Auf zu neuen Ufern!

Datum: Mittwoch, 26. August 2020 13:55

Neue Perspektiven entstehen

Dieser erste Überblick über die großen Leuchttürme der Strukturentwicklung macht klar: Hier tut sich etwas. In vielen Branchen entstehen spannende neue Perspektiven – für Schulabgänger und Hochschulabsolventen ebenso wie für Berufserfahrene. Mit der Tesla-Gigafactory in Grünheide und dem Flughafen BER im Süden Berlins, der wohl Ende Oktober endlich eröffnet wird, entstehen nochmals schätzungsweise 50.000 Arbeitsplätze, von denen durch die räumliche Nähe und die künftig bessere Verkehrsanbindung auch wir Lausitzer profitieren werden. Auch hier wird mit der Ansiedlung von Zulieferunternehmen in der Lausitz gerechnet.

In vielen Zukunftsfeldern hat sich die Lausitz gut aufgestellt und will bundesweit Spitzenpositionen einnehmen. Beim Thema Wasserstoff, dem Politik und Wissenschaftler eine zentrale Rolle für eine funktionierende Energiewende zutrauen, ist die Lausitz eine von bundesweit wenigen Vorreiterregionen. In Schwarze Pumpe soll ein Referenzkraftwerk mit Modellcharakter entstehen. Mit den angekündigten Bahn-Projekten in Niesky und Cottbus und dem bereits vorhandenen Dekra-Testzentrum für autonomes Fahren baut die Lausitz Kompetenzen für das Zukunftsthema nachhaltige Mobilität auf. Weitere Themen, bei denen die Lausitz Pilotprojekte mit überregionaler Ausstrahlung plant oder bereits umsetzt, sind Bauen und Wohnen (schwimmende Architektur, Bauraumkonzept & digitale Baustelle Hoyerswerda), CO2-arme Industrie und Smart City. Anfang des Jahres wurde Cottbus als eine von 13 Gemeinden im Bundeswettbewerb Smart Cities ausgezeichnet. Für die Umsetzung von Projekten wie einer digitalen Verwaltung erhält die Stadt knapp 14 Millionen Euro vom Bundesinnenministerium und der KfW.

Fachkräftebedarf und Gründergeist

Hinzu kommt, dass sich die wirtschaftliche Situation der Lausitz in den letzten Jahren um 180 Grad gedreht hat. Verließen damals viele Menschen die Lausitz auf der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz, so sind die einst Abgewanderten heute begehrte Fachkräfte für hiesige Unternehmen. Mit speziellen Rückkehrer-Tagen, welche Kommunen, Arbeitsagentur und Unternehmen zwischen Weihnachten und Neujahr organisieren, wird um die ehemaligen Lausitzer geworben. Sie finden hier ganz andere Voraussetzungen vor als noch vor 15 oder 20 Jahren und entdecken so die Liebe zu ihrer alten Heimat neu.


Nicht nur Wolf, Elch und Luchs – auch viele Menschen zieht es zurück in die Lausitz. (Foto: Lausitz Matrix e.V., Rückkehrerinitiative aus Görlitz)

Während die Lebenshaltungskosten im Westen Deutschlands und in den Großstädten noch immer deutlich höher liegen als in der Lausitz – vor allem Wohnen und Kinderbetreuung kosten oft ein Vielfaches –, hat sich die Einkommensentwicklung in den zurückliegenden Jahren angeglichen. Die Löhne sind im Osten stärker gestiegen. In Sachsen und Brandenburg verdient ein Arbeitnehmer heute im Schnitt das Dreifache des Lohns von 1991. In Bayern und Baden-Württemberg hat sich der Bruttolohn in diesem Zeitraum nicht einmal verdoppelt.

Die Altersstruktur der Bevölkerung tut ihr übriges: Nach Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums wird die Zahl der Erwerbstätigen bis 2060 um ein Drittel sinken, da deutlich mehr Menschen in Rente gehen als Schulabgänger nachrücken. Von 800 Berufsgattungen sind fast die Hälfte aktuell mit Fachkräfte-Engpässen konfrontiert. Auch die IHK Cottbus geht davon aus, dass der Bedarf an Arbeitskräften weiter steigen wird: „Seit 2008 hat sich der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die älter sind als 55 Jahre, mehr als verdoppelt. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt 25,7 Prozent. In den nächsten zehn Jahren wird sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen“, heißt es im aktuellen Zahlenspiegel. An hoch qualifizierten Arbeitsplätzen dürfte es für junge Menschen künftig also nicht mangeln.


Hobbynäherin Dr. Nora Baum und Informatiker Markus Uhlig lernten sich an der BTU Cottbus-Senftenberg kennen und zählen mit ihrer Schnittmuster-App „Pattarina“ zu den besten Beispielen für innovative Unternehmensgründungen aus der Lausitz. 

Nicht zuletzt bietet die Region auch jenen eine Perspektive, die ihr eigenes Unternehmen führen wollen. Die Aktivitäten zur Unterstützung von Gründern werden im Rahmen der Strukturentwicklung aktuell stark ausgebaut. Im Industriepark Schwarze Pumpe hat mit dem Dock3 ein hochmodernes Gründungszentrum inklusive Co-Working-Space eröffnet. An der BTU Cottbus-Senftenberg entsteht derzeit ein neues Zentrum für Gründungswillige. Zudem vernetzt die Initiative Start-Up Revier East bestehende Initiativen wie das Gründungszentrum Zukunft Lausitz. Schon jetzt entstehen in diesem Gründungsklima spannende Geschäftsideen mit Zukunftspotenzial. Der Fantasy-Artikel-Händler Elbenwald, die Schnittmuster-App Pattarina oder der Werkzeug-Verleih toolbot sind nur drei von vielen Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. Kreative, junge Menschen finden in der Lausitz offenbar den idealen Ort, um von hier aus mit ihren Geschäftsideen den Markt zu erobern.

Abseits von Existenzgründungen ergibt sich noch eine zweite Perspektive für Menschen mit Unternehmergeist: In der Lausitz suchen viele am Markt etablierte Mittelständler in den kommenden Jahren einen Nachfolger. Allein im ostsächsischen Handwerk stehen in den kommenden fünf Jahren gut 1.000 Unternehmensübergaben an. Bei den 9.800 südbrandenburgischen Handwerksbetrieben sind 40 Prozent der Entscheidungsträger älter als 50 Jahre, ähnlich sind die Zahlen in Industrie und Handel. Es sind Chancen, ein gesundes Unternehmen zu übernehmen und auszubauen.