Gabel, Schere, Licht

Datum: Mittwoch, 28. September 2016 12:58

Egal ob Spielzeug oder Möbel – Eltern können beim Kauf allgemeingültige Aspekte prüfen:
- Ist ein Hersteller bzw. Importeur angegeben?
- Wird auf gängige DIN-Normen hingewiesen?
- Hat das Produkt scharfe Ecken und Kanten?
- Besteht Quetschgefahr?
- Ist das Produkt stabil und aus robustem Material?
- Können sich Kleinteile lösen?
- Riecht das Produkt chemisch oder sehr künstlich?


Prävention – Unfällen vorbeugen
Absperrgitter, Blumenerdenschutz, Glasschutzfolie – die zahllosen Sicherheitsartikel lassen die Illusion einer kindersicheren Wohnung entstehen. Aber einen hundertprozentigen Schutz vor Unfällen wird man nie erreichen – und das ist auch gar nicht wünschenswert. Kinder sollen nicht in Watte gepackt werden, Beulen und Schrammen gehören zu jeder Kindheit. Was Eltern aber sehr wohl leisten können und sollten: Kinder vor schweren Verletzungen schützen. Dabei gilt der Grundsatz: Zutrauen statt Überbehüten. Hat der Nachwuchs eine neue Fähigkeit erlernt, wie krabbeln, laufen oder hüpfen, will er diese natürlich immer üben und erproben. Eltern sollten die Möglichkeiten dafür schaffen. Alsbald kommt der Nachwuchs in das Alter, in dem er alles alleine machen will. Unterstützen Sie den Drang nach Selbständigkeit. Will das Kind allein auf den Stuhl klettern, heben Sie es nicht herauf, sondern zeigen ihm, wie es sicher auf- und absteigt, ohne mit dem Stuhl umzukippen: Das Kind sollte nicht von der Seite auf den Stuhl klettern, sondern von vorn, der Stuhl steht dabei idealerweise kippsicher mit der Lehne an einer Wand oder einem Möbelstück.
Wenn die Zweijährige aufs Klettergerüst will, hindern Sie sie nicht mit einem „Nein, dafür bist du noch zu klein.“, sondern ermutigen Sie sie. Spielplätze sind nicht umsonst auf Sand gebaut, so dass das Kind im Zweifelsfall weich fällt. Zudem sind Klettergerüste so gebaut, dass Kinder sie erst erklimmen können, wenn sie groß und geschickt genug sind.
Bewegung ist ab dem Vorschulalter die beste Absicherung gegen klassische Heim- und Freizeitunfälle. Kinder, die sich viel ausprobieren können, fallen nachweislich seltener hin. Bieten Sie ihrem Kind vielfältige Bewegungsmöglichkeiten an, sei es im Sportverein oder beim Wochenendausflug mit der Familie. Spätestens in der Grundschule sollten Kinder schwimmen lernen. Sie sollten zudem sicher Radfahren, Klettern, Springen, Inline-Skaten. Sie sollten ihren Körper so gut kennen, dass sie wissen, was sie sich zutrauen können und wofür sie noch Übung brauchen.
Ein weiterer wichtiger Baustein: Bringen Sie Kindern behutsam den richtigen Umgang mit Gefahrenquellen bei. Machen Sie sie früh auf mögliche Gefahrenstellen im Haus aufmerksam – hier gilt: Wiederholung prägt ein. Erklären Sie immer wieder: Beim Treppensteigen am Geländer festhalten. Klemm dir nicht die Finger ein, wenn du den Schrank zumachst. Der Herd ist heiß. Sie können Ihrem Kind auch spielerisch aufzeigen, wo Gefahren lauern. Lassen Sie den Unterschied von heiß und kalt erfühlen, indem sie zwei Schüsseln Wasser aufstellen – eine mit kaltem und eine mit etwa 40 Grad warmem Wasser. Gehen Sie auf Entdeckungsreise durchs Haus: Wo überall lauert Heißes? Herd, Wasserhahn, Kerze, Wasserkocher, Toaster, Bügeleisen… Es gibt auch passende Bücher und Spiele zum Thema. Genauso wichtig ist Ihre Vorbildfunktion. Benutzen Sie Topflappen, wenn Sie am Backofen hantieren, schneiden Sie mit einem scharfen Messer vom Körper weg und legen das Messer dann außer Reichweite von Kleinkindern ab.
Ab dem Kindergartenalter können Sie das Kind im Umgang mit einfachen Werkzeugen und Geräten vertraut machen. Zeigen Sie ihm, wie es eine Schere oder ein Messer zu benutzen hat und lassen Sie es nur unter Aufsicht benutzen. Mag der Junior im Schuppen oder in Papas Werkstattkeller helfen, gilt das Gleiche: Den Umgang mit einfachen Werkzeugen, erklären, zeigen und unter Aufsicht selbst üben lassen. Anschließend wird das benutzte Werkzeug wieder an seinen Platz geräumt.
Ab etwa vier Jahren entwickeln Kinder ein Gefahrenbewusstsein, lernen aus Erfahrung. Wenn sie einmal auf die heiße Herdplatte gefasst haben, werden sie es kein zweites Mal tun. Im Alter von etwa 5 bis 7 Jahren entwickeln die Kinder ein akutes Gefahrenbewusstsein, aber noch kein vorausschauendes oder gar vorbeugendes. Dies entwickelt sich erst im Laufe der Grundschule. Beispielhaft erklärt heißt das: Eine Sechsjährige klettert auf den Baum und merkt oben, dass sie stürzen könnte. Die Achtjährige sieht den Baum und überlegt vorher, ob sie hochklettert, da sie ja herunterfallen könnte. Die Zehnjährige legt vor dem Hochklettern eine Decke unter den Baum, um einen eventuellen Sturz abzumildern.


Zusammengefasst schützen Sie Ihre Kinder am besten vor Unfällen, indem Sie:
- Gefahrenstellen entschärfen und die Wohnung für Kleinkinder sicher gestalten.
- Gefahren erklären, Regeln aufstellen und konsequent bleiben.
- Kindern vielfältige Bewegungserfahrungen ermöglichen.
- Kindern ausreichend Zeit zum Üben geben. Sie dabei weder drängen, noch verunsichern.
- Sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst sind.


Richtiges Verhalten im Notfall
Ist das Kind dann trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen doch in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen, gilt es gut vorbereitet zu sein: Wichtige Telefonnummern sollten ebenso immer griffbereit sein wie die Hausapotheke. Idealerweise liegt der Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses nicht allzu lange zurück.
Das wichtigste aber auch schwerste für viele Eltern: Bewahren Sie Ruhe! Verschaffen Sie sich dann einen Überblick über die Situation: Was ist passiert? Wenn nötig, holen Sie das Kind aus der Gefahrenzone (Badewanne, Feuer) und bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Überprüfen Sie den Zustand des Kindes: Ist es ansprechbar/bei Bewusstsein, hat es offensichtliche Verletzungen wie blutende Wunden, offene Brüche, Verbrennungen? Stillen Sie starke Blutungen, um bedrohlichen Blutverlust zu vermeiden und halten Sie offene Wunden keimfrei. Reden Sie mit dem Kind, bis der Notarzt eintrifft und beruhigen Sie es.
Bei Bewusstlosigkeit Atmung und Herzschlag prüfen. Bei Atem- bzw. Herzstillstand umgehend den Notarzt rufen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Prüfen Sie vorher, ob die Atemwege frei sind und machen Sie diese ggf. frei, indem sie zunächst den Kopf leicht überstrecken (nicht bei Säuglingen!) oder verschluckte Kleinteile versuchen heraus zu befördern, indem sie das Kind kopfüber über Ihre Knie legen und kräftig mit der Hand zwischen den Schulterblättern auf den Rücken des Kindes schlagen. Fangen Sie zunächst mit der Beatmung an, bei sehr kleinen Kindern Mund und Nase gleichzeitig beatmen, bei größeren Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund-Beatmung. Beatmen Sie fünf Mal. Fängt das Kind nicht selbständig zu atmen an, beginnen Sie mit der Herzdruckmassage, immer im Wechsel: 30 Mal Herzdruck, 2 mal beatmen, bis der Notarzt eintrifft. Wer auf youtube „Erste Hilfe am Kind“ sucht, findet dort ein Video des Universitätsklinikums Bonn, in dem die Wiederbelebung am Kind und Säugling gezeigt wird.
Junge Eltern sollten zudem (erneut) einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen. Fragt man bei der Feuerwehr nach, die im Rahmen ihrer Rettungseinsätze bei den meisten Unfällen zuerst auftaucht, sind gute Kenntnisse aus einem nicht allzulange zurückliegenden Erste-Hilfe-Kurs die beste Lebens- bzw. Unfallversicherung für ein Kind. Über den Notruf 112 bietet die Feuerwehr übrigens auch telefonische Hilfe bei der richtigen Hilfe nach einem Unfall, sei es eine Anweisung zur stabilen Seitelnlage, richtiges Verhalten im Falle eines Schocks oder die Wiederbelebung eines Kindes. Der Notruf sollte im Ernstfall also nicht zu lange hinausgezögert werden. Eltern sollten sich zudem nicht auf lang zurückliegende Erfahrungen verlassen den allgemeinen Erste-Hilfe-Kurs auffrischen, am besten zusätzlich einen Kurs für Erste Hilfe am Kind besuchen. Das schafft nicht nur Sicherheit, sondern im Ernstfall auch mehr Ruhe und Übersicht – und hilft, in oft entscheidenden Sekunden und Minuten die Folgewirkungen eines Unfalls für ein Kind zu mildern oder ganz abzuwenden.


Viele Organisationen bieten spezielle Kurse für Eltern an, in denen über Notfälle bei Kindern informiert wird – hier eine Auswahl:
- Samstag 8.10. 14 Uhr, ADAC Service-Center Cottbus
- Samstag 19.11. 9-16 Uhr, Johanniter-Unfall-Hilfe Cottbus
Weitere Termine erfragen Sie beim örtlichen Sitz von DRK, Malteser, ASB oder Krankenkasse.