Wie sag ich‘s meinem Kind?
Auch Kinder merken früher oder später, wenn Opa komisch wird, wenn er das Telefon in den Kühlschrank legt und im Bademantel einkaufen geht. Kindern ab etwa drei Jahren können und sollten Sie erklären, dass Opa krank ist. Machen Sie deutlich, dass die Krankheit – anders als eine Erkältung oder ein Beinbruch – nicht heilbar ist. Je jünger das Kind ist, desto einfacher sollte die Erklärung sein. Das Bild vom „Honig im Kopf“ ist ein schönes Beispiel für eine solch einfache Erklärung. Kinder haben durch ihr natürliches, unbefangenes Verhalten unter Umständen ohnehin einen besseren Zugang zum vergesslichen Opa. Dennoch ist es wichtig, dass sie wissen, warum Opa sich so verhält und wie sie darauf reagieren sollten. Die eben genannten Hinweise sollten auch Kinder beherzigen. Suchen Sie im Laufe der Zeit immer wieder das Gespräch mit Ihren Kindern und beantworten Sie deren Fragen. Wenn Oma oder Opa plötzlich aggressiv reagiert, auch gegenüber dem Kind, erklären Sie dieses Verhalten. Wichtig ist, dass die Kinder nicht die Schuld bei sich suchen, sondern dass die Krankheit dafür verantwortlich ist. Versichern sie den Kindern: Opa bleibt Opa, auch wenn er krank und anders ist als früher.
Weitere Regeln, die man Kindern vermitteln kann:
• In kurzen Sätzen reden und beim Gespräch in die Augen schauen.
• Die Hand halten.
• Geduld haben und respektvoll sein.
• Streit vermeiden.
Solange es noch geht, sollten die Kinder trotz der Krankheit weiter mit den Großeltern Zeit verbringen und schöne Sachen machen. Je nach Alter des Kindes und Schwere der Erkrankung sollte ein Erwachsener dabei sein. Ältere Kinder können schöne Erlebnisse mit den Großeltern aufschreiben oder als Video festhalten – als Erinnerung für später. Für gemeinsame Aktivitäten eignen sich in der Anfangsphase gemeinsame Spaziergänge, Besuche im Zoo, auf dem Spielplatz oder ein Picknick im Park, gemeinsam einen Kuchen backen. Einfache Brettspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“, Kartenspiele oder Memory sind anfangs noch möglich. Wählen Sie Spiele aus, die der Erkrankte schon früher gern gespielt hat. Ideen für gemeinsame Aktivitäten finden sich in der Familienbiographie. Hat Opa gern gewerkelt, dann kann er das noch immer mit Unterstützung der Enkel machen. Wenn Oma ihren Garten gehegt und gepflegt hat, dann freut sie sich bestimmt, wenn sie mit den Kindern Unkraut jäten oder Brombeeren ernten darf.
Wenn solche gemeinsamen Aktivitäten nicht mehr möglich sind, können sich die Kinder Fotoalben von früher ansehen, nach Anekdoten aus der Vergangenheit fragen, CDs vorspielen mit Omas Lieblingsmusik. Vielleicht hat Opa früher den Enkeln Bücher vorgelesen. Wenn die Kinder alt genug sind, kann man die Rollen jetzt tauschen und die Kinder lesen den Großeltern kurze Geschichten vor. Was hat Opa früher gern gegessen? Vielleicht kann das Kind Opas Lieblingsessen mit ihm oder für ihn kochen.
Wenn die Kinder das Verhalten von Oma oder Opa merkwürdig finden und sich zurückziehen, sollten Sie auch das akzeptieren, ihnen aber immer wieder das Gespräch anbieten und versuchen, dennoch gelegentlich schöne Großeltern-Enkel-Stunden zu ermöglichen, dann aber vielleicht nur in Ihrer Anwesenheit.
Es gibt Internetportale, die sich speziell an Kinder bzw. Jugendliche richten und altersgerecht über die Krankheit aufklären, wir stellen drei vor:
www.alzheimerandyou.de: Die Informationsseite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft richtet sich an Jugendliche, sie informiert altersgerecht über die Krankheit und gibt Tipps für den Alltag mit Demenzkranken.
www.afi-kids.de: Die Seite der Alzheimer Forschung Initiative erklärt im Comic-Stil für jüngere Kinder von ca. 5 bis 10 Jahren und ihre Eltern, wie das Gehirn funktioniert, wie Neues gelernt wird und was bei der Alzheimer-Krankheit passiert. Die bunt gestalteten Inhalte regen zum Gespräch an und bieten Kindern eine Möglichkeit, die Alzheimer-Krankheit verstehen zu lernen. Auch bieten die Seiten Ideen, die eigenen Erfahrungen kreativ auszudrücken.
www.was-hat-oma.de: Dieses Online-Lernspiel, welches Dresdner Studenten gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft entwickelt haben, erklärt das Krankheitsbild Demenz kindergerecht auf spielerische Art und Weise.
Pflege, Rechtliches und Finanzielles
Spätestens wenn die eigenen Eltern so krank werden, dass sie ihren Alltag nicht mehr selbst bewältigen können, sollten sich die Kinder Gedanken machen, wie es weiter geht. Im Idealfall hat man Fragen zur Patientenverfügung und Vollmacht schon innerhalb der Familie geklärt, bevor es ernst wird. Mit einem dementen Menschen lassen sich Fragen nach lebensverlängernden Maßnahmen nicht mehr besprechen. Wurde nicht schon vorher darüber gesprochen oder liegen keine schriftlichen Erklärungen vor, ist es an den Kindern zu entscheiden: Was hätte Mama oder Papa gewollt?
Welche rechtlichen und finanziellen Aspekte von Vorsorgenvollmacht bis Patientenverfügung und von Pflegeantrag bis Pflegeheim zu beachten sind, haben wir im Frühjahr ausführlich in der lausebande beschrieben: März & April 2018. Sie finden die Beiträge auf www.lausebande.de im Bereich Ratgeber unter „Eltern pflegen Eltern“.
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