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Datum: Dienstag, 03. Dezember 2019 15:42

Kinder im Elternbett: ja oder nein?

Kaum eine Frage spaltet Eltern so wie die nach dem Familienbett. Darf der Nachwuchs bei Mama und Papa mit im Bett schlafen oder sollte er sein eigenes Bett im Kinderzimmer haben? Für das erste Lebensjahr sind sich die Fachleute noch einig: Allein um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen, sollten Säuglinge im eigenen Bettchen neben dem Elternbett schlafen.

Doch dann endet die Einigkeit auch schon. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht. Jede Familie muss die Lösung finden, die für sie optimal ist – am besten unbeeinflusst von gut gemeinten Ratschlägen von Schwiegereltern, Freunden oder Nachbarn. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.

Pro Familienbett
Kinder brauchen Nähe und Geborgenheit und zwar schon ab dem ersten Lebenstag. Dürfen sie nachts nah bei Mama und Papa schlafen, bekommen sie diese nicht nur tagsüber. Gerade unruhige, nähebedürftige Kinder kommen im oder am Elternbett abends vielleicht schneller in den Schlaf und finden nachts leichter wieder zur Ruhe. Und natürlich genießen auch die meisten Eltern das Kuscheln mit ihren Kindern, zumal ihnen klar ist, dass die Zeit, in der die Kinder gern mit Mama und Papa kuscheln, irgendwann vorbei ist. Kinder, die nachts oft wach werden und die Nähe der Eltern suchen, bekommen diese ohne viel Aufwand im Familienbett. Und jedes übermüdete Elternteil wird dankbar sein, wenn es nachts nicht ins Kinderzimmer gehen muss, sondern nur kurz dem Kind über den Kopf streichen muss. Solange es für beide (!) Eltern und für die Kinder okay ist, wenn sich alle ein Bett teilen, spricht wirklich nichts dagegen. Dann kann man Warnungen, man würde die Kinder verwöhnen und verweichlichen getrost in den Wind schlagen. Entscheidend ist ausschließlich, dass sich alle mit dieser Lösung wohlfühlen. Wer sich für das Modell Familienbett entscheidet, sollte ein ausreichend großes Bett kaufen, in dem wirklich alle Familienmitglieder bequem Platz haben. Dafür hat man in den ersten Jahren im Kinderzimmer mehr Platz zum Spielen. Denn dort kann man sich das Kinderbett dann sparen.

Kontra Familienbett
Wer den Absatz eben gelesen hat und dabei dachte: Um Gottes Willen, mein Bett ist mein Reich, der sollte vom Familienbett Abstand nehmen. Und das ist im Grunde auch schon das einzige Argument gegen das gemeinsame Schlafen im Elternbett. Wenn Eltern ihr Bett für sich haben wollen, weil sie dann mehr Zeit für Zweisamkeit haben oder einfach ruhiger schlafen, dann ist das völlig legitim. Und dann sollten sie das auch konsequent so umsetzen. Dass Eltern ohne Kinder ruhiger schlafen, darauf deutet eine 2007 veröffentlichte Studie hin. Demnach schlafen vor allem jene Frauen schlecht, die ihr Bett mit ihren Kindern oder Haustieren teilen. Erwachsene und insbesondere junge Mütter haben ohnehin einen weniger festen Schlaf als Kinder. Sie werden also schneller wach, wenn das Kind im Bett mal hüstelt oder unruhig ist. Passiert das Ganze dagegen im Kinderzimmer, würden sie es vermutlich gar nicht mitbekommen und einfach weiterschlafen.

Natürlich gibt es auch Kompromisslösungen, wenn zum Beispiel Papa das Bett lieber für sich hat, Mama aber nichts gegen nächtliche Besuche hat: Das Kind schläft abends in seinem Bett ein, darf aber nachts ins Elternbett, wenn es Kummer hat. Oder der Mittagsschlaf wird gemeinsam im Familienbett gemacht, dafür schläft nachts jeder in seinem Bett. Oder aber, nachts bleibt jeder in seinem Bett und morgens nach dem Aufwachen kuscheln alle noch gemeinsam im großen Bett.

Mittagsschlaf

Eine weitere Frage, die fast alle Eltern früher oder später umtreibt: Braucht unser Kind noch den Mittagsschlaf? Während Säuglinge in den ersten Lebenswochen bis zu vier Tagesschläfchen halten, verlegen sie den Großteil des Schlafes im ersten Lebensjahr auf die Nacht. Die Tagesschläfchen werden weniger und kürzer, bis in der Regel um den ersten Geburtstag nur noch der Mittagsschlaf übrig bleibt. Wie lange der dauert und wie lange ihn das Kind beibehält, ist wiederum sehr individuell. Nach einer 2003 veröffentlichten Studie des Schweizer Kinderarztes und Buchautors Remo H. Largo macht im Alter von drei Jahren die Hälfte der Kinder Mittagsschlaf – die andere Hälfte nicht mehr. Bei den Vierjährigen schlafen zehn Prozent der Kinder noch regelmäßig, weitere 25 Prozent zumindest gelegentlich. Im Alter ab fünf Jahren macht kaum noch ein Kind Mittagsschlaf. Je älter die Kinder werden, desto wichtiger ist es, dass zwischen Mittagsschlaf und Nachtschlaf ausreichend Zeit liegt, empfohlen werden mindesten vier Stunden. Sonst kommen die Kleinen abends schwer zur Ruhe.

Manche Kinder machen den Eltern relativ früh und relativ deutlich klar, wenn sie keinen Mittagsschlaf mehr machen wollen. Ob sie ihn noch brauchen, merken Eltern daran, ob sie abends sehr quengelig sind oder den Nachmittag auch ohne Nickerchen gut überstehen.

Wenn Kinder wiederum abends spät einschlafen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass es Zeit ist den Mittagsschlaf abzukürzen oder ganz abzuschaffen. Hier kann ein Test am Wochenende hilfreich sein. Ist dann tatsächlich der Abschied vom Mittagsschlaf gekommen, sollte das Kind abends eher ins Bett gehen, damit es insgesamt auf ausreichend Schlaf kommt. Wo und wie Kinder Mittagsschlaf machen, ist ebenfalls sehr individuell: auf dem Sofa in der Stube, im eigenen Bett oder im Elternbett, allein oder mit Mama. Alles, womit die Familie gut klarkommt, ist legitim.

Zum Problem wird der Mittagsschlaf meist dann, wenn das Kind älter wird, ihn eigentlich längst nicht mehr braucht, in der Kita aber noch schlafen muss. Dann kann es sein, dass die Eltern abends bis 22 Uhr noch ein munteres Kind zu Hause haben und morgens kommt das Kind dann nicht aus dem Bett. Hier empfehlen wir ein Gespräch mit den Erziehern bzw. der Kita-Leitung. Eventuell gibt es bereits eine Wachgruppe in der Einrichtung oder eine solche könnte etabliert werden. Alternativ können Sie darum bitten, dass Ihr Kind während der Mittagsruhe leise ein Buch ansehen darf.

Kleiner Trost, für jene Eltern, die den Mittagsschlag gern nutzen, um sich selbst mit hinzulegen oder in der Zeit andere Dinge zu erledigen: Wenn der Mittagsschlaf wegfällt, lassen sich die Tage ganz anders planen und für Tagesausflüge muss kein Nickerchen mehr organisiert werden. Außerdem schlafen die lieben Kleinen dann abends eher ein und man hat eher Zeit für sich. Zudem kann man mit dem Kind Mittagsruhe statt Mittagsschlaf vereinbaren: In der Zeit, in der es bisher geschlafen hat, geht es eigenständig einer leisen ruhigen Beschäftigung wie Bücher anschauen oder Hörbuch hören nach.