Einblick in die BigBattery der LEAG – Europas derzeit größter Batteriespeicher (Foto: Andreas Franke)
Industriestandort
Lange war die Sorge groß, dass mit dem Braunkohleaus tausende Industriearbeitsplätze verloren gehen ohne adäquaten Ersatz. Nun kristallisiert sich heraus, dass namhafte Industrieunternehmen erweitern werden und sich neu ansiedeln. Der BASF-Standort Schwarzheide konnte sich im globalen Standortwettbewerb um die Herstellung von Materialien für Batteriezellen durchsetzen. Hier werden 500 Millionen Euro investiert, bis zu 200 Arbeitsplätze entstehen. Mit dem Testzentrum für autonomes Fahren der Dekra auf dem Lausitzring und der Erweiterung der Daimler-Tochter Accumotive in Kamenz kommen wichtige Bausteine zur Mobilität der Zukunft aus der Lausitz. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Bahnindustrie liegen. Hier stehen gleich zwei Großprojekte in den Startlöchern: Der Umbau des Cottbuser Bahnwerks zur ICE-Wartung und der Bau einer Teststrecke und eines Testzentrums für Eisenbahntechnik in Niesky. An beiden Standorten ist von insgesamt gut 2.200 neuen, hochwertigen Industriearbeitsplätzen die Rede. Mit den jüngsten Erweiterungen und Ansiedlungen wie dem Bau der zweiten Papierfabrik von Hamburger Rieger stößt der Industriepark Schwarze Pumpe langsam an seine Grenzen.
Auch die LEAG selbst, derzeit größter Arbeitgeber der Region, begleitet den Wandel. Das Unternehmen will der Region auch nach der Kohle die Treue halten und hier weiter im Bereich Energie tätig sein, betonte der Vorstandsvorsitzende Helmar Rendez, nachdem die Bundesregierung Anfang des Jahres den Kohle-Ausstieg festgezurrt hatte: „Wir arbeiten hart daran, die LEAG über die Braunkohle hinaus mit neuen Geschäftsfeldern auf solide Füße zu stellen, um so möglichst vielen unserer Mitarbeiter eine attraktive und gesicherte berufliche Perspektive bieten zu können.“ Schon jetzt forciert sie Projekte zur stärkeren Nutzung von Wasserstoff und Batteriespeichern, baut ihre Kompetenzen im Bereich Eisenbahn und Wertstoffverwertung aus. Die LEAG wird also auch weiter ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb für die Region bleiben, wenngleich in neuen Zukunftsfeldern.
Behördenstandort
Teil des Strukturpakets ist ebenso die Ansiedlung von Behörden. Angekündigt sind 5.000 Arbeitsplätze für die Kohlereviere, davon könnten etwa 2.000 in die Lausitz gehen. Bereits im vergangenen Jahr wurde das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien in Cottbus eröffnet. Im Mai hat das Bundeswirtschaftsministerium in Weißwasser die neue Außenstelle des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingeweiht, bis Jahresende entstehen hier 100 Jobs. Der Cottbuser Standort der Knappschaft Bahn-See übernimmt ab 2021 die Verwaltung von EU-Strukturfonds, hier sind 400 neue Arbeitsplätze angekündigt. Angekündigt ist zudem eine Außenstelle des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Infrastruktur
Wir haben weiter oben bereits aufgelistet, welche Infrastrukturvorhaben der Bund in den nächsten Jahren umsetzen will. Die Lausitz wird so noch besser an die Metropolen Berlin, Dresden und Leipzig angebunden. Das könnte sie auch reizvoller für jene Menschen machen, die dort arbeiten, aber lieber abseits der Großstadthektik leben wollen. Auf der Bahnstrecke Richtung Berlin kommt endlich das langersehnte zweite Gleis. Künftig soll sogar ein ICE (!) die Lausitz erschließen, Berlin-Cottbus-Görlitz-Breslau sollen die Stationen sein. Die Region wird zudem an Polen und Tschechien angebunden. Das bringt sowohl für Touristen als auch Pendler mehr Komfort. Für die in der Lausitz ohnehin sehr starke Logistik-Branche bringt der Ausbau der großen Verkehrsadern weitere Vorteile. Die Lausitz baut so ihre Rolle als Drehkreuz zwischen Ost- und Westeuropa aus.
Kultur & Freizeit
Ein großer Teil der Strukturmittel fließt zudem in die Bereiche Kultur, Freizeit und Tourismus. Das Lausitzer Seenland ist das sichtbarste und aktuell wichtigste Projekt im Bereich Tourismus. Ein neues Leuchtturm-Projekt für den Kulturbereich wird das Lausitz-Festival. 2019 erstmals gestartet, soll es in den kommenden Jahren überregionale Ausstrahlung entwickeln und ähnlich wie die Ruhr-Triennale Kulturinteressierte aus ganz Deutschland in die Lausitz locken. Ganz wichtig für Familien: Über verschiedene Fördertöpfe können Vereine, Kitas, Schulen, Kommunen und Privatinitiativen ebenfalls Mittel für Projekte beantragen. So wurden über den Sächsischen Mitmachfonds beispielsweise MINT-Programme an Schulen, Spielplätze in Dörfern, ein Fahrradpark für Kinder, mobile Bienenwiesen oder Jugendweihen gefördert. Hier kann sich jeder selbst mit seiner Idee einbringen und diese umsetzen.