Kolumne :: Seite 61
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
ne bessere Hälfte beglückwünschte mich kürzlich zu
meinem tollen Sixpack, ähm Sechspack, weil ich die
Bauchmuckis „gut unter sechs draufgepackten Kilo
getarnt hätte“.
Alles in allemwar es also an der Zeit, im Vater-Junior-
Dauerlauf wieder etwas aufzuholen. Deshalb bestellte
ich mir fürs Büro einen Ergometer, ein teures Teil mit
Display und W-LAN, das meinen athletischen Wan-
del auch gleich online dokumentieren konnte. Kurz
vorm Frühlingsbeginn traf das Teil ein und ich baute
es gleich am folgenden Wochenende auf. Mein Junior
war zu Besuch und verdiente sich mit ein paar Arbei-
ten wie so oft ein paar Euro dazu. Er wollte das Ergo-
meter gleich ausprobieren und da ich noch etwas zu
tun hatte, ließ ich ihm den Vortritt. Junior strampelte
und wählte aus der App ein halbstündiges Programm
für ambitionierte Anfänger. Unter dem Kürzel Flash17
legte er vor. Natürlich wollte ich ihm danach zeigen,
wo der Hammer hängt – ich wählte als Nutzername
Neutronstern (so ein Teil soll sich mit 10 Millionen
km/h durch den Raum bewegen) und als Trainings-
programm 45 Minuten Tour de France/ Plateau de
Beille und trat drauf los. Plateau de Beille klang für
mich irgendwie nach flach und schön, jetzt weiß ich,
dass es eine Horror-Bergetappe in den französischen
Pyrenäen ist. Ich verbrannte in einer Minute so viele
Kalorien wie zuvor in einem Jahr Bürositzen. Ich ver-
fluchte dieses verdammt moderne Ergometer, dass
mühelos Anstiege bis über 20 % mit einem entspre-
chenden Widerstand beim Treten simulierte. Nach
zehn Minuten war ich fertig, nach einer halben Stun-
de wohl kurz vorm Infarkt. Nur, weil mein Junior zwei
Meter entfernt meine Tortur online auf dem Monitor
verfolgte, hielt ich durch. Verdammte Technik. Man
will sich ja nichts anmerken lassen. Nach 45 Minu-
ten war das Programm vorbei. Die App wies mir im
Alltime-Ranking Platz 73.697 zu, von knapp 75.000 –
immerhin sind einige Senioren dieser Welt noch lang-
samer. Trotzdem spürte ich meine Beine nicht mehr.
Am Folgetag wachte ich in Ergometerstellung auf und
konnte kaum meine Beine bewegen. Ich hatte keinen
Muskelkater, sondern einen Muskelelefanten. Zu al-
lem Überfluss schenkte mir meine bessere Häfte dann
auch noch das gelbe Trikot. Mit drei großen schwar-
zen Punkten drauf. Haha!!
Euer lausitzDADDY
Liebe Väter, das Leben jenseits der 40 Jahre-
Schallmauer ist wirklich kein Zuckerschle-
cken mehr. Die Kinder sind aus der WNP
(Windel-Niedlich-Phase) heraus und selbst wächst
man langsam in die WDP (Windel-Debil-Phase) hin-
ein. Was, die Abkürzungen kennen Sie nicht? Ich ei-
gentlich auch nicht, habe ich gerade erfunden. Auch
das ist etwas Balsam für eine weitere Altersbeglei-
tung: Bei meinem Junior komme ich nämlich nicht
mehr hinterher, wenn der sich mit seinen pubertie-
renden Kumpels schreibt. Da werden in unzähligen
Abkürzungen Buchstaben aneinandergereiht, dass
man meint, die Buchstabensuppe war fast leer und
die Jungs mussten mit dem letzten Rest für eine Wo-
che Kommunikation auskommen. Noch schlimmer
macht sich das Leben jenseits der 40 aber bei der Fit-
ness bemerkbar. Bei uns ist es genau die Phase, wo
der Junior beim Joggen lächelnd neben mir als ver-
schwitztem Bürodino einhertrabt und jeden Moment
von dannen ziehen könnte. Ich könnte schwören,
noch vor einem Jahr wäre ich dem Buben davonge-
rannt. Und manchmal kommt es mir so vor, als hätte
ich ihm gerade gestern die Windeln gewechselt.
Jedenfalls führen mir die gegenläufigen Veränderun-
gen bei Vater und Junior doch eindringlich vor Au-
gen, dass meine Ausrede vom täglich auf der Tastatur
zurückgelegten Marathon nicht ausreicht. Ich hab
mal gelesen, das der menschliche Körper grundsätz-
lich bereits im Sitzen 1 kcal pro Minute verbrennt. So
lange, wie ich im Büro sitze und tippe, rechnete ich
mir einen immensen Kalorienverbrauch aus. Aber
wahrscheinlich sitze ich einfach zu langsam. Jeden-
falls lässt meine Fitness zu wünschen übrig und mei-
Noch nicht genug gelacht?
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