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Michael Bergmann enga-

giert sich in der Cottbuser

Elterninitiative gegen die Erhö-

hung der Kitagebühren an der

Seite von Arlett Anderssen, Ju-

liane Züge und weiteren Eltern.

Der Analyst und Berater im Be-

reich der Verwaltung von Fami-

lienvermögen kennt sichmit In-

vestitionen und Rendite bestens

aus und sieht in dem Dilemma

um die Cottbuser Kitagebühren ein Risiko für die Zu-

kunft der Stadt:

Nicht viele Eltern engagieren sich so offenwie Sie,

warum tun Sie das?

Ich arbeite beruflich eher hinter

den Kulissen und konzentriere mich auf Fakten und

Analysen. Genau das leiste ich auch in der Elterninitia-

tive. Damanmich auch nicht auf den großen Sektemp-

fängen dieser Stadt trifft, muss ich in der Sache auch

kein Blatt vor den Mund nehmen.

Cottbus hat einen klammen Haushalt. Ist es nicht

normal, Eltern daran zu beteiligen?

Man muss si-

cher auch finanzielle Zwänge berücksichtigen. Die

zentrale Frage ist aber: Wo erziele ich bei einem knap-

pen Haushalt für die Ausgaben eine vernünftige Ren-

dite? Das habe ich den Stadtverordneten auch aufge-

zeigt, als unsere Initiative vorsprechen durfte. Die In-

vestition in frühkindliche Bildung ist mit Abstand die

sinnvollste für eine Kommune – und diemit der höchs-

ten Rendite. Man kann sich auch vor Zukunftsträumen

wie Seenlandschaften und Gewerbegebieten ablichten

lassen und den Stadthaushalt mit Millionenausgaben

Luxusartikel Kind – Teil 2

Ein Nachschlag zum Diskurs um Kitagebühren.

extrem belasten. Viel nachhaltiger ist es, in die Kinder

und die Jugend zu investieren. Die Rendite ist in diesem

Bereich sogar lokal spürbar. Hierüber macht man sich

in den kommunalen Gremien leider zu wenig Gedan-

ken und ist sich der Folgen der Entscheidung einer Ge-

bührenerhöhung nicht bewusst. Sie treffen amEnde je-

den, der hier lebt. Man jagt so aber vor allemdie Famili-

en, insbesondere die bildungsstarken, förmlich aus der

Stadt – obwohl man sie so dringend für deren Zukunft

braucht. Wennman in der Stadtpolitik die Folgen ken-

nen und trotzdem so entscheiden würde, wäre das na-

türlich umso mehr zu kritisieren.

Sind Sie selbst betroffen?

Ja, wir haben zwei Kinder

im Kitaalter.

Wie ist der aktuelle Stand im Kampf gegen die Ge-

bührenerhöhung?

Das treiben vor allemArlett Anders-

sen und Juliane Züge voran. Die Stadt beobachtet mo-

mentan nur und fühlt sich erst einmal wohl, die Ge-

bührenerhöhung auf den Weg gebracht zu haben. Sie

wollen nach einem Jahr noch einmal darüber nach-

denken, aktuell wird dort kein Handlungsbedarf gese-

hen. Es wird einfach durchgezogen und gemacht. Von

Stadtseite bewegt sich also nichts. Das ist enttäuschend

für alle Beteiligten, weil nun nur noch über den juristi-

schen Weg einer Klage Dinge bewegt werden können.

Dabei gibt es auf allen Seiten nur Verlierer – außer den

beteiligten Anwälten, die wiederumKommune und El-

tern belasten.

Die Stadtverwaltung sagt, in Cottbus geht esmit den

neuen Kitagebühren gerechter zu. Wie sehen Sie

das?

Den Stadtverordnetenwar meines Erachtens über-

Kitagebühren :: Seite 20

In der Septemberausgabe der lausebande ha-

ben wir in einem ausführlichen Spezial ver-

sucht, etwas Licht ins Dunkel der Kitagebühren zu

bringen. Die Resonanz war riesig. Aus politischen

Kreisen erreichten uns aufgrund der Seitenhiebe an

die rot-rote Landesregierung vor allem Schreiben mit

Informationen, wie viel man doch in Brandenburg ge-

rade jetzt zusätzlich in die frühkindliche Bildung in-

vestiert. Von den Eltern hingegen gab es für den Bei-

trag viel Beifall. Es gab aber auch Nachfragen, warum

die Verantwortlichen in den Verwaltungen und politi-

schen Gremien Brandenburgs und aktuell in Cottbus

keine vernünftige Lösung finden. Wir sprachen dazu

als „Nachschlag“ zum Thema mit engagierten Eltern-

vertretern auf kommunaler und auf Landesebene. Ge-

spräche, die wiederum zu interessanten Erkenntnis-

sen führen und zeigen, dass ein nachhaltiges Thema

wie frühkindliche Bildung oft an der zeitlich begrenz-

ten Motivation des Politikbetriebs scheitert, der oft nur

von einer Wahl zur nächsten denkt.