Interview :: Seite 45
lich. Mein Mann und ich wollen ebenfalls beide
berufstätig sein. Freundinnen aus alten Bundes-
ländern mussten hingegen Kämpfe führen, die es
für mich nicht gab. Eine Freundin ist nach dem
Mauerfall nach München gezogen. Nach der Ge-
burt ihres Kindes wollte sie gerne wieder in ihren
Job einsteigen. Sie war völlig fertig, weil sie keine
Kinderbetreuung fand. Ich habe das zuerst nicht
verstanden, München ist doch eine reiche Stadt,
dachte ich. Und wo so viel Reichtum ist, muss es
doch auch genug Kitas geben.
Angela Merkel wuchs wie Sie in Brandenburg auf,
macht der Ost-Bonus Ihre Rolle in Merkels Kabinett
einfacher?
Nein. Frau Merkel und ich haben unterschiedliche
Politikstile und Auffassungen zu Themen. Aber
ich glaube schon, dass viele Ostdeutsche pragma-
tischer sind. Ich bin stolz auf meine ostdeutschen
Wurzeln. Ich finde es gut, dass ich meine Erfahrun-
gen in Führungsverantwortung einbringen kann.
Was haben Sie sich für die kommenden zwei Jahre
Ihrer Legislatur noch vorgenommen?
Unter anderem werde ich ein Gesetz für mehr
Lohngerechtigkeit auf den Weg bringen. Obwohl
Frauen heute so gut ausgebildet sind wie nie zu-
vor, stagniert die Lohnlücke zwischen Männern
und Frauen bei 22 Prozent. Die Gründe dafür sind
bekannt – doch nur, weil die Lohnlücke zu erklä-
ren ist, ist sie noch lange nicht gerecht. Wir müs-
sen Lohnungleichheit sichtbar machen. Frauen
können nur überprüfen, ob der Grundsatz „glei-
cher Lohn für gleichwertige Arbeit“ eingehalten
wird, wenn die Lohnstrukturen transparent sind.
Die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, ein be-
darfsgerechtes Angebot an Betreuungsplätzen und
flexible Arbeitszeiten sind der Schlüssel, um Fami-
lien den Rücken zu stärken.
Wenn Ihnen eine gute Fee oder Angela Merkel drei
Wünsche vorbehaltlos finanzieren würde, welche
wären das?
Jedes Kind, egal in welcher Familie und in wel-
chem sozialen Umfeld es aufwächst, muss die glei-
chen Möglichkeiten haben. Es darf nicht von der
sozialen Stellung der Eltern abhängen, was aus
den Kindern wird, sondern von den Talenten und
Stärken der Kinder. 2. Frauen und Männer hätten
die gleichen Chancen. Sie können ihr Leben nach
ihren Wünschen partnerschaftlich gestalten, ge-
meinsam und auf Augenhöhe. 3. Gewalt, insbeson-
dere gegen Kinder und Frauen wäre tabu. Jeder hat
ein Recht auf ein gewaltfreies Leben. Es lohnt sich,
für diese Ziele zu kämpfen.
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Manuela Schwesig beim Kita-Besuch in Berlin