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nicht für eine vernünftige Politik aus dem Stadtparla-

ment zuständig. Wenn inmonatelangen Sitzungen die

Fragen nicht gestellt wurden, die wir jetzt aufbringen,

dann hat man nicht gründlich gearbeitet. Dann sollte

man ehrlich dazu stehen. Das ist ein generelles Prob-

lem in der Politik. Ich finde es schwach, dass man nun,

nachdem die Fehler offensichtlich werden, so wenig

machen möchte.

Wer müsste jetzt handeln?

Das kann sicher über die

Parteischiene gehen. Die Stadtverwaltung hat die Sa-

che schlecht vorbereitet, imStadtparlament wurde das

aber abgesegnet. Insofern kann dort auch wieder an-

ders entschieden werden. Die großen Parteien sind ja

derzeit nicht gerade berühmt dafür, dass sie denWäh-

ler verstehen. Wenn nun aber immer mehr Familien

betroffen sind, kostet das auch Wähler. Es wäre wün-

schenswert, dass die Eltern den Druck aufrecht erhal-

ten und sich die demokratischen Parteien in Cottbus

endlich zusammenraufen.

Liegt der Schwarze Peter eher bei der Stadtver-

waltung oder den Stadtverordneten?

Beide haben

ihn momentan anderen zugeschoben: Die Eltern in

Cottbus müssen zahlen, die Kitaträger hätten bes-

ser informieren müssen und das Land gibt zu we-

nig Geld. Es sind also alle anderen Schuld. Wenn es

gut läuft, schauen wir in den Spiegel und wenn es

schlecht läuft, wird eben nach draußen gezeigt. Die

Stadtverwaltung klagt über mangelnde Ressourcen

für eine gute Vorbereitung und die Stadtverordneten

müssen sich den Schuh anziehen, dass sie sich über

die Vorbereitung der Verwaltung hinaus viel zu we-

nig Gedanken über die tatsächliche Betroffenheit der

Familien gemacht haben.

Dienen die Mehreinnahmen wenigstens einer

besseren Qualität in den Kitas?

Ich bin selbst im

Förderverein unserer Kita. Die Politiker sollten sich

einmal ohne Kamera in die Kitas begeben und ernst-

hafte Gespräche über den Arbeitsalltag suchen. Dann

hätte es diese Entscheidung nie gegeben. Dann hät-

ten die Stadtverordneten ein klares Bild von der Si-

tuation und sicher anders abgestimmt. Mit einem

„Mehr“ an Qualität in den Kitas haben die höhe-

ren Elternbeiträge nichts zu tun. Von Windeln bis

Feuchttücher, von Frühstück bis Vesper, von Früh-

jahrsputz bis Adventsmarkt tragen Eltern weiter vie-

le Dinge bei, zusätzlich zum Beitrag.

Vor drei Jahren sind 2.000 Eltern gegen die damali-

ge Gebührenerhöhung durch die Cottbuser Sprem

marschiert, warum bleibt diesmal ein solcher Auf-

schrei aus?

Zum einen gibt es Eltern, die das noch gar

nicht spüren, weil viele Träger die Änderung noch nicht

umgesetzt haben oder gerade dabei sind. Viele sind sich

über ihre Betroffenheit noch nicht bewusst. Dannwur-

de der Zeitpunkt der Einführung mitten im Sommer

durch die Stadt sicher auch geschickt gewählt. Leider

sind es aber immer zu wenige Eltern, die sich engagie-

ren. Viele denken sicher, dass es nur die Gutverdiener

trifft und werden demnächst überrascht.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Wir haben frühzei-

tig auf Fehler hingewiesen undwollten gemeinsammit

der Stadtpolitik eine Lösung finden. Das funktioniert

nicht, sodass uns jetzt nur der Klageweg bleibt. Das ist

leider eine sehr langfristige Geschichte, sodass unsere

Kinder sicher aus der Kita raus sind, wenn darüber eine

Entscheidung erzwungenwurde. Wir werden aber auch

mit den Parteien im Gespräch bleiben und immer wie-

der für die Thematik frühkindlicher Bildung sensibili-

sieren. Vielleicht ringt man sich auch auf Landesebene

zu einem vernünftigen Kitagesetz durch. Schaut man

nach Sachsen, gibt es dort kaum Querelen. Wir wer-

den an den Themen dranbleiben. Aber einen handfes-

ten Plan mit genauen Zielen kann man in diesem Di-

lemma der Zuständigkeiten kaum haben.

Was wäre IhrWunsch an Stadtverwaltung und -par-

lament?

Man sollte die aktuelle Verordnung kurzfris-

tig vom Tisch nehmen und mit allen Beteiligten noch

einmal vernünftig diskutieren. Zumanderen sollteman

sichmittel- bis langfrsitig in den Gremien stärker mit ak-

tuellen Erkenntnissen zu frühkindlicher Bildung und

deren Folgen auseinander setzen. Dazumuss man auch

über Wahlperioden hinausdenken und eine nachhalti-

ge Politikmachen. Dann würde man anders über früh-

kindliche Bildung entscheiden, hier muss auch die

Kommunalpolitik mehr Verantwortung übernehmen.

Kitagebühren :: Seite 22