nicht, dass alle „Nicht-Vegetarier“ Schindluder mit ihrem eigenen Körper, der Ökologie des Umfelds und den Tieren treiben. Ganz im Gegenteil ist eine gesunde und bewusste Ernährung auch mit einer sinnvollen Menge an Fleischkonsum möglich. Viele Eltern schränken bei ihren Kindern den Konsum und Verzehr an tierischen Produkten bewusst ein, verzichten jedoch nicht gänzlich darauf. Dies gewährleistet eine ausgewogene Ernährung, berücksichtigt aber ebenso weitgehend die Argumente der Vegetarier. Ein pauschales „besser“ oder „schlechter“ in den Ernährungsformen für Kinder gibt es grundsätzlich also nicht, es kommt immer darauf an, wie Eltern das umsetzen. Allerdings lassen sich Vor- und Nachteile bei Vegetariern klar benennen:


Vorteile: Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse sind Lebensmittel, die die Gesundheit fördern. Kombiniert man diese Lebensmittel abwechslungsreich mit Milch und Milchprodukten, kann man eine relativ hohe Nährstoffdichte erreichen und im Gegensatz dazu nur eine geringe Energieaufnahme, was sich in einem gesunden Körpergewicht bemerkbar macht.


Nachteile: Da Vegetarier auf tierische Erzeugnisse in ihrer Ernährung verzichten, kommt es naturgemäß zu einer Unterversorgung mit bestimmten Nahrungsbestandteilen.


Betrachtet man die Vor- und Nachteile, scheinen die auf den ersten Blick so inkonsequenten „Flexitarier“ bzw. „Halbzeitvegetarier“ eine Ernährungsform für Kinder darzustellen, die eine gesunde und bewusste Ernährung am ehesten miteinander vereinbart. Mit einer bewussten Auswahl tierischer Erzeugnisse führen sie ihrem Körper die notwendigen Stoffe in günstigen Mengen zu. Geringe Mengen mageren Fleisches sind gut für die kindliche Ernährung. Dabei sollten Sie auf Folgendes achten:
Fleisch sollte nicht zu scharf angebraten sein, da hierdurch schädliche Stoffe entstehen können.
Einmal Fleisch, ein Ei und einmal Fisch je Woche – das ist laut Empfehlung der DGE für eine ausgewogene Ernährung vollkommen ausreichend.
Wer nicht auf Fleisch verzichten kann oder will, sollte dennoch für sich und seine Kinder fleischfreie Tage in der Woche einlegen. Weniger ist in diesem Fall mehr. Die meisten Wurstsorten können Sie getrost von der Einkaufsliste streichen: Oftmals sind hier viele nachteilige Fette enthalten.
Finger weg von Cervelatwurst, auch Bratwurst kann auf die Grillsaison beschränkt werden. Bei Wurst wie Fleisch gilt: Je magerer, desto besser für die Ernährung.
Wie wichtig ausgewogene Ernährung für Kinder ist, zeigt sich schon im Babyalter und bei Kleinkindern. Sie werden in der Nahrung für diese Altersgruppe die hier beschriebene Zusammensetzung aus vorwiegend pflanzlichen Produkten mit geringen Mengen tierischer Produkte am besten nachvollziehen können. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sollte man sein (Klein)Kind auch weder vegetarisch noch vegan ernähren. Wer von einer vegetarischen Ernährung dennoch nicht abrücken will, sollte sich laut dieser Zentrale umfassend informieren, auch über das eigene, bereits angeeignete Wissen hinaus. Außerdem rät auch die BZgA in diesem Fall zu einer Rücksprache mit einem Kinderarzt. Eine vegane Ernährung für Kinder lehnt sie vollends ab. Ganz im Gegenteil weist auch sie darauf hin, dass diese für Kinder sogar gefährlich sein kann. Neben der erhöhten Gefahr von Wachstumsstörungen bennent sie den Mangel an Eisen, Jod und Calcium sowie den Vitaminen D, B2 und B12. Ohne die Aufnahme von Fleisch ist auch die Energie- und Eiweißzufuhr zu gering.