Nachhaltiger Schuhkauf
Wer sich etwas intensiver mit der Herstellung von Schuhen beschäftigt, der will danach unter Umständen am liebsten nur noch barfuß laufen. Denn die Produktionsbedingungen für die meisten Schuhe sind katastrophal: für die Umwelt, für die Menschen in den Herstellerländern und am Ende auch für uns Kunden. Ein Großteil der Schuhe in deutschen Schuhläden wird in asiatischen Ländern unter problematischen Arbeitsbedingungen gefertigt. Die Arbeiter erhalten wenig Lohn und sind Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Beim klassischen Gerben von Leder werden gesundheitsgefährdende Chemikalien wie Chrom eingesetzt. Das schadet Wasser, Boden und Luft am Produktionsort, den Menschen in den Fabriken, kann aber auch bei den späteren Trägern der Schuhe gesundheitliche Probleme hervorrufen. Ist der Schuh stark mit Chrom belastet, helfen nicht mal Socken, da die Chemikalien über Schweiß in den Körper übergehen und dort eine lebenslange Kontaktallergie mit Hautreizungen auslösen kann. Zur ohnehin schlechten Bilanz kommen die langen Transportwege der Schuhe.
Gibt es dazu eine Alternative außer Barfußlaufen? Ja, auch wenn der Markt für nachhaltige Produktion noch in den Kinderschuhen steckt, so gibt es doch immer mehr Anbieter. Die findet man allerdings vorrangig in gut sortierten Fachgeschäften oder im Internet. Diese Hersteller achten auf faire Arbeitsbedingungen, kurze Transportwege und nachhaltige Materialien. Die Schuhe werden von Hand in Europa hergestellt. Als Material dient Bio-Baumwolle, Naturkautschuk, pflanzlich gegerbtes Leder oder Recycling-Kunstleder. Fragen Sie danach! Leider gibt es bisher kein Siegel für nachhaltige Schuhe, welches Kunden die Auswahl erleichtern würde. Aber es gibt mehrere Siegel, die unterschiedliche Aspekte berücksichtigen und zumindest als Orientierung dienen.
Überblick über Siegel für nachhaltigen Schuhkauf
ECARF-Siegel: Das von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung vergebene Siegel kennzeichnet Allergiker freundliche Schuhe, die pflanzlich gegerbt sind.
IVN Naturleder: Das vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft IVN vergebene Siegel stellt hohe Anforderungen an einen sozialen, ökologischen und gesunden Herstellungsprozess von Lederwaren.
Blauer Engel Leder: Das vom Bundesumweltministerium vergebene Siegel kennzeichnet Lederprodukte, bei deren Herstellung auf gesundheitsgefährdende Chemikalien verzichtet und auf die Einhaltung hoher Umweltstandards geachtet wird. Es gibt auch einen Blauen Engel für Schuhe, der allerdings bisher noch nicht von den Herstellern genutzt wird.
Fair Trade Siegel: Dieses steht für die Verwendung von fair angebauten und gehandelten Rohstoffen.
GOTS: Das Siegel zertifiziert die gesamte Produktionskette von Textilien und achtet auf die Einhaltung hoher sozialer und ökologischer Standards. Ein Schwerpunkt ist der Einsatz von Chemikalien während der Herstellung.
Öko-Tex Made in Green: Das Siegel legt Wert auf eine umweltschonende und soziale Produktion, erlaubt aber den eingeschränkten Einsatz von Chemikalien.
Ist das Schuhpaar mit einem oder mehreren dieser Siegel zertifiziert, ist das ein guter Anhaltspunkt für Nachhaltigkeit in der Herstellung. Übrigens bietet der reine Hinweis „chromfrei gegerbt“ keine Garantie, wie eine Untersuchung von Stiftung Warentest zeigte. Selbst in solchen Kinderschuhen fanden die Tester den gesundheitsgefährdenden Stoff.
Der passende Schuh für jeden Anlass
Krabbelschuhe: Meist ein Schuh aus reinem Leder, bei dem die Sohle ebenso weich ist wie der restliche Schuh. Darauf können Sie guten Gewissens verzichten. Denn Kinder, die nur krabbeln, brauchen keine Schuhe. Zudem fielen fast alle getesteten Krabbelschuhe bei Ökotest aufgrund giftiger Inhaltsstoffe durch.
Lauflernschuhe: Wenn der Nachwuchs bereit ist für die ersten Schritte draußen, dann sind tatsächlich spezielle Lauflernschuhe eine gute Option. Denn sie sind sehr weich und flexibel – wie Babys Fuß. Vorn an den Zehen ist die weiche Sohle verstärkt, da Babys und Kleinkinder noch häufig ins Krabbeln wechseln oder sich auf die Zehenspitzen stellen. Allerdings tut es am Anfang auch ein guter Kinderschuh, selbst wenn dieser nicht explizit als Lauflernschuh deklariert ist. Entscheidend ist eine weiche Sohle. Die erkennt man daran, dass sie sich leicht mit zwei Fingern verbiegen lässt. Denn dann kann auch der Fuß gut abrollen.
Hausschuhe: Experten raten von festen Hausschuhen mit fester Sohle ab. Kinder sollten so oft wie möglich barfuß oder nur in Socken laufen – und das geht zu Hause nun mal am besten. Wer rutschige Böden oder im Winter sehr kalte Böden hat, kann seinen Kindern dickere Anti-Rutsch bzw. ABS-Socken mit Noppen kaufen. Manche Kitas bestehen auf feste Hausschuhe. Da sollte man dann wie bei jedem Schuh darauf achten, dass er gut passt und die Sohle weich ist.
Turnschuhe: Gebraucht werden sie, wenn das Kind einem Hobby im Sportverein nachgeht oder spätestens für den Sportunterricht in der Schule. Meist benötigen die Kids zwei Paar Schuhe: eins für drinnen, eins für draußen. Ältere Kinder finden Sneakers zudem cool und ziehen sie klassischen Halbschuhen vor. Marken wie adidas oder Nike bieten ihre Sneakers auch in Kindergrößen an. Bei Sportschuhen ist das regelmäßige Lüften besonders wichtig. Also die Schuhe übers Wochenende oder über Nacht mal aus der Sporttasche holen.
Halbschuhe: Sie sind die klassischen Schuhe für unterwegs, die je nach Witterung fast das ganze Jahr über getragen werden können. Am besten sind sie relativ robust und nicht zu hell, da gerade jüngere Kinder viel draußen spielen, laufen, klettern und die Schuhe entsprechend in Mitleidenschaft gezogen werden.
Stiefel: Für den Winter sind sie unerlässlich. Sie schützen die Füße vor Kälte und Schnee. Daher sollten sie gefüttert und wasserdicht sein, damit die Kinderfüße auch bei Schnee warm und trocken bleiben. Gerade bei Winterstiefeln ist es wichtig, auf eine weiche und flexible Sohle zu achten. Für besonders warme Füße kann man eine zusätzliche Wollsohle in den Schuh legen.
Gummistiefel: Spätestens die Kita fordert sie ein. Fast alle Kindergärten wollen, dass ihre Kinder draußen uneingeschränkt toben können, auch im Matsch und bei Regen. Damit dann die normalen Schuhe geschont werden, dienen die Gummistiefel als Alternative. Sie sind leicht zu reinigen. Im Winter sollten sie gefüttert sein. Es gibt auch Modelle mit herausnehmbarem Futter. Da allerdings haben manche Kinder Probleme beim An- und Ausziehen, wenn das Futter nicht gut befestigt ist. Auch fürs Pfützenspringen oder eine Wattwanderung mit der Familie sind Gummistiefel eine gute Hilfe. Außerdem gibt es sie in vielen bunten Farben und Designs, da findet jedes Kind sein Wunschmodell.
Sandalen: Für den Sommer sind sie unerlässlich. Da die meisten Kinderfüße relativ stark schwitzen, brauchen die Kinder für die heiße Jahreszeit relativ offene Schuhe. Ob man sich für ein vorn offenes oder geschütztes Modell entscheidet, ist v.a. Geschmackssache. Sandalen, die vorn über die Zehen reichen, schützen diese besser bei Stürzen oder vor versehentlichen Fußtritten und bieten einen besseren Halt, das ist gerade für Kleinkinder wichtig. Dafür können die Füße hier schneller schwitzen. Bei Sandalen ist es besonders wichtig, auf das verarbeitete Material zu achten. Denn im Sommer schlüpfen die Kleinen oft barfuß in die Schuhe. Viele Kinderschuhe sind mit giftigen Stoffen belastet. Entweder man kann das für sein Modell ausschließen oder man lässt die Kinder Söckchen anziehen.
Badelatschen: Sie sind super-praktisch für den Besuch im Schwimmbad oder Freibad, weil sie nach dem Baden schnell trocknen und weil die Kleinen darin nicht ausrutschen. Es gibt sie in verschiedenen Varianten: Flip-Flops, Latschen, Clogs. Doch sie alle haben auch einen Nachteil: Fast alle Modelle enthalten Schadstoffe. Und da sie meist direkt auf der nackten Haut getragen werden, sollten Eltern sich am besten vorab über schadstofffreie bzw. -arme Modelle informieren, z.B. bei Ökotest. Auch die Nase ist ein guter Einkaufsratgeber. Riechen die Latschen stark nach Chemie, sollte man lieber die Finger davon lassen. Flip-Flops sehen zwar schick aus, sind für Kinder aber eher ungeeignet, weil der Fuß darin nur schlecht Halt findet.
Clogs: Viele Kinder lieben sie, weil sie cool aussehen und man schnell rein- und wieder rausschlüpfen kann. Doch Experten raten vom Kauf dieser Schuhe für Kinder ab. Das hat zwei Gründe. Sie geben dem Fuß schlechten Halt und begünstigen so unnatürliches Laufen und Fehlstellungen. Zudem sind viele Modelle mit Schadstoffen belastet. Die Originale vom Hersteller Crocs schnitten zwar beim letzten Test besser ab als der Durchschnitt, bekamen aber auch nur ein „befriedigend“.
Wanderschuhe: Sie lohnen sich, wenn Familien viel wandern und draußen unterwegs sind, denn sie geben besseren Halt und sind robuster als Halbschuhe oder Sneakers. Sie können auch für Klassenfahrten und Wandertage an der Schule sinnvoll sein. Wer nur gelegentlich zum Gipfelstürmer wird, kann sich das Geld aber sparen.
Blinker-Schuhe: Sie gibt es mittlerweile in fast allen Modellen: als Halbschuhe ebenso wie als Gummistiefel oder Winterstiefel. Kinder lieben sie. In der dunklen Jahreszeit können sie durchaus sinnvoll sein, weil das Kind dann im Straßenverkehr besser zu erkennen ist. Wichtig: Blinker-Schuhe müssen als Elektro-Schrott entsorgt werden.
Schicke Schuhe: Da Kinderschuhe viel aushalten müssen und dann schnell abgetragen aussehen, lohnt es sich, ein Paar Schuhe für besondere Anlässe vorzuhalten. Das können Familienfeiern, Auftritte mit der Schule oder formelle Termine wie Arztbesuche und später Bewerbungsgespräche sein. Die werden wirklich nur dann getragen, um sie zu schonen.
Gebrauchte Kinderschuhe – ja oder nein?
Kaum eine Frage ist unter Eltern und Fachleuten so umstritten wie die der Weitergabe von Schuhen. Während es fast schon Usus ist, Kinderkleidung an jüngere Geschwister oder auf dem Flohmarkt weiterzugeben, sind bei Schuhen viele skeptisch. Diejenigen, die vom Tragen gebrauchter Schuhe abraten, verweisen auf die möglichen Schäden für den kindlichen Fuß. Da jedes Kind seinen individuellen Fußabdruck im Schuh hinterlässt, passt dieser nicht für andere Kinder. Daher empfehlen wir: Geben Sie Ihrem Kind keine gebrauchten Schuhe, wenn diese bereits stark abgelaufen oder die Sohle einseitig abgenutzt ist. Wurden die Schuhe dagegen kaum getragen und sind noch gut erhalten, spricht nichts gegen gebrauchte Schuhe. Meistens ist das bei sehr kleinen Schuhen, Turnschuhen oder Gummistiefeln der Fall. Wenn Sie dann noch eine neue Sohle reinlegen, sind sie fast wie neu. Second-Hand-Schuhe haben zwei große Vorteile: Sie sind nachhaltiger und schonen den Geldbeutel, der durch den Schuhkauf ohnehin arg strapaziert wird.