Das mach ich doch mit rechts

Datum: Montag, 30. Januar 2012 10:03


Mit links gewinnen
Kinder lieben das Spielen! Dabei sollten Eltern darauf achten, das Spielzeug die Bedürfnisse sowohl rechts- als auch linkshändiger Kinder berücksichtigt. Kurbeln, Türen und Griffe sollten von beiden Seiten zu erreichen und funktionsfähig sein. Bei Spielkarten wie z.B. UNO, in denen die Zeichen in den Ecken nicht symmetrisch (also in beiden oberen Ecken) angebracht sind, können linkshändige Kinder die Karten im Fächer schlechter erkennen, haben so weniger Chancen und verlieren unter Umständen die Lust am Spiel. Selbst beim Betrachten von Kinderbüchern ist zu beachten, dass linkshändige Kinder oft die umgekehrte visuelle Verarbeitungsrichtung bevorzugen. Bei den üblichen, von links nach rechts aufgebauten Bildgeschichten, erschließt sich ihnen nicht sofort der Sinn und sie haben häufig keine Freude an diesen Büchern. Bei Büchern mit Drehvorrichtungen und Klappen oder anderen Elementen sollte auch darauf geachtet werden, dass diese für Linkshänder gut zu erreichen sind.

Händigkeit erkennen und testen
Es gibt weder einen Schnelltest noch eine bestimmte Tätigkeit, um im Zweifelsfall die Händigkeit sicher zu bestimmen. Bei richtig ausgeprägter Händigkeit dient die dominante Hand als Führungshand und die nicht dominante Hand als Halte- oder Hilfshand. Zwar sind Beobachtungen bei Kindern schon sehr früh an spontanen, nicht von der Erziehung beeinflussten Tätigkeiten wie dem Greifen nach Gegenständen möglich, aber schon mit dem Kindergarten wirken sich Einflüsse der Umwelt (z.B. andere Kinder) und der Erziehung aus. Deshalb ist es umso wichtiger für Eltern, früh wahrgenommene Tendenzen zu berücksichtigen und insbesondere für Eltern von Kindern mit Tendenz zum Gebrauch der linken Hand, diesen Impuls des Kindes auch zuzulassen.

 

Besonders aussagekräftig sind dabei Tätigkeiten, die nur mit einer Hand durchgeführt werden und möglichst wenig von erzieherischen Maßnahmen beeinflusst wurden wie:
• Blumen gießen (kleine Kanne)
• Zähne putzen
• kreiseln
• würfeln
• Streichhölzer zählen
• Perlen aus einem Gefäß holen
• Streichhölzer zurück in die Schachtel legen

Während sich bei den meisten Kindern im Alter bis 4 Jahren ein bevorzugter Handgebrauch stabilisiert, wechseln manche Kinder bis ins Vorschulalter den Handgebrauch. Gerade bei diesen ist eine professionelle Abklärung der Händigkeit anzuraten. Hier gibt es verschiedene Tests, die zum Teil auch von Pädagogen durchgeführt werden – aber meist viele aktuelle Erkenntnisse und individuelle Lebensumstände des Kindes unberücksichtigt lassen. Fürsorgliche Eltern sollten beachten, dass eine solch grundlegende Entscheidung für die Zukunft des Kindes auch einem absoluten Experten überlassen werden sollte. Zu empfehlen ist hier der Test nach einem ganzheitlichen Ansatz zur Händigkeitsbestimmung, der neben Tätigkeitsbeobachtungen und üblichen Tests auch das Modell- und Nachahmungsverhalten, evtl. Krankheiten und den Entwicklungsstand des Kindes sowie familiäre Bedingungen berücksichtigt (siehe auch Ratgeber Seite 42).
Eine Übersicht geschulter Linkshänder-Berater/innen ist zudem unter www.linkshaender-beratung.de/linkshaender-berater/ zu finden.

Fazit
Es ist erstaunlich, dass in unserer aufgeklärten Mediengesellschaft dem Thema Händigkeit kaum Beachtung geschenkt wird. Mit dem Wissen, dass sicher fast jeder Vierte und evtl. fast jeder zweite von Geburt aus durch eine Dominanz in der rechten Gehirnhälfte und somit in der linken Hand geprägt ist, scheint das noch unverständlicher. Umso mehr, wenn man auch um die Folgen einer falschen Erziehung der Händigkeit und den damit verbundenen, massiven Eingriff ins menschliche Gehirn weiß. Dieses Thema geht wirklich alle Eltern an, es besitzt auch große Bedeutung für Eltern rechtshändiger Kinder. Zum einen können sie die richtige Erziehung der Händigkeit ihrer Kinder hinterfragen, vor allem können sie aber beim richtigen Umgang mit dem Thema im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis sowie im Kindergarten und der Schule und damit zur weiteren Liberalisierung der Händigkeit in unserer Gesellschaft beitragen. Eltern linkshändiger Kinder hingegen sollten sich beständig hinterfragen, ob sie für ihre Kinder wirklich alles tun (und wissen), um ihnen einen sorglosen Start ins Leben zu ermöglichen. Denn der ist mit heute verfügbaren Informationen und der notwendigen elterlichen Fürsorge auf jeden Fall möglich!
 

Hinweis für Eltern und Pädagogen
Dieser Artikel entstand mit Hilfe vieler Informationen aus dem Ratgeber „Linke Hand – Rechte Hand: Ein Ratgeber zur Händigkeit“ (siehe Literaturhinweise) und Recherchen auf der Seite der ersten deutschen Linkshänder-Beratung (www.linksheander-beratung.de). Wer an weiteren Informationen zu diesem Thema interessiert ist, dem sei der Kauf dieses Ratgebers sowie eine Recherche auf der Internetseite der Linkshänder-Beratung empfohlen.

www.linkshaender-beratung.de