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Kann der kleine Toni mit seinen gut drei Jahren auch
schon ordentlich in die Pedale treten?
Der tritt wirk-
lich schon gut in die Pedale! Er ist eigentlich derje-
nige, der am meisten nach Radtouren verlangt und
mich am ehesten zu einem Sprint herausfordert.
Die Kinder sind alle sehr unterschiedlich. Der Ältes-
te möchte gern mit mir Rad fahren, weil er genau
weiß, dass es nach 15 Kilometern zwischendurch ein
Eis oder eine schöne Pause am See gibt. Der Kleine
hingegen möchte mit mir um die Wette fahren. Das
amüsiert uns total, weil die Kleinen auf dem Fahr-
rad lustig anzusehen sind. Wir teilen uns das auch
untereinander auf, mal schenkt meine Frau und mal
ich jedem Einzelnen mehr Aufmerksamkeit. Das ist
wertvolle Zeit, auch wenn man gemeinsam auf dem
Rad unterwegs ist. Natürlich unternehmen wir auch
gemeinsame Familientouren mit den drei Jungs und
meiner Tochter. Dabei ist uns die Bewegung an der
frischen Luft wichtig, wir sehen das Rad fahren in
Familie als tolle Freizeitgestaltung. Natürlich sehen
meine Kinder auf der anderen Seite auch, dass ich be-
ruflich viel auf demRad unterwegs sind, oft begleiten
sie mich dabei. Dann wollen sie wie der Papa auch
mal aufs große Rad. Das macht mich schon ein biss-
chen stolz, wenn die Kleinen mich als Vorbild sehen.
Wer hat den Kindern das Rad fahren beigebracht, Sie
oder Ihre Frau?
Meinen drei Söhnen habe ich das Rad
fahren beigebracht. Meine Tochter hat es bei meiner
damaligen Lebensgefährtin gelernt, als ich noch mit-
ten in meiner Profikarriere steckte und eher selten zu
Hause war. Ein Stück weit schauen die Kinder sich
das aber auch von alleine bei uns Eltern oder den Ge-
schwistern ab.
Warum sollte Ihres Erachtens jedes Kleinkind unbe-
dingt das Rad fahren erlernen?
Fahrrad fahren schult
die Motorik und das Körpergefühl. In meiner eigenen
Kindheit hatten wir keine Stützräder und haben da-
durch sehr schnell ein gutes Gleichgewichtsgefühl
bekommen. Außerdem bringt das Fahrrad Kinder
schnell von A nach B, sie bewegen sich in der Natur
und es ist auch ein sauberes Transportmittel, das kei-
ne Schadstoffe ausstößt. Das Fahrrad ist wirklich
Jan Ullrich hat als Radsportler alles erreicht:
Er wurde Weltmeister-, Olympia- und Tour
de France-Sieger. Heute lebt er mit seiner
Frau und seinen vier Kindern in der Schweiz, am Bo-
densee. Wir sprachen mit ihm über die Bedeutung
von Familie und Rad fahren in seinem Leben – ein
sehr sympathisches Gespräch, fast wie mit einem gu-
ten Freund auf der Gartenbank:
Wie viele Räder stehen bei Familie Ullrich eigentlich
in der Garage?
Gezählt habe ich all die Räder noch
nicht, aber es sind sehr viele. Wir haben in der Gara-
ge zwei Räume. In dem einen stehen noch um die 20
Räder aus früheren Zeiten meiner Sportkarriere, die
ich dort wie in einem kleinen Museum lagere. Darun-
ter sind die Räder wichtiger Siege wie mein Tour-de-
France-Rad und das Olympia-Rad. Im anderen Teil
der Garage stehen die ganzen Kinderräder, angefan-
gen vomKinderroller bis hin zumE-Bikemeiner Frau.
Wie viele das jetzt sind, lässt sich gar nicht so einfach
sagen. Auf jeden Fall sind wir gut ausgestattet!
Sie haben inzwischen vier Kinder, welche Rolle spielt
das Rad fahren bei den Kids?
Die Hauptrolle spielt
bei meinen Kindern sicher der Fußball, das war bei
mir früher aber auch so. Als Kind spielt man ja meist
das, was auch die Freunde spielen. Rad fahren ist
auch keine Sportart, die man unbedingt früh anfan-
gen muss. Sicher wird in unserer Familie viel Rad
gefahren, zumal wir hier am Bodensee in einer sehr
ländlichen Gegend wohnen. Da ist mit dem Rad alles
sehr gut erreichbar. Wir sehen das eher als Transport-
mittel – und die Kinder haben auch einfach Spaß am
Rad fahren. Sicher spielt es auch eine Rolle, dass die
Kleineren sich an den Größeren orientieren – und
mein großer Sohn Max unternimmt mit seinen acht
Jahren schon die ersten Versuche auf einem kleinen
Rennrad. Gerade gestern hat er seine ersten Klickpe-
dalen bekommen, die fand er bei mir immer toll und
hat sich das gewünscht. Durch meinen Beruf und
mein Sportlerleben hat das Rad fahren in unserer
Familie sicher einen besonderen Stellenwert. In der
Familie hat das aber tatsächlich viel mehr mit Spaß,
Bewegung und Gesundheit als mit Sport tun.
Interview:
Jens Taschenberger
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Ist man als Kind öfter gestürzt,
steht man später schneller wieder auf.
„Nur mit Helm“
Interview mit Radsportlegende Jan Ullrich