Großeltern und Enkelkinder – ein starkes Team?!
Süßigkeiten wie vom Fließband, langes Aufbleiben, den ganzen Tag im Schlafanzug Fernsehen und es gibt jeden Tag Spaghetti. Wie hört sich das an? Richtig, wie ein Wochenende bei Oma und Opa. Großeltern sind die Besten. Zumindest für die Kleinen. Für Eltern sind sie oftmals Fluch und Segen und das nicht selten gleichzeitig. Dabei lässt sich eine paradoxe Entwicklung erkennen: Als Kind war man selbst begeistert von den Tagen bei Oma und Opa, sobald man selber Kinder hat, möchte man den Süßigkeitenhahn am liebsten komplett zu drehen. Großeltern haben eine Sonderrolle inne – für die Großen und vor allem für die Kleinen.
Und das ist auch gut so.
Sonderrolle: Großeltern
Wenn Sie sich eine Minute Zeit nehmen und an Ihre eigene Kindheit zurückdenken, wäre es schön, wenn Sie zu den über neunzig Prozent der erwachsenen Deutschen gehören, die nur Positives mit ihren Großeltern verbinden. Diese Zahl hat die Psychologin Dr. Sabine Hoier innerhalb einer Studie mit circa 1.800 Erwachsenen herausgefunden. Diese, im doppelten Sinne, positive Zahl kommt nicht von ungefähr, sind Großeltern für die Mehrzahl der Kinder die wichtigsten Bezugspersonen, gleich nach den Eltern. Oma und Opa helfen immer aus, wenn Eltern mal eine Auszeit brauchen, länger Arbeiten müssen, allein erziehend sind, und, und, und. Oma und Opa sind immer da, wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum – nachmittags nach der Schule, in den Ferien oder am Wochenende. Und eben diese zeitliche Begrenzung trägt entscheidend dazu bei, dass die Verbindung zwischen den Enkeln und den Großeltern so besonders und so eng ist. In diesem beschränkten Zeitfenster gilt die ungeteilte Aufmerksamkeit den lieben Enkeln. Sind Mutti und Vati noch von der Arbeit gestresst, müssen den Haushalt schmeißen oder brauchen einfach mal fünf Minuten für sich, gibt es bei Oma und Opa keine Arbeit, keinen Haushalt, keine Zeit für sich – alles dreht sich um das Kind. Dabei ist es fast gleichgültig, was das Kind sich wünscht. Die Wünsche werden von den großen, strahlenden Kinderaugen abgelesen. Auch wenn den Großeltern die Nudeln schon zu den Ohren heraushängen, gibt es zum dritten Mal an diesem Tag Spaghetti mit Tomatensauce, gefolgt von einer Packung Gummibärchen.
Da wird zum x-ten Mal die gleiche Geschichte erzählt. Dort muss auch nicht im Bett geschlafen werden, schon gar nicht zur eigentlichen Schlafenszeit. Da wird in Kuschelhöhlen genächtigt, kurz bevor die Augen zu fallen. Bei Oma und Opa scheint es auch so, als ob man keine Fehler machen könne. Mit einer Engelsgeduld bringen die beiden einem alles bei. Schuhe zu binden, lesen lernen, auf Bäume klettern, Fahrrad fahren, angeln. Großeltern helfen ihren Enkelkindern bei all diesen Sachen.
Das prägt, bleibt in Erinnerung und hat diese positive Bindung zur Folge. Kinder fühlen sich durch diese Aufmerksamkeit wertgeschätzt, sie fühlen sich sicher und geborgen, sie fühlen sich wichtig. Dabei handelt es sich um Erfahrungen, die wichtig für die Entwicklung eines Kindes und seiner Persönlichkeit sind. Dadurch kann aus einem kleinen Abenteurer, der mit Opa Angeln fährt, eine selbstbewusste erwachsene Person werden. Großeltern bilden außerdem eine Rückfallebene. Wenn es mit den Eltern nicht so läuft, weil es nur ein Gummibärchen statt der ganzen Tüte gab und danach auch noch Zähne geputzt werden mussten, sind die Großeltern Tröster, Verbündete, Ansprechpartner.
Und wer kennt das nicht? Die guten, alten Geschichten von früher? Die meisten erinnern sich noch sehr lebhaft daran und konnten und können nicht genug davon bekommen. Abgesehen vom Unterhaltungswert haben diese Anekdoten mehrere Funktionen: Sie vermitteln die Familiengeschichte, sie halten die Vergangenheit lebendig, sie sorgen dafür, die eigenen Eltern und Großeltern besser kennenzulernen, sie schweißen zusammen.
„Zwei Drittel der Großeltern in Deutschland
sind in verschiedenen Formen mit in die Versorgung des Kindes involviert.“
-Deutsches Jugendinstitut-
Doch nicht nur die Kinder profitieren von der Verbindung zu ihren Großeltern, auch die Eltern haben viel davon. Dabei ist nicht nur die Rede von Alleinerziehenden, die oft auf die Unterstützung ihrer Eltern bei der Versorgung, in welcher Form auch immer, ihrer Kinder angewiesen sind. Die meisten, wenn nicht alle Eltern sind froh über diesen Beistand. Es muss sich dabei nicht immer um existenzielle Sorgen und Nöte wie die Vereinbarkeit von Kind und Arbeit handeln. Einfach einmal Zeit für sich zu haben, hilft viel für die eigene Entspannung und somit die der ganzen Familie. Die Kinder freuen sich (in den meisten Fällen) über ein Wochenende bei den Großeltern und die Eltern können sich eine kleine Auszeit nehmen. Wenn man länger arbeiten muss und das Kind aus der Schule kommt – die Großeltern bringen Mittagessen auf den Tisch. Und meistens schmeckt der Kartoffelbrei von Oma um Weiten besser, als der von Mutti. Das mag mancher Mutti weniger schmecken.