Bio ist gesünder
für Mensch und Tier
Interview mit Peter Röhrig, seit knapp einem Jahr Geschäftsführer beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW),
dem Dachverband von Erzeugern, Verarbeitern und Händlern
ökologischer Lebensmittel in Deutschland.
Bio boomt: In den letzten Jahren sind Bioprodukte dem Nischendasein entwachsen und heute auf Grund der steigenden Nachfrage in jedem Supermarkt zu finden. Wie erklären Sie sich diesen Trend? Gesunde Produkte und der Schutz von Umwelt, Klima und Ressourcen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Natürlich auch beim Lebensmittelkauf. Bio-Lebensmittel werden mit Respekt vor der Natur hergestellt. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger oder Gentechnik-Pflanzen kommen nicht zum Einsatz, Tiere werden artgerecht gehalten und für die Verarbeitung werden nur sehr wenige Zusatzstoffe genutzt. Die strengen Bio-Vorgaben sind gesetzlich festgelegt. Und damit sicher ist, da wo Bio draufsteht ist auch Bio drin, werden sie streng kontrolliert.
Können Sie einschätzen, wer eher zu Bio greift? Erfreulich ist, dass jeder Deutsche 2014 für fast 100 Euro Bio-Lebensmittel gekauft hat. Trotzdem: Es gibt nur wenige Untersuchungen darüber, wer DER Bio-Käufer ist. Die Untersuchungen zeigen jedoch, dass gerade jüngere Leute sowie junge Familien zu den Intensivkäufern gehören. Ob oder wieviel zu Bio gegriffen wird, liegt nicht allein an der Einstellung, sondern auch an der Verfügbarkeit der Produkte. In Städten etwa, wo das Angebot in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, ist der Zugang zu Bio-Produkten häufig sehr viel besser als im ländlichen Raum.
Mittlerweile breitet sich Bio auch auf andere Branchen auf: Es gibt Bio-Kleidung, Bio-Kosmetik, sogar Bio-Urlaubsressorts. Inwieweit geht es da tatsächlich noch um Nachhaltigkeit oder ist das nicht in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor? Was den Lebensmittelbereich angeht, darf nur Bio draufstehen, wo auch Bio drin ist – also nach dem gesetzlich definierten Standard produziert wurde oder nach den noch strengeren Standards der Bio-Verbände wie Bioland, Demeter, Naturland, GÄA oder Verbund Öko-Höfe. Die Kunden erkennen Bio-Qualität am Bio-Siegel – grünes Blatt mit Sternchen drumherum – oder an den Verbandslogos. Bio ist die nachhaltigste Produktionsweise. Dass die Landwirte, Verarbeiter und Händler mit Bio-Produkten ihr Geld verdienen, steht dazu in keinem Widerspruch.
Läßt sich ein solcher „Bio-Boom“ auch in anderen Ländern beobachten? Ja, Bio-Produkte werden auch in anderen Ländern immer stärker nachgefragt. Neben Deutschland greifen z.B. die Österreicher, Dänen oder Schweizer verstärkt ins Öko-Regal. Auch in Übersee wächst Bio – die USA sind weltweit der größte Bio-Markt gefolgt von der EU.
Es gibt unzählige Biosiegel, da können Verbraucher schon mal leicht den Überblick verlieren. Worauf sollten Verbraucher achten, wenn sie Bio kaufen? Eigentlich ist es sehr leicht. Die Begriffe Bio und Öko sind im Lebensmittelbereich geschützt. Deshalb dürfen das EU-Bio-Siegel und die Verbandslogos nur auf Produkten prangen, die ökologisch hergestellt sind. Andere Begriffe wie nachhaltig, natürlich, kontrolliert oder naturnah, mit denen Produkte beworben werden, geben keinen Hinweis auf eine definierte Qualität.
Macht es einen Unterschied, ob ich Bio-Lebensmittel beim Discounter oder im Naturkostladen kaufe? Nun, ein Naturkostladen führt ein Vollsortiment an Bio-Produkten – die Auswahl ist größer, gerade auch was regionale Produkte betrifft; die Kunden müssen die Bio-Produkte nicht suchen und sie bekommen umfassende Beratung und Service. Was die Produktqualität angeht, macht es keinen Unterschied. Denn, wie gesagt, wo Bio draufsteht, ist Bio drin. Auch der konventionelle Lebensmittel-Einzelhandel führt zum Teil Bio-Ware, die nach den strengeren Standards der Bio-Verbände hergestellt wurde. Wer jedoch die große Auswahl und Beratung möchte, kommt um den Fachhandel nicht herum.