Das mach ich doch mit rechts

Datum: Montag, 30. Januar 2012 10:03


schereMalen und Zeichnen
Hier sollten Eltern bei Klarheit über die Händigkeit frühestmöglich eine entsprechende Mal- bzw. Schreibtischauflage benutzen und dem Kind Hinweise zur guten Blattlage und Handhaltung geben. Dies ist notwendig, um später die sogenannte „Hakenhaltung“ der Hand beim Schreiben zu vermeiden. Die Unterlage sollte aus dem Fachhandel stammen und neutral, ohne ablenkende Motive, gestaltet sein. Auch rechtshändige Kinder wünschen sich manchmal eine Mal- und Schreibtischauflage – diese können Eltern selbst basteln, mit einer sehr dezenten Schräglage des Blattes nach links hin. Eine derartige Unterlage gibt es auch im Fachhandel (Desk Pad Righty). Zum Malen und Zeichnen sollten Kinder anfangs möglichst dicke, dreieckige Holzbuntstifte benutzen, hilfreich sind auch weiche, nachfedernde Stiftaufsätze mit symmetrischen Grips. Am bedeutendsten sind allerdings die Hinweise zum Erlernen des Schreibens.  

 

Schreiben
Linkshändige Kinder sollten möglichst schon ab dem Schulbeginn einen Linkshänderfüller benutzen, um wirksam die sogenannte Hakenhaltung zu verhindern. Diese Haltung entsteht, wenn Kinder ohne Tinte schreiben lernen und dadurch nicht merken, dass sie das geschriebene verwischen können. Mit der Einführung des Füllers kommt es dann zur Hakenhaltung, indem sie die Hand quasi nach oben biegen, um die Tinte nicht zu verwischen. Wenn Kinder gleich mit einem Füller schreiben lernen, können sie sich auch gleich an die richtige Haltung gewöhnen, ohne die Tinte zu verwischen. Deshalb empfiehlt sich für linkshändige Kinder bereits in der Vorschule, Nachspur- und Schwungübungen mit einem Füller auszuführen. Sie lernen so auch rechtzeitig, einen angemessenen Druck auf die Feder auszuüben und gewöhnen sich keinen zu starken Druck an, wie das beim Einüben mit harten Buntstiften oder schnelltrocknenden Tintenrollern der Fall sein kann.

Schneiden

Linkshänder schneiden im, Rechtshänder gegen den Uhrzeigersinn. Schneiden gehört zu den Abläufen, die stark automatisiert werden. Wer als Rechtshänder eine Linkshänderschere nutzt und sich um Genauigkeit bemüht, wird den resultierenden Stress bemerken. Eine Linkshänderschere unterscheidet sich von einer Rechtshänderschere, so öffnet sich die linke Scherenseite beim Schneiden nach oben (bei Rechtshänderscheren ist es die rechte!) und das Papier wird ungestört hinter dem Handrücken nach unten geführt. Wegen der asymmetrischen Anordnung der Schneideblätter kann es keine Schere geben, die für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen geeignet ist. Gerade beim Schneiden passiert es Kindern oft, dass sie im Rahmen der Nachahmung Rechtshänderscheren mit der linken Hand nutzen und dann später Linkshänderscheren ablehnen, weil sie bereits die Hand-Auge-Koordination automatisiert haben. Kinder können mit der zur Händigkeit passenden Schere u.a. besser Bögen und dicke Materialien schneiden.     

Sonstiges

Eine sinnvolle und kleine Investition sollte in einen Anspitzer getätigt werden, da sich die Drehbewegung bei Linkshändern ebenso grundsätzlich unterscheidet. Linkshänderlineale, bei denen die Zentimeter von rechts nach links gezählt werden, erfordern in jedem Fall zusätzliche Hinweise und sind auch nicht für alle Kinder geeignet. Eine gute Alternative bietet das Geodreieck mit seinen Skalen in beide Richtungen, weil es für alle Kinder erklärungsbedürftig ist und sich Linkshänder beim Abmessen ihre Richtung selbst aussuchen können.
Neben diesen grundlegenden Hinweisen gibt es viele weitere Alltagssituationen, in denen man die Händigkeit seines Kindes fördern kann. Das fängt bei der Beschaffenheit des Arbeitsplatzes mit genügend Armfreiheit und richtigem Lichteinfall an und geht bis zur richtigen Beschaffenheit des Essplatzes, dem Binden der Schleife oder dem Basteln. Viele Eltern wissen nicht, dass beim linkshändigen Kind Besteck und Tasse auf die linke Seite gehören – das gilt natürlich auch für linkshändigen Besuch an der Kinder-Geburtstagstafel. Hier sind sie nämlich versteckt, die Fallen für das Modell- und Nachahmungsverhalten. Insofern sollten Eltern von Linkshändern die heute dankbarerweise vorhandenen, gut strukturierten Informationsangebote nutzen und rechtzeitig das Gespräch mit Erziehern, Lehrern, Bekannten und Verwandten suchen.

Die lockere Mal- und Schreibhaltung für Kinder:
Eine lockere Mal- und Schreibhaltung sollte für Kinder unabhängig von der Händigkeit früh gefördert werden. Mit 12 bis 15 Monaten beginnen Kinder meist spontan, mit einem Stift im sogenannten Faustgriff zu kritzeln. Die beginnende Verknorpelung der Handwurzelknochen ermöglicht in den ersten Lebensjahren dann eine immer stabilere Stifthaltung, Kinder beginnen im Pfötchengriff dynamisch zu kritzeln und schlagen den Stift mit Wucht auf das Papier. Mit zwei, drei Jahren wird die Stiftführung sicherer und es entstehen Spiralen – den Kindern sollten jetzt verschiedene Malwerkzeuge wie Wachsmalblöcke, dreieckige Wachsmalstifte und dicke Buntstifte angeboten werden. Lässt sich bei Kindern die deutliche Tendenz zur Linkshändigkeit erkennen, sollte bereits zu diesem Zeitpunkt eine Malunterlage benutzt und die gekippte Blatthaltung geübt werden. Linkshändige Kinder sollten frühzeitig und konsequent auf eine Stifthaltung hingewiesen werden, mit der das Gemalte nicht überwischt wird – umso leichter wird ihnen später das Erlernen des Schreibens gemacht. Für das Erlernen der Schrift ist wichtig, dass Kinder die Hand unter der Zeile führen, Unterarm und Handrücken eine flachen Winkel (keinen Haken) bilden, die Handkante und der Unterarm bequem aufliegen. Kleiner Trick: Eine Murmel, die mit dem linken Ringfinger und dem kleinen Finger umschlossen wird, gibt der Hand Halt. Die rechte Hand liegt am rechten Blattrand und nicht auf dem Papier, so wird das „um die Hand herum schreiben“ verhindert.
Linkshänder sind beim Erlernen des Schreibens grundsätzlich weder langsamer noch weniger geschickt, das haben Studien bewiesen. Sie verwenden in Umstellungsphasen (z.B. auf einen Füller) aber mehr Druck, da sie das Schreibgerät mehr schieben, während Rechtshänder mehr ziehen. Je größer der Schreibdruck, desto eher kommt es auch zur verkrampften Hand- und Schreibhaltung bei Linkshändern. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, rechtzeitig auf die richtige Schreibhaltung zu achten.