Kolumne :: Seite 46
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
kurzen Röhren wieder. Verdammt. Bei der Einwei-
sung hatte uns der Hafenkäptn auf die Notrufnummer
hingewiesen, die groß unterm Steuer prangte. „Wenn
der Motor mal absäuft und nicht mehr geht, einfach
durchrufen, dann hole ich euch ab.“ Und mein Han-
dy war in dem Rucksack, der bei Frau und Hund zu-
rückgeblieben war. Wir waren allein auf See – und
Papa war schuld. Mein Junior lehnte sich zurück und
sagte mit einem Blick auf die kleine Box „Papa, na
dann viel Spaß beim Paddeln“. Das Paddel war win-
zig. Schon nach 5 Minuten war ich durchgeschwitzt.
Wir paddelten am Ufer entlang, als auf einmal zwei
Schwäne aus dem Schilf geschossen kamen. Mann,
waren die schnell! Ich hatte uns mitten in ein Brutge-
biet navigiert. Wie im Comic rotierte ich mit dem viel
zu kurzen Paddel auf der Flucht vor den bedrohlich
wirkenden Schwänen, angefeuert von meinen beiden
Kids. Ausgerechnet in diesem Moment passierte uns
ein Fahrgastsschiff mit reichlich Asiaten an Bord, die
sofort ihre Kameras zückten und den Hochleistungs-
paddler im Motorboot für eine Kuriosität hielten. Das
gesamte Oberdeck applaudierte und feuerte mich an.
Die Schwäne ließen, von diesem Spektakel verwirrt,
schließlich von uns ab.
Nach drei Stunden Paddeln waren wir wieder zurück
am Hafen. Zu allem Übel gab es noch eine Strafzah-
lung, weil das Boot eigentlich schon seit zwei Stun-
den für andere Gäste reserviert war. Mein Junior
handelte aber mit dem Spruch „Wir haben doch gar
kein Benzin verbraucht, das hat doch unser cleverer
Papa übernommen“ noch 10 Euro Nachlass aus. Ich
schleppte mich mit Gummiarmen ins Appartment.
Das Wochenende war eigentlich gelaufen.
Bis wir am nächsten Tag zum Frühstück ins Café der
Feriensiedlung einliefen und der ganze Saal jubelte.
Offensichtlich hatte jemand vom Oberdeck des Fahr-
gastschiffes ein Video gedreht und hochgeladen, Ti-
tel: „Auf Schwanenflucht“. Über Nacht gab es mehr
als 100.000 Klicks und die Feriensiedlung landete im
RTL Morgenmagazin. Der Kollege vom ausgebuchten
Bootsverleih empfing mich später wie einen guten
Freund und stellte unserer Familie einen ganzen Tag
kostenfrei ein Tretboot zur Verfügung – in der Form
eines weißen Schwans. Die Passanten zückten wie-
der die Kameras und für meine Kids war ich plötzlich
der große Held und Seebär.
Euer lausitzDADDY
Im April bin ich vom Bürohengst zum be-
kanntesten Seebären am Scharmützelsee
geworden. Schuld war ein Familienausflug
und wieder einmal mein väterlicher Großmut, we-
nigstens bei Freizeitunternehmungen das Chefchen
unserer kleinen Sippe heraushängen zu lassen.
Alles begann mit den ersten sonnigen Tagen im Ap-
ril und meinem heldenhaften Vorschlag, spontan
ein Wochenende an den See zu fahren. Ich hatte ein
super Appartment organisiert, mit Blick auf den See,
gelegen an einem kleinen Hafen samt Bootsverleih di-
rekt am Seeufer. Als wir das erste mal amUfer entlang
spazierten, tuckerte gerade eine Familie mit einem
Motorboot los, und das Söhnchen übernahm sogar
das Steuer. Mein Junior bekamgroße Augen und woll-
te auch sofort in See stechen. Während meine bessere
Hälfte eher skeptisch dreinschaute, erwachte Indiana
Jones in mir. Klar, machen wir, das größte Motorboot
ist uneres. Tatsächlich durfte man die Motorboote
ohne Führerschein fahren. Eine kurze Einweisung
vom Chef des Bootsverleihs, mit Hinweis auf Notruf-
nummer und eine Box mit einem Paddel, falls der
Motor mal ausfällt, schreckte uns nicht ab. Frauchen
blieb mit unserem Vierbeiner am Ufer, während ich
mit den Kids in See stach. Mein Junior übernahmnach
der Hafenausfahrt das Steuer und düste quer über
den See, nach einer halben Stunde waren wir am an-
deren Ende angelangt und schauten uns die schicken
Villen am Seeufer an. Da so ein Motorboot aber auch
einen stolzen Stundenpreis hatte, übernahm ich dann
irgendwann das Steuer und wollte schurstracks wie-
der zurück. Ganz Mann zog ich ein paar scharfe Kur-
ven und Furchen ins Wasser, meine Kids jauchzten
– und plötzlich soff der Motor ab. Nix ging mehr, bei
zig Startversuchen verstummte das Teil nach einem
Noch nicht genug gelacht?
Alle Kolumnen
zum Nachlesen unter
www.lausebande.de