"Hans & Hänschen"

Datum: Mittwoch, 26. Juni 2013 09:24


Bei Oma und Opa darf ich aber...
Aber das ist nur ein lapidares Beispiel. Wie bereits angedeutet, besteht für Kinder bei ihren Großeltern so etwas wie eine Narrenfreiheit. Viele Eltern müssen sich doch sehr über ihre eigenen Eltern wundern. Wo sind die strengen Menschen mit ihren Regeln hin, wenn die Enkelkinder anwesend sind? Warum sind gewisse Dinge heute nicht mehr so schlimm, wie bei einem selbst damals? Und wo kommt auf einmal diese Gelassenheit her? Nun, es sind nicht die eigenen Kinder. Die Erziehungsaufgabe liegt bei Ihnen, nicht bei Ihren Eltern. Ihre Eltern haben eine lange Zeit ihres Lebens damit verbracht, aus Ihnen erwachsene, verantwortungsbewusste, selbstständige Menschen zu machen, deswegen die Strenge. Sie haben ihren Job gut erledigt und können sich jetzt entspannt zurücklehnen, deswegen die Gelassenheit. Dazu kommt mitunter das Bedürfnis aufzuholen, was bei den eigenen Kindern verpasst wurde oder wieder gut zumachen, was schief lief. Doch irgendwo zwischen diesem Bedürfnis, Gelassenheit und Strenge lassen sich immer wieder kleine Anmerkungen und Belehrungen finden. Das Ärgernis besteht nicht nur bei Großeltern. Wenn man Hilfe braucht, fragt man und nimmt sie gerne an. Wenn man keine Hilfe benötigt und dennoch ungefragt kluge Ratschläge bekommt, ist schlechte Laune vorprogrammiert. Eltern fühlen sich in solchen Situationen schnell (zu Unrecht) kritisiert und bevormundet. Hier hilft, wie so oft im Leben: Miteinander reden. Meistens meinen es beide Seiten ja nur gut. Aber auch wenn Großeltern vermeintlich mehr Erfahrung haben, haben sie nicht immer Recht. Es gibt verschiedenste Erziehungsmethoden und alle haben ihr Für und Wider. Nur, ein Kind schreien zu lassen oder es nicht eher vom Tisch aufstehen zu lassen, bis es alles aufgegessen hat, um nur zwei Beispiele zu nennen, ist veraltet und nicht gut für das Kindeswohl. Neben der Kommunikation ist das Abwägen wichtig. Schreien lassen und zum Aufessen zwingen, stehen nicht zur Diskussion, eine Stunde später, als üblich ins Bett zu gehen, ist aber kein Problem. Sollten Sie und Ihre Eltern oder Schwiegereltern sich uneins sein, in Sachen Erziehung, haben Sie in letzter Instanz den Hut auf. Es ist Ihr Kind und Sie sind für die Erziehung verantwortlich. Das bedeutet nicht, dass Sie sich gegen die Ratschläge der älteren Generation sperren sollen. Genauso wenig bedeutet es, dass Sie alles richtig machen. Oma und Opa haben auch die Aufgabe, aus der Distanz zu beobachten, ob die Erziehung des Kindes in geregelten Bahnen verläuft. Sollte dem nicht so sein, sind sie in der Pflicht, etwaig gegebene Missstände anzusprechen und zu kritisieren. Großeltern haben in der Tat, schon dem Alter geschuldet, mehr Erfahrung. Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen. Sollte es zu Unstimmigkeiten und Diskussionen kommen, sollten diese nicht vor dem Kind ausgetragen werden. Was zu einem weiteren wichtigen Punkt führt: Egal welche Unstimmigkeiten auftreten und gleichgültig, dass Kinder eine gewisse Narrenfreiheit bei ihren Großeltern genießen – Was zu Hause verboten ist, sollte auch bei Oma und Opa verboten sein. Das hat mit dem simplen Fakt zu tun, dass Kinder Grenzen brauchen, um sich zu entwickeln. So banal es klingen mag: Alle sollten zusammenhalten und zum Wohle des Kindes handeln. Das ist der Schlüssel zu einer entspannteren Beziehung zu den Großeltern. Die Illusion, dass alles reibungslos ablaufen wird, muss leider genommen werden.
All diese angesprochenen Dinge gelten natürlich nicht nur für Eltern, sondern auch für Großeltern. Oma und Opa sollten sich auf ihre Kinder und Schwiegerkinder und deren Erziehungsmethoden einstellen. Wenn sie mit bestimmten Dingen nicht einverstanden sein sollten, sollte auch hier das Gespräch gesucht werden. Natürlich dürfen Enkelkinder sich bei ihren Großeltern Sachen herausnehmen, die bei den Eltern nicht möglich sind. Dafür sind Großeltern schließlich auch da. Aber aufgestellte Regeln sollten trotz der Sonderrolle nicht bewusst unterwandert werden. Denn das führt zwangsläufig zu Diskussionen und darunter leidet in jedem Falle das Kind.

 

 

So klappt‘s auch mit den Großeltern
Deal: Verhandeln Sie, was bei den Großeltern erlaubt sein sollte und was nicht.
Kommunikation: Reden Sie über Ihre Vorstellungen von Erziehung.
Locker bleiben: Nicht alles, was die Großeltern durchgehen lassen, schadet dem Kind. Eine Stunde später ins Bett gehen oder ein paar Süßigkeiten mehr ab und an, unterwandern nicht unbedingt Ihre Erziehung.
Regeln: Stellen Sie Regeln auf. Teilen Sie diese den Großeltern mit.
Ruhe: Verhandeln, diskutieren und streiten Sie nicht vor Ihrem Kind. Weder mit den Großeltern, noch mit jemand anderem.



Diskussionspotenzial ist nicht nur zwischen Großeltern und Eltern gegeben. Auch die Enkelkinder sorgen selbst für Zündstoff. Großeltern sollten ein Maß finden, die lieben Kleinen zu verwöhnen, aber nicht in dem Maße, dass es sich nur noch darum dreht. Per se ist nichts Schlechtes daran, seine Enkel zu verwöhnen, aber Großeltern sind weder unbezahlte Babysitter noch Geldspender für die Enkel. In diesem Falle sollten Eltern und Großeltern beobachten und gegebenenfalls ein Machtwort sprechen. Liebe kann und sollte nicht erkauft werden.