"Hase oder Möhre?"

Datum: Freitag, 26. April 2013 13:24


Vegetarische Schwangerschaft
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat 2011 „erste einheitliche Handlungsempfehlungen zur Ernährung in der Schwangerschaft“ veröffentlicht. Wer nach dem Titel googelt, wird gleich im ersten Treffer zu einer Zusammenfassung der wichtigsten Informationen auf der DGE-Internetseite geleitet. Auf der Internetseite www.gesundinsleben.de sind in der Kategorie Familie und dort unter Schwangerschaft viele Informationen zum Thema „Schwanger und Vegetarierin?“ zu finden. Zum Thema Vegetarismus in der Schwangerschaft werden u.a. folgende Empfehlungen ausgesprochen:
Wer sich ovo-laktovegetarisch ernährt, hat die Möglichkeit, auch während der Schwangerschaft die nötigen Nährstoffe zu sich zu nehmen. Die Lebensmittel sollten genau ausgewählt werden. Um den Verzicht von Fleisch auszugleichen, eignen sich vor allem verschiedene Getreide und Hülsenfrüchte. Problematisch ist vor allem die Zufuhr von Eisen, das vom Körper viel besser aufgenommen wird, wenn es aus tierischen Produkten stammt. Wer sich während der Schwangerschaft (ovo-)laktovegetarisch ernähren möchte, sollte unbedingt Rücksprache mit einem Facharzt halten. Das gilt im Übrigen für alle Frauen, die ein Kind erwarten, denn: Ob Vegetarier oder nicht – Ärzte raten schwangeren Frauen oftmals zu einer Nahrungsergänzung mit Folsäure und Jod.
Schwangeren wird – ebenso wie bei Kindern – von einer veganen Ernährung abgeraten. Da hinter der Ernährungsweise meist eine feste Einstellung steht, ist es nachvollziehbar, dass eine langjährige, überzeugte Veganerin Schwierigkeiten damit haben dürfte, während der Schwangerschaft auf tierische Produkte zurückzugreifen. Werdende vegane Mütter sollten sich dennoch vor Augen halten, dass sie nur mit dieser Ernährung ausreichend Nährstoffe für Mutter und Kind aufnehmen können, das betrifft im Besonderen die Versorgung mit Calcium, Eisen, Jod, Proteinen, Vitamin B12 und D sowie Zink. Wer dies ignoriert, kann vor allem das Nervensystem des werdenden Kindes beeinträchtigen. Wer trotz der genannten und weiteren Risiken nicht auf eine vegane Ernährung verzichten kann und will, ist umso mehr angehalten, einen Arzt aufzusuchen und einen Ernährungsplan mit etwaigen Ergänzungsmitteln auszuarbeiten.

 

Ekliges Grünzeug
Unabhängig davon, ob Sie Ihr Kind vegetarisch, vegan oder fleischessend erziehen möchten – viele Eltern kennen das Problem, dass die lieben Kleinen das „eklige Grünzeug“ partout nicht essen möchten. Dabei sind gerade die pflanzlichen Nährstofflieferanten wichtig. Das geschilderte Problem kann natürlich auch bei allen anderen Lebensmitteln auftreten. Deswegen folgen kleine Tipps und Tricks, wie Eltern, vegetarisch oder nicht, für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sorgen können:


Kompromisse schließen Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Abmachungen. Das kann zum Beispiel so aussehen: Jeden Tag bestimmt ein anderes Familienmitglied, was auf den Tisch kommt und alle müssen wenigstens probieren. Der Plan geht natürlich nicht auf, wenn alle jeden Tag Pommes wollen, bestimmte Grundsätze sollten Sie also vorgeben. Sie können auch zu jedem Essen ein neues Gemüse zum Probieren geben. Als Belohnung gibt es einen Nachtisch der kindlichen Wahl.
Gemeinsam kochen Lassen Sie Ihre Kleinen mit schnippeln und rühren. Was selbst gekocht wurde, macht die Miniköche stolz und schmeckt gleich viel besser. Sie werden Staunen, wie selbst Gemüseeintopf zum „Leckerli“ wird.
Kreativ angerichtet Das Prinzip der Gesichts- und Bärchenwurst kommt hier zum Tragen. Wenn Sie das Essen als Gesicht oder lustiges Tier auf dem Teller drapieren, werden die Kinderaugen und der Appetit viel größer.


Jedem das Seine
Eine Entscheidung zum Vegetarismus für die eigenen Kinder bedarf einer gründlichen Vorbereitung und Begleitung. Vegetarische Ernährung ist gesund, für Kinder aber weitaus schwieriger umzusetzen. Von einer veganen Ernährung für Kinder sollte möglichst Abstand genommen werden. Ansonsten treffen zwei Welten aufeinander: Eltern sollten ihren Wertvorstellungen also nicht die Gesundheit der eigenen Kinder zum Opfer machen. Die nachfolgende Empfehlung orientiert sich an der Aussage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.:

„Das kommt darauf an, welche Form der vegetarischen Kost gewählt wird“, so die Antwort der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): Entscheiden Eltern oder Kinder sich für eine ausgewogene und abwechslungsreiche ovo-lacto-vegetarische Ernährung – ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten – so kann diese als Dauerkost empfohlen werden. Ernähren sich Kinder und Jugendliche rein pflanzlich, in dem sie komplett auf tierische Lebensmittel – bis hin zu Honig – verzichten, werden sie als Veganer bezeichnet. Eine vegane Ernährung hält die DGE im gesamten Kindesalter für ungeeignet.“
Wer seinen Kindern also einen vegetarischen Lebens- und Ernährungsstil vermitteln möchte, der sollte im Wachstum besser auf die ovo-laktovegetarische Ernährungsweise zurückgreifen. Doch auch hier gilt: Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Kinderarzt und informieren Sie sich umfangreich. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch dazu, ihrem Kind diese Entscheidung zu überlassen, wenn es in einem entscheidungsfähigen Alter ist. Reden Sie mit ihrem Kind über ihre Einstellung, geben Sie ihm aber auch die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen. Sie können unabhängig davon vegan oder vegetarisch leben und ihrem Kind tierische Produkte zukommen lassen. Auch wenn es nicht das Gleiche ist, aber es gibt Möglichkeiten, Fleisch aus kontrollierter, biologischer Haltung zu erhalten. Ebenso kann man regionale Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft wählen, das ist in unserer Region z.B. in der Höfegemeinschaft Gut Ogrosen (www.gut-ogrosen.de) oder auf dem Landhof der Gebrüder Kuhlmann (www.landhof-kuhlmann.de.vu) möglich. Egal, ob Sie vegetarisch oder vegan leben, machen Sie immer das Wohl des Kindes zum Mittelpunkt Ihrer Entscheidung.


Plötzlich Vegetarier
Ganz anders gestaltet sich der Fall, wenn man selbst kein Vegetarier oder Veganer ist und sich auf einmal dem pubertierenden Kind gegenüber sieht, das plötzlich kein Fleisch mehr essen möchte. In der Pubertät beginnen Kinder, sich Gedanken über die verschiedensten Dinge zu machen, Einflüsse und Eindrücke reflektierter zu verarbeiten. Oft sind es moralische Bedenken gegenüber Tieren, die einen solchen Entschluss bei Kindern reifen lassen. Da Kinder heute teils schon mit 11, 12 Jahren in eine vorpubertäre Phase geraten, befinden sie sich in dieser Phase noch tief in der körperlichen Entwicklung, sodass bei einer Ernährungsumstellung viel zu beachten ist. Reden Sie in diesem Fall mit Ihrem Kind über Gefahren der Mangelernährung und informieren Sie sich gemeinsam. Pubertierende sind mitunter etwas schwierig und so kann es zu kleineren und größeren Diskussionen kommen. Hier gilt, wie so oft im Leben: Reden hilft, Kompromisse helfen noch mehr:
Vegetarischer Tag: Einmal in der Woche kommt für alle ein vegetarisches Gericht auf den Tisch.
Aus eins mach zwei: Viele Gerichte lassen sich relativ einfach zur Vegetariervariante umwandeln. Auf dem Sandwich einfach die Wurst gegen Käse austauschen.
Selbst ist der Vegetarier: Wenn die lieben kleinen Neuvegetarier unbedingt vegetarisch essen möchten, können Sie sich ihr Essen auch selbst machen. Dabei lernen sie kochen und sich selbst verpflegen. Nicht das Schlechteste auf dem Weg zum Erwachsenwerden, oder?