Von Bienen und Blumen

Datum: Freitag, 31. März 2017 15:39

Bringen die Kinder obszöne Begriffe mit nach Hause, sollten Eltern einerseits gelassen reagieren.  Meist wollen die Kinder nur die Reaktion der Eltern testen. Wenn diese nicht weiter reagieren, hat das neue Wort meist schon seinen Reiz verloren. Tauchen solche Begriffe immer wieder auf, macht man den Kindern klar, dass solche doofen Wörter anderen wehtun können und dass sie zu Hause tabu sind.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Kinder bis zur Vorschule wissen sollten, dass Kinder geboren werden (und nicht vom Klapperstorch gebracht werden) und sie sollten eine grobe Vorstellung von der Geburt haben. Sie sollten die Geschlechtsteile benennen können und unterschiedliche Begriffe dafür kennen. In der Grundschule sollten Kinder zudem die (inneren) Fortpflanzungsorgane kennen und eine realistische Vorstellung vom Geschlechtsverkehr haben. Sie sollten mit Themen wie Pubertät, Empfängnisverhütung und Homosexualität vertraut sein.

Mögliche Gesprächsanlässe: Waschen in der Wanne/Dusche. Tampons im Bad. Kondome in der Drogerie. Ein Haustier bekommt Nachwuchs. Playboy-Magazin im Zeitschriftenladen. Medienberichte über prominente Schwangere.

Das sagt die Expertin: Müssen Eltern ihre Kinder in Zeiten des Internets noch sexuell aufklären? Maria Große Perdekamp: Die Kinder bzw. Jugendlichen sind heute durch den Biologieunterricht aufgeklärt. Dann stehen sie aber noch vor der Schwierigkeit: Wie setze ich dieses Wissen im Alltag um, wenn auf einmal Gefühle im Spiel sind? Beispielsweise wissen Jugendliche sehr wohl, wie man beim ersten Mal verhütet. Wenn es aber wirklich soweit ist und man total verliebt und unsicher ist, ist es plötzlich nicht mehr so einfach, das auch umzusetzen, zu kommunizieren und durchzusetzen. Das kann weder im Biologieunterricht beantwortet werden, noch durch das Internet. Die Eltern sind da möglicherweise auch nicht immer der richtige oder gewünschte Ansprechpartner. Manches beredet man lieber mit Freunden. Wenn das aber von den Kindern gewünscht ist, sollten Eltern sie natürlich durch diese Themen begleiten.

Mehr Informationen: Sehr ausführlich haben wir uns in den lausebande-Ausgaben September 2012 und Oktober 2014 mit dem Thema Sexualität und Kinder beschäftigt.

Sterben und Tod
Noch ein Thema, über das die meisten Erwachsenen besser schweigen als reden können. Und doch ist es wichtig, dass Eltern ganz offen und möglichst unbefangen mit ihren Kindern über Sterben, Tod und Trauer reden. Denn ähnlich wie bei der Sexualität ist die Schranke nur im Kopf der Eltern vorhanden. Kinder verbinden zunächst nichts Negatives oder Befremdliches mit dem Tod. Erste Berührungen mit dem Thema können durch eine tote Spinne oder eine tote Maus im Garten ausgelöst werden. Da Kinder noch ganz unbefangen mit dem Thema umgehen, sollte man Tod und Sterben auch nicht negativ besetzen. Die Kinder sollen Sterben weder für schlimm noch schmerzhaft halten. Der Tod sollte etwas ganz Natürliches sein, das zum Kreislauf des Lebens dazu gehört. Gleichzeitig sollte den Kindern klar gemacht werden, dass man nicht einfach so stirbt, sondern dass in der Regel nur sehr alte, kranke Menschen sterben. So lassen sich auch eventuelle Fragen nach dem eigenen Tod oder dem der Eltern beantworten. Kleine Kinder verstehen noch nicht, dass der Tod endgültig ist. Für sie ist er nur ein Zustand, der wieder vorüber geht. Daher gilt: Wer angemessene Erklärungen bieten will, für den kann es hilfreich sein, zu wissen, welche Vorstellungen Kinder in welchem Alter vom Tod haben (Quelle: Dr. Hubertus Glaser, www.navigator-medizin.de):

  • 2-3 Jahre: In der Regel existiert noch keine Vorstellung von Sterben und Tod.
  • 3-4 Jahre: Kinder verstehen Sterben als ein Ereignis, das Trennungsängste auslöst. Der Tod wird als Schlafzustand und Abwesenheit empfunden.
  • 4-5 Jahre: Die Ansichten sind noch sehr unklar und werden mit dem Zustand der Dunkelheit und Bewegungslosigkeit verbunden.
  • 5-6 Jahre: Der Tod wird häufig als Bestrafung für eigene böse Taten angesehen. Mit dieser Vorstellung wird auch das Begrabenwerden kombiniert.
  • 6-7 Jahre: Es ist bekannt, dass der Körper des Menschen nach dem Tod zerfällt.
  • 8-9 Jahre: Da der Gedanke an den endgültigen Tod unannehmbar wird, beginnen Kinder an die Unsterblichkeit des Menschen zu glauben.
  • 9-10 Jahre: Kinder sehen den Tod jetzt sachlich-nüchtern. Sie wissen, dass jeder sterben kann, auch sie selbst, und dass der Tod unumkehrbar ist.

 

Schwierig wird es, wenn das Thema aufkommt, weil das Haustier, die Oma oder vielleicht sogar ein anderes Kind gestorben ist. Dann geht es nicht mehr nur darum, dem Kind zu erklären, was Sterben eigentlich heißt. Jetzt ist gilt es auch, das Kind in seiner Trauer aufzufangen. Manche Kinder reagieren mit Angst, andere mit Wut oder Schuldgefühlen auf den Tod von ihnen nahestehenden Personen. Man sollte mit den Kindern über ihre Gefühle reden, die eigenen Gefühle erklären. Sehr hilfreich sind für Kinder Rituale. Sie sollten in irgendeiner Form Abschied vom Verstorbenen nehmen können und auch später noch eine „Anlaufstelle“ zu ihm haben. Das kann das Grab sein, ein bunter Stein im Garten, ein Luftballon, der zum Geburtstag mit guten Wünschen in den Himmel geschickt wird, ein Gebet für den Verstorbenen.

Mögliche Gesprächsanlässe: Todesfall im Familien- oder Bekanntenkreis. Tod des Haustiers. Leichenwagen im Straßenverkehr. Nachrichten über Tote. Tote Insekten/Kleintiere in der Natur. Welkendes Herbstlaub.

Das sagt die Expertin: Ab welchem Alter kann man sein Kind mit auf eine Beerdigung nehmen? Maria Große Perdekamp: Das ist pauschal schwer zu beantworten. Ich würde das Kind nur mitnehmen, wenn es den Verstorbenen näher kannte, eine Beziehung zu ihm hatte. Wichtig ist es, die Kinder gut vorzubereiten: Wie läuft die Beerdigung ab, was ist eigentlich der Tod? Gerade wenn ein naher Angehöriger verstorben ist, brauchen Kinder einen Ansprechpartner, jemanden der mit ihnen über das Erlebte und ihre Gefühle redet. Sonst besteht die Gefahr, dass sie falsche Schuldgefühle entwickeln, z.B. denken, die Oma ist gestorben, weil sie sie nicht so oft besucht haben, oder sich in ihrer Trauer isolieren. Es ist auch wichtig, bei konkreten Todesfällen in der Familie oder im Freundeskreis zu erklären, warum jemand gestorben ist, z.B. weil er krank war oder einen Unfall hatte. Somit wird Kindern klar, dass Menschen nicht einfach so grundlos sterben. Wichtig ist zu erklären, was bedeutet denn eigentlich der Tod.

Wie erklärt man Kindern den Tod?
Maria Große Perdekamp: Um den Tod und das Sterben zu erklären, sollten Eltern für sich ein passendes Bild finden. Für Kinder eignet sich die christliche Vorstellung gut, dass die Verstorbenen in den Himmel kommen. Das ist sicher eine unrealistische, aber eine sehr schöne, anschauliche Vorstellung. Weitere Erklärungsansätze können sein: zum einen die Variante vom Werden und Vergehen in der Natur. So wie im Frühling die Knospen aufgehen und die Pflanzen erblühen, so welken sie im Herbst und werden dann wieder zu Erde. So ist es im Grunde auch beim Menschen, auch wir werden geboren, werden groß, im Alter bekommen wir Falten, auch wir werden nach dem Tod wieder zu Erde. Ein dritter Erklärungsansatz orientiert sich an der buddhistischen Idee der Wiedergeburt. Also die Vorstellung, dass wir nach dem Tod neu geboren werden. Egal, welche Variante man für sich am passendsten findet, Eltern müssen nicht ins Detail gehen, sie können durchaus ehrlich sagen, dass sie es selbst nicht so genau wissen, schließlich haben sie den Tod ja nicht selbst erlebt. Auch bei diesem Thema bietet es sich an, die Kinder durch Rückfragen einzubeziehen: Wie stellst du dir den Himmel vor? Mal das doch mal als Bild.

Mehr Informationen: Sehr ausführlich haben wir uns in der lausebande-Ausgabe November 2013 mit dem Thema Trauer, Tod und Kinder beschäftigt.